Washington. Die Komplizin und Managerin des Sex-Missbrauchsrings von Multimillionär Jeffrey Epstein kommt frühestens 2042 auf freien Fuß.

Bekommt eine rechtmäßige Verurteilte in Amerika ihre Gefängnisstrafe mitgeteilt, können vorher auf richterlichen Beschluss Opfer, Überlebende und Angehörige öffentlich Zeugnis darüber ablegen, was die Tat mit Ihnen gemacht hat.

Je länger am Dienstagmorgen Annie Farmer, das Model „Kate”, Sarah Ransome, Teresa Helm, Elizabeth Stein und Juliette Bryant ihre Leidensgeschichten aus dem Sex-Missbrauchs-Universum von Jeffrey Epstein und seiner Privat-Zuhälterin Ghislaine Maxwell rekapitulierten, desto unruhiger wurde die in einem blauen Gefängnis-Overall und Fußfesseln steckende 60-Jährige Ex-Jet-Set-Promi-Dame, die einst mit Königshäusern, Präsidenten und Multi-Millionären verkehrte.

Am Ende der kaum erträglichen Schilderungen der Opfer, die teils 16 Jahre und jünger waren, als sie Maxwell/Epstein in die Finger gerieten, sprach Richterin Alison Nathan im historischen Thurgood Marshall-Gerichtsgebäude in Manhattan das Urteil: Die britische Verleger-Tochter muss für 20 Jahre hinter Gitter.

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Ghislaine Maxwell: Komplizin von Jeffrey Epstein bekommt 20 Jahre Haft

Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Schuldspruch vom vergangenen Dezember wegen Menschenhandels von Minderjährigen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung 30 bis 55 Jahren gefordert; vor allem, weil die Epstein-Komplizin keinerlei Reue zeigte und jede Schuld von sich wies. Maxwells Anwälte-Armada wollte es bei knapp unter fünf Jahren belassen wissen.

Obwohl Maxwell sich weiter für unschuldig erklärt und in Berufung gehen will, kam von der Ex-Millionärin eine Art Entschuldigung für ihre teilweise von weit her angereisten Opfer. „Es tut mir leid, für den Schmerz, den ihr erfahren habt. Ich hoffe, meine Verurteilung und strenge Inhaftierung bringt euch Freude.” Zuvor stellte sie sich einmal mehr als Opfer dar. „Ich glaube, Jeffrey Epstein war ein manipulativer, hinterlistiger und kontrollsüchtiger Mann…., der alle in seinem Orbit getäuscht hat.”

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Sarah Ransome sagte, sie sei sieben Monate lang das „Sexspielzeug” von Epstein und Maxwell gewesen. Nach einer Begegnung auf der karibischen Privatinsel des 2019 in einem New Yorker Gefängnis durch Selbsttötung gestorbenen Investmentbanker habe sie sich durch Flucht ins Hai-verseuchte Wasser retten wollen. Bis heute wache sie nachts schweißgebadet auf, nachdem sie in Albträumen die „furchtbare Erfahrung” wieder und wieder neu durchlebt.

Virginia Giuffre schließlich, die von Epstein/Maxwell an den englischen Royal Prinz Andrew „ausgeliehen” worden war, ließ über ihre Anwältin ausrichten: „Ghislaine, du verdienst es, in einem Käfig gehalten zu werden, so wie du deine Opfer gefangen gehalten hast.”