Berlin. Das vor Costa Rica verschwundene Flugzeug ist abgestürzt. Nun besteht Gewissheit: An Bord war auch auch McFit-Gründer Rainer Schaller.

Til Schweiger trauert. Der Schauspieler denkt an seinen Freund, den schillernden Unternehmer Rainer Schaller. „Wir sind alle so geschockt“, sagt Schweiger (58) und erklärt gegenüber der „Bild am Sonntag“ (BamS), er habe Schaller „geliebt wie einen Bruder“: „Ich habe vor fünf Tagen noch mit ihm telefoniert, da hat er mir berichtet, dass er jetzt erst mal fünf Wochen Familienurlaub in Südamerika macht.“

Aus diesem Urlaub kehrt Schaller nicht mehr zurück. Am Freitagabend (Ortszeit) war ein Privatflugzeug mit fünf deutschen Passagieren und einem aus der Schweiz stammenden Piloten vor der Küste von Costa Rica ins Meer gestürzt. „Das Flugzeug ist etwa 25 Meilen vor dem Flughafen Limón vom Radar verschwunden“, berichtet der Direktor von Costa Ricas ziviler Luftfahrtbehörde, Fernando Naranjo. An Bord waren nach Angaben der örtlichen Behörden der deutsche Unternehmer Rainer Schaller und Angehörige, insgesamt sechs Personen. Bisher wurden die Leichname zweier Todesopfer gefunden, die Suche dauerte an.

Rainer Schaller: Mulitmillionär mit Kampfpreisen

Rainer Schaller war ein Selfmademan. Immer braun gebrannt und durchtrainiert, ein geschäftstüchtiger Multimillionär mit markanter Glatze, fränkischem Dialekt und Leidenschaft für schnelle Autos. Bekannt wurde der Schulabbrecher als Revolutionär der Sportstudioszene. 1997 eröffnete Schaller, der zuvor mehrere Edeka-Filialen geleitet hatte, in Würzburg die erste McFit-Halle. Das Konzept: ein Studio ohne Sauna, Schwimmbad und anderen Schnickschnack, 24 Stunden am Tag geöffnet, und das zu „Kampfpreisen“, wie der mit viel Geschäftssinn ausgestattete Schaller es selbst ausdrückte.

Seinen ersten Laden pries er mit einem dreisten Slogan an, der den Kunden suggerierte, da expandiere eine riesige amerikanische Fitnesskette nach Unterfranken: „McFit – jetzt auch in Würzburg“. Heute ist McFit die größte Kette in Deutschland und betreibt europaweit mehr als 250 Studios.

DIe Trümmerteile des verschwundenen Flugzeugs
DIe Trümmerteile des verschwundenen Flugzeugs © Costa Rica's Public Security Ministry / AFP

Fugzeug vor Costa Rica vom Radar verschwunden

Trotz seines unternehmerischen Erfolgs lag über Schallers öffentlicher Wahrnehmung ein dunkler Schatten. Denn als 2010 bei einer Massenpanik auf der Love-Parade in Duisburg 21 Menschen ums Leben kamen und Hunderte verletzt wurden, räumte er eine „moralische Verantwortung“ ein.

Er hatte die gemeinhin mit Berlin assoziierte Veranstaltung ein paar Jahre zuvor ins Ruhrgebiet geholt und das Techno-Event zum Volksfest weiterentwickelt. Ihm ging es nicht um die Musik, die war ihm erklärtermaßen relativ egal. Sondern um Werbung für sein Unternehmen, wie er 2009 gegenüber dem „Handelsblatt“ einräumte: „Wir wollten mit einem relativ kleinen Budget einen hohen Bekanntheitsgrad (für McFit) erzielen.

"Wir haben uns lange überlegt, was wir denn Verrücktes machen können, um bekannter zu werden. Wir haben uns für die Love-Parade entschieden.“ Für Schaller hatte das Duisburger Debakel keine juristischen Konsequenzen – ein Strafverfahren, in dem die zahlreichen Planungspannen aufgearbeitet werden sollten, wurde im Jahr 2020 ergebnislos eingestellt. Als nun am Wochenende erste Meldungen über den Absturz aufploppten, reagierten zahlreiche Menschen mit hämischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken.

Vor der Küste Costa Ricas halten Suchmannschaften nach Trümmern Ausschau. Die Unglücksursache ist noch unklar. Der Pilot hatte gegenüber den Fluglotsen zu keinem Zeitpunkt von Schwierigkeiten gesprochen. Wegen der geringen Größe der Maschine vom Typ Piaggio 180 sei ein Flugschreiber an Bord nicht verpflichtend vorgeschrieben gewesen, so Luftfahrt-Direktor Naranjo. Die Ermittler hoffen dennoch, dass die Analyse der Trümmerteile Aufschluss über die Absturzursache liefern kann. Rund 28 Kilometer vom Flughafen von Limón entfernt fanden die Einsatzkräfte Teile des Rumpfes, Sitze und mehrere Rucksäcke und Reisetaschen.

„Der Aufschlag war sehr stark“, so Minister Torres. Dass jemand den Absturz aus rund 4000 Metern überlebt habe, sei praktisch ausgeschlossen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.