London/Berlin. Der Fall Nicola Bulley beschäftigt ganz England. Die 45-Jährige war unterwegs in eine Telefonkonferenz eingeloggt, als sie verschwand.

St. Michael's in der Grafschaft Lancashire ist ein Ort wie aus einer Folge der beliebten TV-Krimireihe "Inspector Barnaby". Der Flecken im Nordwesten Englands hat gerade einmal 600 Einwohner, eine alte, dem Erzengel Michael geweihte Kirche und wird vom Flüsschen Wyre durchzogen, an dessen Ufer die Bewohner mit ihren Hunden entlang spazieren.

Seit Freitag, 27. Januar, wird diese ländliche Idylle von einem Vermisstenfall getrübt, dessen mysteriöse Umstände mittlerweile ganz England beschäftigen. Nicola Bulley hatte gerade ihre beiden Kinder in den Kindergarten gebracht, ihr Auto abgestellt und war mit ihrem Cocker Spaniel Willow zu einem Spaziergang aufgebrochen, als sie sich um 9.01 Uhr mit ihrem Mobiltelefon in eine Arbeitskonferenz einloggte. Gegen 9.15 Uhr wurde Nicola Bulley zuletzt gesehen. Seitdem ist die Hypothekenmaklerin spurlos verschwunden.

Spurlos verschwunden: Bulleys Handy war noch eingeschaltet

Auf einer Bank am Fluss Wyre fand eine Spaziergängerin später das Handy von Nicola Bulley. Sie war noch in den Call eingeloggt. "Es scheint so, als sei sie stummgeschaltet gewesen und habe ihre Kamera nicht angeschaltet", sagte ihr Chef der britischen Zeitung "Daily Mail". Auch Cocker Spaniel Willow tauchte wieder auf - von Nicola Bulley fehlt seit Freitag jedoch jede Spur.

Die Familie und Freunde der 45-Jährigen sind verzweifelt, können sich ihr Verschwinden nicht erklären. Bulley habe die Strecke sehr gut gekannt, sei sie regelmäßig mit ihrem Hund gegangen. Auf ihrer Facebook-Seite teilte Bulley noch im November Fotos der nebelverhangenen Landschaft. "Ein bisschen unheimlich" schrieb sie damals zu ihrem Eintrag.

Lebensgefährte spricht von "ewiger Hölle" für Familie

Die Polizei, Kräfte der Feuerwehr und sogar die Bergrettung suchen derweil fieberhaft nach der Verschwundenen. Inzwischen wurden weitere Zeugen vernommen. Auch ein verlassenes Haus in der Nähe des Flusses wurde durchsucht. Eine Spur fanden die Ermittler bisher nicht.

Bulleys Lebensgefährte sprach von einer "ewigen Hölle" für die Familie. "Wir erleben das hier, aber es fühlt sich nicht real an", sagte er. Bulleys Freundin Emma White wandte sich im Radio an die Vermisste: "Wir vermissen dich sehr, und die zwei kleinen Mädchen wollen ihre Mami sehen. Wenn du da draußen bist, Nik, komm zurück. Wir brauchen dich, wir haben dich sehr lieb." (tok)