Berlin. In Mecklenburg-Vorpommern brannte eine Unterkunft für Ukraine-Geflüchtete. Zuvor fand die Polizei Hakenkreuz-Zeichnungen am Gebäude.

  • In Groß Strömkendorf ist eine Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine abgebrannt
  • Die Polizei geht von Brandstiftung aus
  • Was bisher über den Fall in Mecklenburg-Vorpommern bekannt ist

In der Nacht zum Donnerstag brannte eine Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in Mecklenburg-Vorpommern fast vollständig ab. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und vermutet einen politischen Hintergrund. Zuvor war sie wegen Hakenkreuz-Schmierereien zu dem Hotel in der Gemeinde Groß Strömkendorf gerufen worden. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, teilte das Polizeipräsidium Rostock am Donnerstag mit.

"Nach jetzigem Stand konnten alle 14 Bewohner unverletzt aus der Einrichtung gebracht werden. Den drei Mitarbeitern ist auch nichts passiert", sagte ein Sprecher des Landkreises Nordwestmecklenburg. Noch am Tage des Brandes hatte die Polizei die Unterkunft – ein Hotel – wegen einer Hakenkreuz-Schmiererei auf dem Eingangsschild aufgesucht, erklärte Landrat Tino Schomann (CDU).

"Auch aus meiner langjährigen Erfahrung als Feuerwehrmann gehe ich derzeit davon aus, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde", so Schomann. Wie es zum Brand kam, war zunächst allerdings unklar. Die Bewohnerinnen und Bewohner seien unmittelbar nach dem Brand in eine andere Einrichtung verlegt worden, sagte der Sprecher des Landkreises.

Groß Strömkendorf: Feuerwehrleute löschen den Brand in einem Hotel in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren.
Groß Strömkendorf: Feuerwehrleute löschen den Brand in einem Hotel in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren. © Nicole Buchmann/Schweriner Volkszeitung /dpa

Feuer in Geflüchtetenunterkunft: Meterhohe Flammen und Rauch

Der Feuerwehreinsatz sollte noch bis in die frühen Morgenstunden andauern. Vor Ort seien knapp 120 Einsatzkräfte und rund 20 Einsatzfahrzeuge gewesen. Das gesamte Strohdach des Gebäudes hatte gebrannt. Auf in Medien veröffentlichten Fotos waren meterhohe Flammen und eine starke Rauchentwicklung zu sehen.

Zwischenzeitlich sei die Angst groß gewesen, dass das Feuer auf die benachbarten Gebäude übergehe. Dies konnte aber verhindert werden.

Alabali-Radovan erschüttert über mutmaßlichen Brandanschlag

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hat sich erschüttert über den mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft für Ukrainer in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt. "Das erinnert an die rassistischen Anschläge der 90er, an Rostock-Lichtenhagen, Solingen und Mölln", sagte die SPD-Politikerin unserer Redaktion. "Mit rassistischen Parolen, den offenen, aber auch den unterschwelligen, abwertenden Bemerkungen gegenüber Geflüchteten wird der Nährboden für Brandanschläge wie diesen in Groß Strömkendorf gelegt."

Alabali-Radovan rief zum Widerstand gegen Rassismus auf: "Für die große Mehrheit in unser Bevölkerung heißt es daher immer wieder: gegenhalten!"

Offener Hass gegen Geflüchtete

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) schrieb auf Twitter, sollte sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen, müsse dies harte Konsequenzen haben. Die Ermittlungen müssten nun abgewartet werden. In Groß Strömkendorf sagte sie: "Hass, Hetze und Gewalt haben keinen Platz in unserem Land."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte in Berlin an, sie wolle ebenfalls noch am Donnerstag nach Groß Strömkendorf fahren. Auf Twitter schrieb sie: "Wenn sich Brandstiftung bestätigt, ist das ein menschenverachtendes Verbrechen, das mit aller Härte verfolgt wird."

Der Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) zeigte sich schockiert über das Geschehene. "Sollte sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen, wäre dies abscheulich. Für Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gibt es keinerlei Rechtfertigung", erklärte er. "Es schockiert mich, dass Menschen, die vor einem Krieg flüchten und bei uns Sicherheit und Hilfe suchen, angegriffen werden.

Vom Landesflüchtlingsrat MV hieß es, es sei bereits seit mehreren Wochen "eine sehr schlechte Stimmung" zu spüren gewesen. Politik und Verwaltung hätten zunehmend von "Belastung" und "hohem Migrationsdruck" gesprochen. Dem Landesflüchtlingsrat und Geflüchteten seien "anonym oder völlig offen und von der Gesellschaft unkommentiert Hassbotschaften entgegengeschleudert worden", auch auf Montagsdemos habe es Hassparolen gegeben. (dpa/fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.