Stuttgart. 2,8 Promille: Vor Kurzem habe ein betrunkener Mann stundenlang hinterm Steuer eines Zugs der Deutschen Bahn gesessen. Die Hintergründe.

  • Ein Lokführer der Deutschen Bahn hat am Wochenende mit einer Alkohol-Fahrt für Schlagzeilen gesorgt
  • Mit 2,8 Promille fuhr der Mann mehrere Stunden einen Zug, rauschte dabei an mehreren Haltestellen vorbei
  • In Durchsagen soll er sich nicht gerade positiv über seinen Arbeitgeber geäußert haben

Chaos-Fahrt bei der Deutschen Bahn: Vergangenen Donnerstag wurde ein betrunkener Lokführer von der Bundespolizei Stuttgart aus dem Verkehr gezogen. Wie die "Thüringer Allgemeine" zuerst berichtete, habe der 43-Jährige mit 2,8 Promille vermutlich mehrere Stunden lang einen Zug gefahren.

Laut Bundespolizei trat der Mann den Dienst um 13.38 Uhr an und wurde erst am späten Abend festgenommen. Ob der Zugfahrer am Anfang deutlich betrunkener gewesen sei oder aber während der Fahrt weiter getrunken habe, war zunächst unklar. Fest steht aber, dass er schon vor Dienstbeginn Alkohol getrunken hat: Das soll er einer Sprecherin der Bundespolizei zufolge gestanden haben, bevor er ins Krankenhaus kam.

Deutsche Bahn: Lokführer rauscht an Stationen vorbei und öffnet Türen nicht

Das Fahren unter Alkoholeinfluss war demnach nicht das Einzige, womit der Lokführer negativ aufgefallen sei. Der Fahrer soll ohne zu halten durch mehrere Stationen gerast sein. An manchen Stationen hätten sich die Türen nicht geöffnet, an anderen wiederum mit Verspätung.

Zudem soll der Lokführer Durchsagen getätigt haben, aber keine gewöhnlichen. So habe er dabei über seinen Job und Arbeitgeber gelästert.

Verwunderlich also, dass er trotz des erheblichen Pegels eine elementare Aufgabe des Zugfahrens beachtet hat: den Schutzmechanismus zu betätigen. Zugfahrer müssen alle 30 Sekunden eine spezielle technische Vorrichtung, die sogenannte Sicherheitsfahrschaltung, bedienen. Andernfalls würde der Zug stehenbleiben.

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    Promillen-Fahrt: Ermittlungen gegen Zugführer

    Die Chaos-Fahrt sei erst gegen 22.30 Uhr aufgeflogen. Eine Frau wollte an der Station Rutesheim offenbar ihre Tochter abholen, habe nach dem Vorbeirauschen des S6 sofort die Polizei alarmiert. Alle Passagiere hätten erst an der Endhaltestelle Weil der Stadt aussteigen können. Der Bahn zufolge dauert die Strecke vom Stuttgarter Hauptbahnhof bis dorthin etwa 40 Minuten mit zwölf Zwischenhalten auf dem Weg.

    UnternehmenDeutsche Bahn AG
    Gründung1. Januar 1994
    GründungsstadtBerlin
    EigentümerBundesrepublik Deutschland

    Danach sei der betrunkene Zugführer aber noch weitergefahren und erst am Bahnhof Korntal-Münchingen aus eigenen Stücken stehen geblieben. Dort sei er festgenommen worden, habe aber freiwillig einen Alkoholtest gemacht.

    Nun werde gegen den Mann wegen des Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr ermittelt. Nach einem solchen Vorfall werde der Triebfahrzeugführerschein des Mitarbeiters sofort eingezogen und dem Eisenbahnbundesamt übergeben, so eine DB-Sprechrein.

    Der Bahn und der Bundespolizei zufolge sei ein derartiger Vorfall eine Seltenheit. Die Sprecherin der Bundespolizei bezeichnete es als einen "herausragenden" Sachverhalt.

    Tatsächlich ist es aber nicht das erste Mal, dass ein betrunkener Zugfahrer aus dem Verkehr gezogen wurde: Im Januar hatte die Bundespolizei in Niedersachsen einen ähnlichen Vorfall erlebt. Damals ergab der Atemalkoholtest einen Wert von 2,17 Promille.