Berlin. Die Affenpocken breiten sich aus: Immer mehr Länder melden Infektionen mit der Krankheit. Das Robert-Koch-Institut warnt.

  • Die Affenpocken breiten sich in immer mehr Ländern aus
  • Nach Großbritannien melden auch die USA, Portugal und Spanien Fälle
  • Das RKI spricht eine Warnung aus

Immer mehr Länder melden Infektionen mit den eigentlich seltenen Affenpocken. Angesichts der Verbreitung in Europa schlägt nun auch das Robert-Koch-Institut (RKI) Alarm. Das RKI teilte mit, dass Reiserückkehrer aus Westafrika sowie homosexuelle Männer bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen" sollten. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und dann auf andere Körperteile übergreift.

Nachdem in Großbritannien neun Fälle bekannt wurden, meldeten am Mittwoch auch Spanien, Portugal und die USA Fälle der Viruserkrankung. Auch in der kanadischen Provinz Quebec untersuchen die Gesundheitsbehörden mehr als zwölf Fälle, in denen Menschen mit der Krankheit infiziert worden sein sollen.

Zuerst hatte Großbritannien am 7. Mai mehrere Fälle der Krankheit gemeldet und die Zahl der Infektionen immer weiter nach oben korrigiert. Interessant dabei ist, dass die Erkrankten keinen Kontakt zueinander hatten. Das lässt auf bisher nicht bekannte Infektionsketten in der Bevölkerung schließen. Wie der britische "Guardian" berichtet, sei der erste Fall bei einer Person nachgewiesen worden, die zuvor aus Nigeria in das Vereinigte Königreich eingereist sei.

Affenpocken in Großbritannien: Homo- und bisexuelle Männer sollen "wachsam" sein

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag in einem Bericht bekannt gab, haben sich alle Infizierten mit der westafrikanischen Variante des Virus angesteckt. Diese verläuft in den meisten Fällen mild und wird nicht behandelt. Symptome sind zunächst Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Nach wenigen Tagen entwickeln sich Bläschen und Pusteln, die im weiteren Krankheitsverlauf verkrusten.

Die Mehrheit der bekannten Fälle in den USA und in Großbritannien trat bei homo- oder bisexuellen Männern auf, teilten die Behörden in den beiden Ländern mit. Besonders Menschen aus diesen Gruppen sollten in den nächsten Tagen und Wochen "wachsam" sein und auf Ausschlag oder Bläschen am Körper achten.

Virus könnte sein Verhalten geändert haben

"Das ist selten und ungewöhnlich", erklärt Dr. Susan Hopkins, die leitende medizinische Beraterin der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA, dem "Guardian". Aktuell sei die Behörde damit beschäftigt, die Kontakte der Infizierten nachzuverfolgen. Weil die Zahl der Pockeninfektionen und -ausbrüche aus ungeklärten Gründen ansteigt, gilt die Krankheit als potenzielle globale Gefahr.

Steigende Fallzahlen in Großbritannien und Hinweise auf eine anhaltende Übertragung zwischen Menschen außerhalb Afrikas seien ein Indiz dafür, dass das Virus sein Verhalten ändere, schreibt das Magazin "Spektrum.de". Fachleute gingen demnach davon aus, dass Faktoren wie Bevölkerungswachstum und mehr Siedlungen in der Nähe von Wäldern sowie mehr Interaktion mit potenziell infizierten Tieren die Übertragung tierischer Viren auf Menschen begünstigen. Diese Faktoren haben auch die Übertragung des Ebola-Virus bedingt.

Afrikanische Fachleute warnen vor Gefahr durch Affenpocken

Ein weiterer Faktor ist der nachlassende Impfschutz gegen die Pocken. Laut "Spektrum.de" reduziert die Pockenimpfung die Wahrscheinlichkeit, sich mit Affenpocken anzustecken, um etwa 85 Prozent. Der Anteil Geimpfter in der Gesellschaft nimmt seit dem Ende der Impfkampagne allerdings ab – dafür steigt der Anteil der Übertragungen von Mensch zu Mensch. Lag er in den 1980er Jahren noch bei etwa einem Drittel, machten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen im Jahr 2007 rund drei Viertel aller Infektionen aus.

Vor allem afrikanische Medizinerinnen und Mediziner warnen vor der Gefahr, die die Affenpocken möglicherweise darstellen könnten. Derzeit sei die Gefahr für die Allgemeinheit allerdings noch gering, erklärt die UKHSA.