Berlin.
XBB.1.5: Die in den USA um sich greifende Coronavirus-Sublinie wird nach Meinung des Virologen Christian Drosten auch in Deutschland in absehbarer Zeit zur vorherrschenden Variante werden. "Einfach, weil die relative Übertragbarkeit von diesem Virus gegenüber den anderen momentan zirkulierenden Viren so viel größer ist", sagte der Forscher der Berliner Charité am Donnerstag im Podcast "Coronavirus-Update". Der Vorteil erinnere an die Zeiten, als die Delta- und Omikron-Varianten aufkamen. Das heiße aber längst nicht, dass eine riesige neue Welle noch in diesem Winter drohe, sagte Drosten.
Auch im Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag findet der Subtyp Erwähnung. zur Ausbreitung in Deutschland heißt es: "Die in den Vereinigten Staaten von Amerika stark verbreitete Variante XBB.1.5 hatte einen Anteil von 1 Prozent", schreibt das RKI. "Ihr Anteil in den Vorwochen lag unter 0,5 Prozent." Die Sublinie stehe wie andere Sublinien unter Beobachtung. Vorläufige Daten deuteten auf einen Wachstumsvorteil gegenüber anderen und zuvor zirkulierenden Sublinien hin. Die Angaben beziehen sich auf Daten aus der letzten Woche des vergangenen Jahres und basieren auf geringen absoluten Zahlen.
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Corona-Subtyp XBB.1.5: Keine Hinweise für schwereren Krankheitsverlauf
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz war im Bericht von einem bundesweiten Rückgang um 14 Prozent in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche die Rede. "Nach dem deutlichen Rückgang und einem zwischenzeitlichen leichten Wiederanstieg vor dem Jahreswechsel zeichnet sich nun ein weiteres Absinken der Fallzahlen ab", heißt es im Bericht. Nachmeldungen seien angesichts der Feiertage, dem Jahreswechsel sowie einer Cyberattacke in Potsdam noch möglich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bislang keine Mutation in XBB.1.5 festgestellt, die für einen schwereren Krankheitsverlauf verantwortlich sein könnte. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass genetische Eigenschaften und die Wachstumsrate die Fallzahlen weltweit wieder steigen lassen könnten. Aber es gebe noch viele offene Fragen, auch deshalb, weil die Angaben zum Wachstumsvorteil bisher nur auf Daten aus den USA basieren.
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Fakten zu Christian Drosten
- Geburtsdatum: 12. Juni 1972
- Position: Leiter der Virologie an der Berliner Charité
- Thema: Corona-Pandemie
Christian Drosten: Bin missverstanden worden
Virologe Christian Drosten war am Donnerstag erstmals nach fast zehn Monaten wieder in dem NDR-Info-Format zu hören und wies eingangs auf ein Missverständnis zu seiner vielbeachteten Äußerung zum Pandemie-Ende von Dezember hin. In dem Interview habe er eigentlich etwas anderes gesagt als das, was in Teilen der Öffentlichkeit angekommen sei. Über die Lesart einiger Medien und Politiker, wonach er die Pandemie für beendet erklärt habe, sagte er: "Ich glaube, alle die mich bisher kommunizieren gehört haben, wissen, dass ich solche forschen Dinge eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sage."
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Er könne nur sagen, was er erwarte: "Dass wir demnächst, in ein paar Monaten sagen werden: 'Im Nachhinein betrachtet war das die erste endemische Welle dieses Virus', und damit ist die Pandemie vorbei." Vorab könne man so etwas nicht ankündigen. Infolge des "Tagesspiegel"-Interviews hatten zahlreiche Politikerinnen und Politiker Lockerungen der aktuellen Corona-Regeln gefordert, allen voran die FDP.
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Im Podcast griff Drosten auch die verheerende Corona-Situation in China auf. Es gebe derzeit keinen konkreten Anlass, die Entstehung einer neuen Virusvariante zu befürchten. Es gebe aber eine gewisse grundsätzliche Gefahr, dass das Virus dort noch neue Lösungen finde. Durch Tests in vielen Einreiseländern könnten mögliche neue Varianten sehr schnell gefunden werden. Bisher seien die in China vorkommenden Erreger "ganz normale Virusvarianten", die auch bei uns zur schon vorhandenen Mischung gehörten. (mja/dpa)
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