Berlin. . In Berlin ist ein Riesen-Aquarium geplatzt. Jetzt stellt sich die Frage: Ist das Tierquälerei und braucht es solche Großaquarien noch?

Am Freitagmorgen ist im Berliner Hotel Dom Aquaree der sogenannte Aquadom geplatzt. Rund eine Million Liter Wasser soll aus dem zylindrischen Becken ausgetreten sein. Von den circa 1500 Fischen, die in dem Riesen-Aquarium gelebt haben sollen, ist der Großteil verendet. Nach einem solchen Unfall stellt sich die Frage: Sind Aquarien Tierquälerei?

Die Berliner Innensenatorin Iris Spanger (SPD) sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer Materialermüdung als mögliche Ursache für den Vorfall. Nach Angaben der Feuerwehr ist von zwei Verletzten die Rede. PETA will nun rechtliche Schritte gegen das Unternehmen Sea Life prüfen, das von der Tierschutzorganisation als Betreiber des Aquariums bezeichnet wird.

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Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) betonte Sea Life aber inzwischen, dass der Aquadom "eine eigenständige Attraktion und ist nicht im Besitz des Sea Life Berlin" sei. Auch für die Wartung und Instandhaltung sei das Unternehmen nicht zuständig gewesen. Zwar sei der Besuch in dem Großaquarium in Eintrittskarten und Marketingaktivitäten enthalten gewesen, Besitzer sei aber die Firma Union Investment. „Wir vermarkten den Aquadom mit“, erklärte eine Sea Life-Sprecherin.

PETA fordert Verbot von Aquarienprojekten: Sind Aquarien Tierquälerei?

Außerdem fordert PETA das Verbot neuer Aquarienprojekte, wie dem Coral World in Berlin-Lichtenberg. "Diese menschengemachte Tragödie zeigt, dass Aquarien kein sicherer Ort für Fische und andere Meerestiere sind. Der Aquadom darf daher nicht wieder aufgebaut werden", äußert sich Peter Höffken, Fachleiter des Kampagnenteams in einer Pressemitteilung zu dem Unfall.

Laut der Tierschutzorganisation ist es nicht möglich Fische in einem Aquarium artgerecht zu halten. Grund sei, dass die Wasserbecken die Gegebenheiten und Weite des natürlichen Lebensraumes der Tiere nicht wiederspiegeln könnten. Weiter spricht PETA davon, dass Fische fühlende Lebewesen seien und Gefangenschaft sie trostlos und aggressiv werden lasse.

