New York/Berlin. Die Gouverneurin von New York hat den Katastrophenalarm ausgerufen. In vier Stadtteilen waren Polio-Viren im Abwasser gefunden worden.

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul hat den Katastrophenalarm ausgerufen, nachdem Polio-Viren in Abwasserproben von vier Stadtbezirken nachgewiesen wurden. Ungeimpfte Bewohner der Millionenmetropole sind aufgerufen, sich immunisieren zu lassen. „Bei Polio dürfen wir nichts dem Zufall überlassen“, sagte New Yorks Gesundheitskommissarin Mary Bassett in einer Erklärung. Die Viruserkrankung Poliomyelitis war im Juli im US-Bundesstaat New York erstmals seit fast zehn Jahren wieder diagnostiziert worden.

Kinderlähmung oder Polio – abgekürzt für Poliomyelitis – war einst auf der ganzen Welt verbreitet und gefürchtet. Tausende Kinder starben bei Infektionswellen oder trugen dauerhafte Lähmungen davon, bis in den 50er Jahren ein Impfstoff gefunden wurde.

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Polio in New York: Erkrankung kann irreversible Lähmungen verursachen

Polio ist eine unheilbare Viruserkrankung, die oft asymptomatisch bleibt, aber auch grippeähnliche Symptome wie Halsschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Übelkeit hervorrufen kann. In einem kleinen Prozentsatz der Fälle kann das Virus in das Nervensystem eindringen und irreversible Lähmungen verursachen.

Inzwischen gilt die Infektionskrankheit in den meisten Weltregionen als ausgerottet. Nur in Ländern wie Afghanistan oder Pakistan tritt Polio immer noch auf. Auch der Virologe John Dennehy von der City University in New York ging bis zuletzt davon aus, dass Polio „ein Virus auf dem Weg der Ausrottung“ sei. Doch dann wurde im Juli der Fall in Pomona gemeldet. Seitdem wurde das Virus in Rockland und einem benachbarten Landkreis sowie in der Metropole New York auch in Abwasserproben gefunden – es scheint sich also auszubreiten.

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New York: Nur 79 Prozent der zweijährigen Kinder geimpft

Probleme macht in New York vermutlich aber nicht der Wildtyp des Virus. Die in den USA bis zum Jahr 2000 genutzte Schluckimpfung gegen Polio schützt Geimpfte zwar gut vor einer Infektion, kann über mit Impfviren kontaminierte Fäkalien im Abwasser aber zu Ansteckungen bei anderen Menschen führen. Die dabei auftretende Virus-Variante ist zwar schwächer als das Polio-Wildvirus, kann bei Ungeimpften aber immer noch schwere Krankheiten und Lähmungen verursachen.

Während die Impfquote bei zweijährigen Kindern nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC landesweit bei 92 Prozent liegt, sind im Bundesstaat New York nur 79 Prozent geimpft. In Rockland hat mit 60 Prozent sogar nur etwas mehr als jedes zweite Kleinkind eine Polio-Impfung erhalten. (bef/afp)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.