Berlin/Limburg. Ein ranghoher Seminarleiter im Bistum Limburg wurde tot aufgefunden. Zuvor hatte es Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen gegeben.

Die Nachricht vom Tod verschickte das Bistum Limburg in einer E-Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die „Hessenschau“ zitiert daraus. „Leider müssen wir Ihnen eine bestürzende Nachricht übermitteln.“

Christoph May, 49 Jahre alt, Leiter des katholischen Priesterseminars Limburg wurde tot aufgefunden. Die Ermittlungen zu den Todesursachen laufen derzeit noch. Möglich ist laut Medienberichten, dass May Suizid begangen hat.

In der E-Mail heißt es laut „Hessenschau“ weiter, dass May nur einen Tag vor dem Tod „in einem persönlichen Gespräch zu Vorwürfen übergriffigen Verhaltens“ Stellung beziehen musste. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, der auch die Deutsche Bischofskonferenz leitet, hatte Seminarleiter

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May war von allen Ämtern freigestellt worden, um Vorwürfe aufzuklären

May daraufhin von allen Ämtern freigestellt. Die Vorwürfe der sexualisierten Gewalt sollten demnach zunächst aufgeklärt werden. „Wir sind erschüttert und voller Trauer“, heißt es laut Medienberichten in der E-Mail des Bistums Limburg.

Was genau dem Geistlichen Christoph May vorgeworfen wird, blieb zunächst unklar. Das Bistum kündigte für Freitag eine Stellungnahme an. Fast 600.000 Mitglieder zählt das Bistum.

May fiel schon einmal auf. Oktober 2020 war das. Dann allerdings in einem anderen Kontext: Der Geistliche erregte Aufmerksamkeit, als er sich in einem Gottesdienst für die Erteilung der Sakramente für wiederverheiratete geschiedene Paare stark machte. Auch für ein gemeinsames Abendmahl über die einzelnen Konfessionen hinaus setzte er sich ein. Das sind umstrittene Positionen innerhalb der katholischen Kirche.

May hatte das Amt des Leiters im Limburger Priesterseminar vor rund vier Jahren übernommen. Zuvor war er Pfarrer in Hessen. Im Dezember 2019 wurde May zudem zu einem von sieben Domkapitularen ernannt.

Bistum Limburg: Immer wieder Fälle von Missbrauch werden bekannt

Die katholische Kirche musste sich in den vergangenen zehn Jahren immer wieder öffentlich den Vorwürfen der sexualisierten Gewalt durch Geistliche stellen. Viele Fälle wurden verschwiegen, tabuisiert und vertuscht.

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Auch das Bistum Limburg steht immer wieder im Fokus, weil Fälle von Missbrauch bekannt werden. Erst diese Woche hat ein Kirchengericht einen früheren Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt – zu einer Geldstrafe. Der Mann hat demnach von 1986 bis 1993 einen minderjährigen Jungen mehrfach sexuell missbraucht. Der Missbrauchsfall war dem Bistum eigenen Angaben zufolge Ende 2018 bekannt geworden. Der Verurteilte ist heute 76 Jahre alt. Die Taten sind juristisch bereits verjährt.

Limburg: Auch Bischof Bätzing gerät aufgrund der Vorfälle immer stärker in die Kritik

Es ist nicht der einzige Skandal im Bistum Limburg. Der Dekan des katholischen Bezirks Westerwald, Winfried Roth, war unlängst von seinem Posten zurückgetreten. Allerdings erst auf Druck, die Zeitschrift „Christ und Welt“ hatte über Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Roth berichtet.

Auch Bischof Georg Bätzing gerät aufgrund der Vorfälle immer stärker in die Kritik. Der plötzliche Tod des Priesterseminar-Leiters May dürfte diesen Druck weiter erhöhen – und noch stärker den Fokus auf die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs in dem Bistum Limburg legen.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

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