Riesen-Aquarium in Berlin geplatzt - Bilder der Verwüstung

Der Blick von oben zeigt, mit welcher Wucht das herausschießende Wasser Trümmer auf die Straße schleuderte.
Der Blick von oben zeigt, mit welcher Wucht das herausschießende Wasser Trümmer auf die Straße schleuderte. © Christoph Söder/dpa | Christoph Södedr/dpa
Straße überflutet: Der Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée in Berlin-Mitte am frühen Freitagmorgen. Dort platzte ein riesiges Aquarium.
Straße überflutet: Der Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée in Berlin-Mitte am frühen Freitagmorgen. Dort platzte ein riesiges Aquarium. © Morris Pudwell
Die gewaltige Flutwelle hat Teile der Einrichtung auf die Straße vor dem Hotel gespült.
Die gewaltige Flutwelle hat Teile der Einrichtung auf die Straße vor dem Hotel gespült. © Paul Zinken | Paul Zinken
Ein toter Fisch liegt zwischen den Trümmern aus dem Hotelgebäude auf der Straße.
Ein toter Fisch liegt zwischen den Trümmern aus dem Hotelgebäude auf der Straße. © Miriam Schaptke
Rettungsaktion: Überlebende Fische werden in andere Fischbecken transportiert.
Rettungsaktion: Überlebende Fische werden in andere Fischbecken transportiert. © John MACDOUGALL / AFP
Ein paar wenige Fische wurden gerettet.
Ein paar wenige Fische wurden gerettet. © Miriam Schaptke
Angesichts solcher Zerstörungen wirkt das wie ein Wunder.
Angesichts solcher Zerstörungen wirkt das wie ein Wunder. © Miriam Schaptke
Ein Helfer in Schutzanzug beseitigt am Sonnabend Trümmer.
Ein Helfer in Schutzanzug beseitigt am Sonnabend Trümmer. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Eine zerborstene Glastür wird entsorgt.
Eine zerborstene Glastür wird entsorgt. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Helfer transportieren Aquaristik-Gerätschaften wie Seile und Netze ab.
Helfer transportieren Aquaristik-Gerätschaften wie Seile und Netze ab. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Der Gebäudekomplex ist auch am Sonnabend abgesperrt. Auch das Parkhaus ist nicht nutzbar.
Der Gebäudekomplex ist auch am Sonnabend abgesperrt. Auch das Parkhaus ist nicht nutzbar. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Container stehen bereit, die Aufräumarbeiten am Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée sind aufwendig.
Container stehen bereit, die Aufräumarbeiten am Hotel- und Geschäftskomplex Dom Aquarée sind aufwendig. © Sergej Glanze / Funke Foto Services
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verschaffte sich am Freitag vor Ort einen Überblick.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verschaffte sich am Freitag vor Ort einen Überblick. © Paul Zinken
Der Druck von einer Million Litern Wasser, die aus dem Aquarium schossen, hatte eine verheerende Wirkung - wie ein Tsunami, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD).
Der Druck von einer Million Litern Wasser, die aus dem Aquarium schossen, hatte eine verheerende Wirkung - wie ein Tsunami, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD).
Das Aquarium Aquadom im Hotel hatte eine 14 Meter hohe Wassersäule. Es war mit rund einer Million Liter Wasser gefüllt und beherbergte rund 1500 tropische Fische.
Das Aquarium Aquadom im Hotel hatte eine 14 Meter hohe Wassersäule. Es war mit rund einer Million Liter Wasser gefüllt und beherbergte rund 1500 tropische Fische. © picture alliance / dpa | Kay Nietfeld
Das Riesen-Aquarium ist geborsten. Im Inneren des Aquariums fuhr ein doppelstöckiger Fahrstuhl die Besucher durch die Unterwasserwelt.
Das Riesen-Aquarium ist geborsten. Im Inneren des Aquariums fuhr ein doppelstöckiger Fahrstuhl die Besucher durch die Unterwasserwelt. © instagram/tnn/dpa
Das komplett zerstörte Aquarium im Hotel Dom Aquarée.
Das komplett zerstörte Aquarium im Hotel Dom Aquarée. © instagram/tnn/dpa
Das Atrium des Hotels Dom Aquarée ist verwüstet und liegt in Trümmern.
Das Atrium des Hotels Dom Aquarée ist verwüstet und liegt in Trümmern. © tnn/dpa
Ein Foto eines Hotelgastes aus der 4. Etage. Zu erkennen ist das zerstörte Aquarium.
Ein Foto eines Hotelgastes aus der 4. Etage. Zu erkennen ist das zerstörte Aquarium. © Morris Pudwell
Die Feuerwehr und die Polizei Berlin sind mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Feuerwehr und die Polizei Berlin sind mit einem Großaufgebot vor Ort. © Morris Pudwell
Hotelgäste wärmen sich in Bussen der Berliner Feuerwehr  vor dem Hotel auf.
Hotelgäste wärmen sich in Bussen der Berliner Feuerwehr vor dem Hotel auf. © Morris Pudwell
Das Wasser hat Teile der Café-Einrichtung auf die Karl-Liebknecht-Straße gespült.
Das Wasser hat Teile der Café-Einrichtung auf die Karl-Liebknecht-Straße gespült. © Christoph Soeder/dpa
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) räumt Trümmerteile von den Straßen.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) räumt Trümmerteile von den Straßen. © Paul Zinken
Bis zum Sommer 2020 war der Aquadom umfassend modernisiert worden.
Bis zum Sommer 2020 war der Aquadom umfassend modernisiert worden. © Annette Riedl/dpa
Das Aquarium beherbergte rund 1500 tropische Fische. Taucher reinigten das Aquarium regelmäßig.
Das Aquarium beherbergte rund 1500 tropische Fische. Taucher reinigten das Aquarium regelmäßig. © picture alliance / dpa | Kay Nietfeld
Das Aquarium im Bau - ein Foto von 2003.
Das Aquarium im Bau - ein Foto von 2003. © picture-alliance/ Berliner_Zeitung
Das Hotel Radisson SAS Dom Aquarée liegt in der Nähe des Berliner Doms.
Das Hotel Radisson SAS Dom Aquarée liegt in der Nähe des Berliner Doms. © picture alliance / imageBROKER | Lothar Steiner
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Befürworter von Groß-Aquarien sprechen von der intensiven Umweltbildung, die solche Becken haben können. Dagegen wird argumentiert, dass das Geld lieber in Umweltschutzprojekte investiert werden solle.

Die Welternährungsorganisation FAO und das Umweltprogramm Unep der Vereinigten Nationen schätzen, dass je nach Art bis zu 80 Prozent der marinen Zierfische auf dem Weg vom Fang über den Transport bis ins Aquarium umkommen.

Unternehmen, die Aquarien betreiben betonen hingegen immer wieder, dass sie viele ihrer Tiere selbst züchten oder nur von zertifizierten Fischern kaufen, die von Umweltverbänden akzeptiert würden. Die Zahlen von FAO und Unep sind lediglich geschätzt, gesicherte Zahlen gibt es nicht. Neben dieser Unklarheit bleibt auch die Frage offen, ob es Groß-Aquarien wie den Aquadom heutzutage wirklich noch braucht. (rs)

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