Athen/Berlin. In Athen war am Montag fast der gesamte europäische Hochadel versammelt. Grund war die Beisetzung eines Königs mit dunkler Geschichte.

In Athen wurde am Montag der ehemalige griechische König Konstantin II. beigesetzt. Die Beerdigung war der Schlussstrich unter eine Ära, die schon vor 48 Jahren zu Ende ging: Die wechselvolle Geschichte der Monarchie in Griechenland – eine Staatsform, mit der die meisten Griechinnen und Griechen sich nicht anfreunden konnten.

Konstantin II. gab den Anspruch auf den griechischen Thron nie auf.
Konstantin II. gab den Anspruch auf den griechischen Thron nie auf. © dpa

So viele Royals hat man in Athen noch nie gesehen: Zur Trauerfeier für den vor einer Woche verstorbenen Konstantin versammelten sich Hunderte Adlige aus zahlreichen europäischen Staaten in der Athener Kathedrale, darunter die Königspaare aus Dänemark, Spanien, den Niederlanden, Belgien und Schweden. Aus Luxemburg kam Großherzog Henri, aus Monaco Fürst Albert. Nach dem griechisch-orthodoxen Gottesdienst wurde Konstantin II auf dem Familienfriedhof beim früheren königlichen Sommerpalastes im Athener Vorort Tatoi beigesetzt.

Konstantin II. von Griechenland: Monarch ohne politisches Geschick

Die Geschichte der Monarchie in Griechenland begann 1831 mit Otto von Wittelsbach, einem 17-jährigen Prinzen aus Bayern. Die Griechen, die sich gerade erst in einer blutigen Revolution von den türkischen Besatzern befreit hatten, träumten von einer Republik. Stattdessen verordneten ihnen die europäischen Großmächte eine Monarchie.

Den künftigen König Otto I. lieferten sie gleich mit. 1843 kam es zu einem ersten Coup d’Ètat. Die rebellischen Untertanen trotzten dem König eine Verfassung ab. Aus der absoluten wurde eine konstitutionelle Monarchie. Das war nur das Vorspiel. 1862 musste der glücklose König nach einem neuerlichen Staatsstreich das Land verlassen. Er starb fünf Jahre später in Bamberg.

Spaniens König Felipe und Königin Letizia kamen zur Trauerfeier nach Athen.
Spaniens König Felipe und Königin Letizia kamen zur Trauerfeier nach Athen.

Griechenlands letzter König Konstantin II. übernahm 1964 nach dem frühen Tod seines Vaters Paul I. im Alter von 23 Jahren den Thron. Es waren turbulente Jahre in Griechenland, geprägt von politischen Intrigen und Machtkämpfen der Parteien und der Militärs. Konstantin, ein König mit politischen Ambitionen aber ohne politisches Geschick, ebnete in jenen Jahren mit seinem Lavieren den Weg zum Staatsstreich der Obristen vom 21. April 1967.

Vielen Griechen galt Konstantin II. als feiger Mitläufer

Mit dem Putsch verhinderten die Militärs die für Mai angesetzten Neuwahlen. Konstantin spielte mit: Er unterzeichnete die Ernennungsurkunden der Militärregierung – und gab so der Junta den Anschein der Legalität. Der junge König erwarb sich damit in den Augen vieler den Ruf eines charakterlosen, feigen Mitläufers. Konstantin erklärte später, er habe mit „milden Maßnahmen“ versucht, die Obristen auf den Weg der Rechtsstaatlichkeit zurückzuführen, was ihm aber nicht geglückt sei.

Nach dem Sturz der Junta entschieden die Griechinnen und Griechen im Dezember 1974 in einer Volksabstimmung mit von fast 70 Prozent für die Abschaffung der Monarchie. Konstantin ging nach London ins Exil. Aber seine Ansprüche auf den Thron hat der „König der Hellenen“, wie er sich bis zum Schluss nannte, nie aufgegeben. Auch seine drei Söhne führen den Titel „Königliche Hoheit“. Dem ältesten von ihnen, dem 55-jährigen Pavlos, fällt nun als fiktiver Thronfolger die Rolle des Monarchen ohne Untertanen zu.