Cannes. Léa Seydoux (37) punktet mit Popcorn-Kino und adelt Autorenfilme. Im Interview spricht sie über vergangene und aktuelle Rollen.

Sie ist die Schauspielerin, die den ewigen Macho 007 bekehrte, die wohl intensivste lesbische Liebesgeschichte der Filmgeschichte lieferte und dafür die Goldene Palme in Cannes gewann. Léa Seydoux punktet mit Popcorn-Kino und adelt Autorenfilme. Im Drama „An einem schönen Morgen“ kämpft die Französin, die einer angesehenen Filmdynastie entstammt, mit den ganz normalen Widrigkeiten des Lebens, mit Alleinsein, Altern, Abschied von den Eltern und natürlich: l’amour.

Blonder Bubikopf à la Jean Seberg, Blue Jeans, weißes Hemd und Sandalen – schlichter und natürlicher kann sich ein international gefeierter Weltstar kaum geben. Am Tag nach der umjubelten Filmpremiere in Cannes treffen wir die 37-Jährige in einem Loft in einer Seitenstraße der berühmten Croisette.

Léa, Sie spielen eine alleinerziehende Mutter. Jede, die diese Rolle im echten Leben erfüllt, kennt den Dauerstress, die blanken Nerven, den Druck. Ihre Figur ist ruhig, sanft und voller Geduld für Eltern, Tochter und einen neuen Kerl. Ist das realistisch?

Léa Seydoux: Stimmt, die Frau ruht in sich selbst. Das war die Vorgabe von Regisseurin Mia Hansen-Løve. In ihren Filmen erzählt sie immer aus ihrem eigenen Leben und ich wusste, dass ich sie verkörpere: Mia kümmerte sich wirklich um ihren dementen Vater, ist selbst Mutter und verliebte sich nach einer Trennung, mit dem Mann ist sie bis jetzt zusammen. Sie wollte, dass ich sehr zurückgenommen wirke, als würde ich viele Probleme und Gedanken mit mir selbst abmachen. Mia hat selbst etwas sehr Sanftes, Zartes an sich, was ich sehr mag.