Berlin. In einer Wohnung auf Mallorca wurden Frauen 21 Stunden täglich zur Prostitution gezwungen. So sah ihr bemitleidenswerter Alltag aus.

Mallorca – das ist der Inbegriff für Sonne, Strand und Meer. Endlich mal ausspannen. Vergessen sind alle Sorgen. Doch nach der Festnahme von drei Zuhältern, die Frauen in einer Wohnung in Palma de Mallorca zur Prostitution festhielten, bekommt das Inselidyll erneut Risse.

Immer wieder war Mallorca in jüngster Zeit in die Schlagzeilen geraten: Der Fall um die acht deutschen Kegelbrüder von Palma de Mallorca, die als mutmaßliche Brandstifter inhaftiert waren, weil sie vom Balkon ihrer Hotelzimmer brennende Kippen und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse einer darunterliegenden Gaststätte geworfen haben sollen, hat für Unruhe gesorgt. Ebenso, dass in der Nähe der Hauptstadt Palma ein Drogendorf namens Son Banya existiert, in das sich nicht einmal Einheimische hintrauen.

Lange auch hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass Sex-Touristen nicht nur nach Thailand fahren, sondern zunehmend auch nach Mallorca. Eine für Mallorca typische Kontaktstelle für Sexurlauber seien „Massage-Salons“. Nun beherrscht ein neuer Skandal die Trauminsel.

Spanische Polizei nahm drei mutmaßliche Zuhälter fest – ein Mann und zwei Frauen

Laut „Mallorca Zeitung“ hat die spanische Nationalpolizei hat auf der Ferieninsel Mallorca drei mutmaßliche Zuhälter festgenommen, die zwei Frauen in Palma de Mallorca sexuell ausgebeutet haben sollen. Bei den Festgenommenen handelt es sich um einen 52-jährigen Mann und zwei Frauen im Alter von 26 und 27 Jahren. Wie die Polizei mitteilte, mussten ihre beiden Opfer in einer Wohnung im Stadtviertel Camp Redó 21 Stunden am Tag ihren Freiern zur Verfügung stehen. Sie durften sich nur drei Stunden ausruhen.

Entspannen auf der Trauminsel Mallorca. Doch das Sehnsuchtsziel zeigt immer häufiger Zeichen einer Parallelwelt.
Entspannen auf der Trauminsel Mallorca. Doch das Sehnsuchtsziel zeigt immer häufiger Zeichen einer Parallelwelt. © dpa | Clara Margais

Die drei Zuhälter hatten die zwei Frauen der Polizei zufolge mit falschen Versprechungen auf die Insel gelockt. In ihrem Herkunftsland lebten die beiden in Armut, ihnen wurde eine hohe Summe angeboten, um auf Mallorca als Dienstmädchen oder Pflegerinnen zu arbeiten. Doch als sie auf die Insel kamen, wurde die vermeintliche Chance zum Alptraum.

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Zuhälter drohten den Familien der Frauen und setzten sie unter Druck

Ihre Zuhälter sagten den Frauen, dass sie eine Geldschuld bei ihnen abzahlen mussten. Und drohten damit, ihren Familien in ihrem Heimatland etwas anzutun, wenn sie diese Schulden nicht bezahlten. Die Opfer wurden fast den gesamten Tag über zur Prostitution gezwungen, auch mit Freiern, die sie nicht bedienen wollten. Den Großteil des eingenommenen Geldes behielten die Zuhälter.

Außerdem nahmen sie den Frauen die Pässe weg, damit diese nicht ausreisen konnten und überwachten sie in der kurzen Zeit, in der sie das Gebäude verlassen durften. Am 24. August gelang den beiden Frauen dann die Flucht aus der Wohnung. Die Nationalpolizei leitete Ermittlungen ein und nahm, wie erst jetzt bekannt wurde, die mutmaßlichen Zuhälter fest. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, die Polizei schließt weitere Festnahmen nicht aus.

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Nach Corona hat sich die Prostitution von der Straße in die Wohnungen verlegt

Die Prostitution ist in den vergangenen Jahren vor allem wegen der Corona weitgehend von den Straßen der Hauptstadt Palma verschwunden, findet aber offiziellen Angaben zufolge verstärkt im privaten Bereich statt, so das Mallorca-Magazin.

Das ist eines der Ergebnisse des Jahresberichtes 2021 der drei Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, Médicos del Mundo und Casal Petit, die im vergangenen Jahr 1396 Personen betreut haben. 54 Prozent von ihnen arbeiten in Privatwohnungen, 34 Prozent auf der Straße und zehn Prozent in den einschlägigen Clubs. Vor der Pandemie war das Verhältnis noch ausgeglichen.

Die verbliebenen zwei Prozent begeben sich auf Anfrage zum Kunden. Die Entwicklung führe zu einer allmählichen Verdrängung der Prostitution aus der Öffentlichkeit, so Alberto Jarabo, zuständiger Dezernent im Rathaus.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.