Berlin. Riesenotter gelten als bedrohte Art. Die Giganten bewohnen Flüsse in Südamerika – und bekommen Unterstützung bei der Familienplanung.

Wer an Otter denkt, hat posierliche Tierchen im Kopf, die händchenhaltend schlafen und Lieblingswerkzeuge besitzen. Einen 1,7 Meter langen, bis zu 30 Kilo schweren, Giganten hat – in Europa – wohl nur auf dem Schirm, wer Biologie studiert oder Otter-Fan ist.

Riesenotter leben im amazonischen Regenwald und gelten, im Gegensatz zu ihren europäischen Cousins, als gesellig. In Argentinien wurde das Pteronura brasiliensis wohl zum Verhängnis. Jäger hatten leichtes Spiel mit den Tieren, die dort lange als ausgestorben galten.

Riesenotter in Argentinien wieder da

Vielleicht hatten sich die letzten Expemplare auch nur gut versteckt, denn: Der Riesenotter ist wieder aufgetaucht. Bereits im Mai 2021 berichtete Sebastián Di Martino, Direktor der Artenschutzstiftung "Rewilding Argentina" von einer Begegnung mit dem Tier im Bermejo Fluss, im Nordosten des Landes.

"Ich sah den Riesenotter zufällig", sagte Di Martino dem britischen "Guardian". Er habe eigentlich nach anderen Arten Ausschau gehalten, als er mit einem Kayak in einer Lagune unterwegs war. "Dann hat das Tier ein Geräusch gemacht, einen Warnruf, den ich gut kenne."

Er drehte sein Boot herum und sah das Männchen. "Als er mich sah, hat er seinen Kopf aus dem Wasser gestreckt und mir seine weiße Brust gezeigt", erinnert sich Di Martino. Er sei überglücklich gewesen, ein Exemplar der bedrohten Art gesehen zu haben.

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"Das sind große Räuber in den Flusssystemen Südamerikas. Sie sind tagaktiv, sehr laut, sehr zahm gegenüber Menschen und sehr aktiv. Ihnen zu zu schauen ist unglaublich faszinierend. Sie halten niemals still", schwärmt der Artenschützer.

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Otter-Männchen soll Familie gründen

Seine Entdeckung hat dazu geführt, das die argentinische Regierung das Tier im Bermejo-Fluss und dem umliegenden Nationalpark El Impenetrable wieder ansiedeln will. Der Fluss ist ein gutes Habitat für Riesenotter und mit anderen Flüssen gut verbunden, in denen bereits Riesenotter-Populationen leben. "Es gibt noch Hoffnung", sagte Di Martino.

Bei seinem Männchen handelt es sich vermutlich um ein junges Tier, dass auf der Suche nach einer Partnerin war. Dabei will ihm "Rewilding Argentina" unter die Arme greifen. "Wir hoffen, dass das Männchen hier bleibt im Nationalpark", sagte Biologin Sofía Heinonen dem "Guardian", "dank eines Weibchens aus einer Aufzuchtstation, das wir im Park ansiedeln wollen." (pcl)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.