Berlin . Bei einem Brand in einem Heim für psychisch Kranke in Reutlingen sind drei Menschen ums Leben gekommen. Es gibt mehrere Verletzte.

Reutlingen steht unter Schock: Bei einem Feuer in einem sozialpsychiatrischen Fachpflegeheim sind nach Angaben der Polizei am Dienstagabend drei Menschen gestorben. Zwölf Personen seien verletzt worden, eine von ihnen schwer. "Es ist ein sehr tragisches Unglück", sagte Polizeisprecherin Andrea Kopp.

Die Brandursache war zunächst unklar. Nach Behördenangaben steht nun aber eine Mitbewohnerin des Pflegeheims unter dem Verdacht, den Brand gelegt zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln jetzt gegen die 57-Jährige, während die Experten in den rußgeschwärzten Räumen nach Antworten auf die vielen offenen Fragen suchen.

Tatmotiv weiterhin unklar – Frau nicht ansprechbar

Gegen die Frau werde wegen Verdachts des dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs ermittelt, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Feuer am Dienstagabend in ihrem Zimmer im Obergeschoss des Hauses ausgebrochen. Gegen 19.45 Uhr wurden die Einsatzkräfte zu dem Brand in der Oberlinstraße gerufen. Der Brandort wurde daraufhin weiträumig abgesperrt.

Die Kriminaltechniker ermitteln weiter, denn völlig unklar bleibt auch ein mögliches Tatmotiv der verdächtigten Frau, die laut Polizei psychisch krank und derzeit noch nicht ansprechbar ist. Die 57-Jährige werde derzeit in einer Spezialklinik behandelt.

Brand in Reutlinger Heim: Schwere Belastung auch für die Feuerwehr

Zuvor hieß es seitens der Polizei, die Klärung werde sich über die nächsten Tage und Woche hinziehen. Laut dem Einsatzleiter der Feuerwehr, Martin Reicherter, blieb der Brand auf ein Patientenzimmer begrenzt. "Es war eine enorme psychische Belastung auch für die Trupps, die da drin waren", sagte er. "Wir haben unsere psychologische Nachsorge alarmiert."

Etwa 30 Personen leben dort, sie wurden überrascht und waren hilflos und überfordert. Nach Polizeiangaben vom frühen Mittwochmorgen handelt es sich bei den drei Toten um eine 53-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren. Sie kamen nach ersten Erkenntnissen der Rettungskräfte durch Rauchgasvergiftungen ums Leben.

Elf weitere Menschen seien ebenfalls leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Frühere Angaben des Rettungsdienstes zur Zahl und Schwere der Verletzungen wurden damit nachträglich korrigiert.

Reutlingen: Bürgermeister zeigt sich entsetzt

Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) hatte sich nach dem Brand erschüttert gezeigt. "Es ist ein schwarzer Abend für Reutlingen", sagte er am Unglücksort. Der Geschäftsführer der Einrichtung, Gerhard Längle, sagte: "Es ist schlichtweg eine Katastrophe."

In der sozialpsychiatrischen Pflegeeinrichtung leben psychisch kranke Menschen mit gleichzeitigem Pflegebedarf. Nach Angaben des ärztlichen Leiters des Heims handle es sich um eine Einrichtung der Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen, die mindestens 50 Jahre alt sind. Sie leben längerfristig dort.

Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befanden sich der Polizei zufolge 37 Bewohner und 5 Pflegekräfte in dem Gebäude. Der vom Brand betroffene Teil des Gebäudes sei nicht mehr bewohnbar. Die elf Leichtverletzten wurden nach Untersuchung und Behandlung in eine psychiatrische Klinik gebracht und dort betreut. Die Schadenshöhe dürfte laut ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen. (fmg/dpa)