Madrid. Der Verdacht wiegt schwer: Brandstiftung. Acht von 13 Touristen bleiben auf Mallorca in Untersuchungshaft. Ausgerechnet Feuerwehrleute.

Acht von 13 deutschen Kegelbrüdern bleiben auf Mallorca in Untersuchungshaft. Sie sollen einen schweren Brand im „Ballermann“-Partyviertel verursacht haben. Der Haftrichter glaubt ihren Unschuldsbeteuerungen nicht.

Härte statt Milde: In dem Beschluss, der unserer Redaktion vorliegt, ordnet der Richter an, dass acht von ihnen weiter „wegen des Verdachts der Brandstiftung“ auf unbestimmte Zeit in U-Haft bleiben müssen. Ihnen wird die Möglichkeit verwehrt, gegen Kaution auf freien Fuß zu kommen. Auch müssen die Männer im Alter zwischen 24 und 40 Jahren zusammen 500.000 Euro hinterlegen: als Pfand für mögliche zivilrechtliche Folgen.

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Die Urlauber, allesamt Mitglieder eines Kegelklubs aus Münster, kamen im Gefangenentransporter zum Justizpalast in Palma de Mallorca. In Handschellen, von Polizisten eskortiert, wurden sie zur Vernehmung gebracht. Nach zwei Wochen Gefängnis hofften sie entlassen zu werden.

Ballermann-Feuer: Es drohen 20 Jahre Haft

Vier von ihnen dürfen das Gefängnis gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von je 12.000 Euro verlassen. Ihre mutmaßliche Tatbeteiligung wird als gering bewertet. Ein weiterer Reisender kam am Freitag ohne Kaution vorläufig frei, weil er während des Brandausbruchs offenbar gerade unter der Dusche stand; aber auch gegen ihn wird weiter ermittelt.

Der Untersuchungsrichter sieht nach Vernehmung der 13 Deutschen weiter ausreichende Indizien, um am Vorwurf „der gemeinschaftlichen Brandstiftung mit Personengefährdung“ festzuhalten. Der Brand war am 20. Mai neben der Herberge ausgebrochen, in der die Männer auf ihren Balkonen mit Alkohol und Zigaretten gefeiert haben sollen. Zwei Lokale, eine Wohnung und ein Hotel wurden durch das Feuer beschädigt, es gab mehrere Verletzte. Brandstiftern drohen in Spanien bis zu 20 Jahre Haft.Zunächst war der Schaden auf 150.000 Euro geschätzt worden.

Ballermann-Feuer: Kegelbrüder sind Feuerwehrleute

Der eiserne Richterspruch überraschte nicht nur das Anwaltsteam der 13 Urlauber. Auch Gerichtsreporter äußerten sich erstaunt: Das deutschsprachige Mallorca Magazin sprach von einem „Knallhart-Richter“.

Der Anwalt Raban Funk beteuerte, „nach Auswertung der zur Verfügung stehenden Beweismittel haben die 13 Tatverdächtigen nichts mit der Brandentstehung zu tun“. Die Verteidigung stützt sich auf die Aussage einer Zeugin, wonach die Hotelbalkone der Deutschen so weit vom Brandherd entfernt waren, dass heruntergeworfene Zigarettenkippen kaum das Feuer hätten auslösen konnten. Zudem gibt es offenbar ein Chat-Verlauf der Männer, der gegen eine Tatbeteiligung spricht.

Chat soll die 13 beschuldigten Urlauber entlasten

Im Chat sprechen die Urlauber nach unbestätigten Angaben darüber, dass sie nach Sichtung des im Nachbargebäude lodernden Brandes in ihrem Hotel Alarm auslösten und andere Gäste warnten. Sechs der Männer dienen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Münster und sind trainiert im Umgang mit Brandunglücken. Auch präsentierten die Anwälte Bilder, auf denen man auf einem Hotelbalkon über dem Brandort zwei Männer sieht, die nicht zum beschuldigten Kegelverein gehören sollen. Lesen Sie auch: Mallorca: Kehrtwende im Feuerdrama – Kegler unschuldig?

Das alles scheint den Ermittlungsrichter nicht beeindruckt zu haben. Offiziell wurden zwar keine Einzelheiten der Verhöre bekannt. Aber es sickerte durch, dass die Urlauber auf alle seine Fragen antworteten. Bei ihrer Festnahme am 20. Mai hatten sie noch die Aussage verweigert.

Kegelbrüder bestreiten, den Brand verursacht zu haben

Die Männer bestritten nun, den Brand verursacht zu haben. Die Polizei war hingegen zum Schluss gekommen, dass die Kegelbrüder von ihren Hotelbalkonen aus Zigarettenkippen auf ein Schilfdach geworfen und so das Feuer ausgelöst haben. Der Ermittlungsbericht stützt sich dem Vernehmen nach auf einen Zeugen, der die Kegelfreunde als mutmaßliche Brandstifter belastet. Die Polizei geht davon aus, dass einige von ihren Balkonen aus über das Geländer und andere Balkone hinweg bis zur Ecke des Hotels kletterten und von dort Zigarettenstummel in die Tiefe warfen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de