Kairo/Berlin. Wissenschaftler der Universität Cambridge haben in Ägypten ein rätselhaftes Grab entdeckt. Wurde dort eine Prinzessin bestattet?

Echnaton (Regierungszeit etwa 1350 – 1334 vor Christus) gilt als der große Rebell unter Ägyptens Pharaonen. Er stieß die altägyptische Götter vom Thron, betete den Gott Aton in Gestalt der Sonnenscheibe an und gründete eine neue Hauptstadt, Achet-Aton. Seine Hauptfrau dürfte mindestens genauso bekannt sein wie er. Es handelte sich dabei um keine Geringere als Nofretete, deren Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist.

Archäologen der Universität Cambridge haben jetzt eine Aufsehen erregende Entdeckung gemacht. In der Nekropole von Amarna, quasi dem Friedhof von Achet-Aton, fanden sie ein schlichtes Grab mit einer allerdings besonderen Beigabe: einem Goldring, dessen Inschrift die Besitzerin als Prinzessin ausweist. "Tochter der Herrin der beiden Länder" steht auf dem Ring geschrieben.

Nach Ansicht der Wissenschaftler kann mit der Bezeichnung "Herrin der beiden Länder" nur die Königin, also Nofretete, gemeint sein.

Büste der Nofretete im Ägyptischen Museum in Berlin
Büste der Nofretete im Ägyptischen Museum in Berlin © imago stock&people | imago stock&people

Grabbeigaben geben Wissenschaftlern Rätsel auf

Umso erstaunlicher ist es, dass der Leichnam nur mit einfachem Stoff umwickelt und lediglich auf eine Strohmatte gelegt wurde. Für eine Prinzessin wäre das höchst ungewöhnlich. Noch verwirrender macht den Fund, dass die bestattete Frau drei goldene Fingerringe und eine Kette mit tropfenförmigen Goldperlen trug.

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Für die Ägyptologen stellt sich nun die Frage, wer wirklich in dem Grab bestattet wurde. Handelt es sich um eine der sechs Töchter von Echnaton und Nofretete? Die Wissenschaftler bezweifeln dies. Sie vermuten, dass es sich bei der Frau mit dem Goldschmuck einer Prinzessin um eine der Ammen im Palast des Pharaos gehandelt haben könnte.

Möglicherweise war sie für eine der Königstöchter zuständig und bekam später den Schmuck von ihr geschenkt. Ammen standen am Hof in hohem Ansehen und nahen auch an Zeremonien teil. Von einigen sind sogar die Namen überliefert, was für ihre wichtige Rolle spricht.

Ein weiterer Fund, ein Ring mit ovaler Bildplatte, stützt die Vermutung der Forscher. Darauf ist Bes abgebildet, der kleinwüchsige Schutzgott der Neugeborenen. Der Ring könnte demnach auf eine Tätigkeit der Besitzerin im Bereich der Kinderpflege oder eben als Amme hinweisen. (tok/dpa)