Berlin. Mädchen mit dem Perlenohrring ist eines der berühmtesten Bildern der Welt. Ein Detail könnte sich aber als schöner Schein erweisen.

Das Mädchen mit dem Perlenohrring (eigentlich: Perlenohrgehänge) vom niederländischen Maler Jan Vermeer ist eines der bekanntesten Bilder der Welt. Um 1665 entstanden, lädt das Portrait Betrachtende – ähnlich wie bei der Mona Lisa – zum Rätseln ein. Wer ist die Unbekannte, die einem da im Halbprofil einen leicht scheuen Blick zuwirft? Sie scheint etwas sagen zu wollen, was mag es sein?

Weniger rätselhaft erscheint hingegen, was da im Dunkeln funkelt. Der Titel teilt es mit, ein Perle fängt das Licht und bricht es, wirft es zum Betrachtenden zurück, lenkt den Blick schon aus großer Entfernung mitten hinein.

Nur könnte es sich bei der Perle im wahrsten Sinne des Wortes um schönen Schein handeln, eine gut gemachte Nachbildung aus Glas.

Perlen waren zu Vermeers Zeit ein Vermögen wert

Diese These zumindest vertritt der niederländische Kunsthistoriker Pieter Roelofs. Roelofs ist Co-Kurator einer Vermeer-Ausstellung, die gerade in Amsterdam die kunstbegeisterten Massen ins Rijksmuseum lockt.

Im Ausstellungskatalog schreibt Roelofs, eine Perle von der Größe jener am Ohr von Vermeers Modell habe im 17. Jahrhundert eine "astronomische" Summe gekostet. Die Kleinode stammten aus der Meerenge zwischen Indien und dem heutigen Sri Lanka.

Kunstbegeisterte bestaunen Vermeers berühmteste Arbeit im Rijksmuseum.
Kunstbegeisterte bestaunen Vermeers berühmteste Arbeit im Rijksmuseum. © IMAGO / ANP

Bekannt ist, dass ein holländischer Juwelier 1632 für eine solche Perle rund 500 britische Pfund (etwa 113.000 Euro nach heutigen Maßstäben) bezahlt hatte. Sie sei für eine Prinzessin bestimmt gewesen, heißt es beim "The Art Newspaper" – unwahrscheinlich, dass eine junge Frau ohne Stand im Besitz eines solchen Reichtums war.

"In Vermeers Arbeit sehen wir eine Imitation aus Glas, die damals hauptsächlich von venezianischen Glasbläsern verkauft wurde", schreibt der Kunsthistoriker.

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An wessen Ohr die hängt ist – aus kunsthistorischer Sicht – übrigens nicht entscheidend. Beim Mädchen mit dem Perlenohrring handelt es sich um ein sogenanntes Tronje, eine im holländischen und flämischen Barock verbreitete Bildgattung. Sie bildet keine bestimmte Person ab, vielmehr stellt sie Studien menschlicher Gesichtsausdrücke dar. (pcl)