Berlin. Online sein Glück versuchen ohne Angst vor Verluste? Klingt unglaublich. Ein Gericht entschied: Ein Spieler erhält sein Geld zurück.

Wer im Online-Casino Geld verspielt, darf es zurückfordern – wenn der Glücksspiel-Anbieter illegal ist. Das hat das Oberlandesgericht München (OLG) jetzt entschieden.

Die Entscheidung gilt als "grundsätzlich" und "wegweisend", so das Juristen-Portal LTO. Und faktisch unanfechtbar, da das OLG München keine Revision zuließ. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis ein vergleichbarer Streitfall vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe landen wird. Lesen Sie auch: So erkennen SIe legale Glücksspielangebote im Internet

Ist das Glücksspiel illegal, sind die Verträge nichtig

Jetzt könnten vermehrt Spieler gegen Online-Casinos auf Rückzahlung klagen. Eine Vielzahl von Anwälten hat sich bundesweit genau auf solche Glücksspiel-Fälle spezialisiert. Wie viele Menschen potenziell betroffen sein könnten, ist unklar. Man geht von bundesweit etwa 430.000 Spielsüchtigen aus.

Die Argumentation der Richter ist, dass das Glücksspiel-Angebot verboten und die Verträge zwischen Spieler und Anbieter damit nichtig waren. Das Totalverbot verstoße nicht gegen Europarecht oder das Grundgesetz. Es kommt auch nicht darauf an, ob der Spieler wusste, dass ein Angebot illegal war. Mehr zum Thema: Sportwetten und Online-Casinos – So gefährlich ist die Sucht

Online-Glücksspiel: So ist die Gesetzeslage in Deutschland

  • Bis Juli 2021 galt in Deutschland ein Verbot für Online-Glücksspiele.
  • Erst ein Jahr später erhielten digitale Spielotheken ihre ersten Lizenzen.
  • Bis dahin waren sie illegal, meist mit Sitz im Ausland, so etwa auf Malta.
  • Doch auch heute haben noch viele Online-Casinos keine deutsche Lizenz – nehmen aber trotzdem deutsche Nutzerinnen und Nutzer an.
  • Wer bei solchen Anbietern Geld verliert, kann es zurückfordern.

Glücksspiel-Urteil: Kläger hatte 18.000 Euro verloren

Im konkreten Fall ging es um einen Mann, der zwischen Oktober 2018 und September 2020 insgesamt 18.000 Euro bei einem Online-Casino-Anbieter aus Malta verloren hatte, der zu diesem Zeitpunkt keine deutsche Glücksspiel-Konzession hatte. Daraufhin verklagte er das Casino und gewann vor dem Landgericht Traunstein, was das OLG München schon Ende September bestätigte und nun ausführlich begründete.

Der Mann kann allerdings nicht die Gewinne mitnehmen und nur die Verluste zurückfordern. Es kommt auf den Saldo an.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.