Berlin. Lange galt der “Plötzliche Kindstod“ als unerklärlich. Bei der Suche nach der Ursache ist Forschenden nun der Durchbruch gelungen.

  • Der sogenannte "Plötzliche Kindstod" galt lange Zeit als unerklärliche Tragödie
  • Dank ihrer Hartnäckigkeit könnte eine Forscherin nun herausgefunden haben, warum immer wieder Babys ohne ersichtlichen Grund sterben
  • Sie und ihr Team wollen den Grund für den "Plözlichen Kindstod" gefunden haben

Für viele Eltern ist es wohl ein Schreckensszenario: Völlig unerwartet liegt ihr Baby morgens tot im Bett. Zuvor gab es keine Anzeichen für mögliche Probleme. Nichts hatte auf eine Erkrankung hingedeutet. Mehr als 100 solcher Fälle gibt es in Deutschland pro Jahr. Denn noch immer sterben hierzulande jährlich mehr als 100 Kinder den sogenannten "Plötzlichen Kindstod".

Wissenschaftlicher Durchbruch: Forschende finden Ursache für "Plötzlichen Kindstod"

Damit ist dieser inzwischen zwar äußerst selten – Ende der 1980er Jahre waren die Zahlen noch rund zehnmal so hoch. Dennoch hat der "Plötzliche Kindstod" nichts von seinem Schrecken verloren. Zumindest bis jetzt. Denn Forschenden aus Australien ist nun offenbar ein Durchbruch gelungen. Sie gehen davon aus, die Ursache für den bisher unerklärlichen Tod vieler Babys gefunden zu haben.

Theorien, wodurch dieser ausgelöst werden könnte, gab es in den vergangenen Jahren schon viele. Im Verdacht standen unter anderem:

  • eine mangelnde Blutversorgung des Hirns
  • seltene Krankheitserreger
  • toxische Gase
  • Impfungen

Letztlich ließ sich aber keiner dieser Erklärungsversuche beweisen.

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Leitende Forscherin verlor selbst ein Kind durch den "Plötzlichen Kindstod"

Dieser Schritt scheint den Forschenden aus Australien nun gelungen zu sein. Federführend war dabei die Schlaf-Wissenschaftlerin Carmel Harrington, die selbst ein Kind durch den "Plötzlichen Kindstod" verloren hat. Die Frage nach der Todesursache konnte damals nicht geklärt werden. "Niemand konnte es mir sagen. Sie sagten nur, es sei eine Tragödie. Aber es war eine Tragödie, die nicht gut zu meinem wissenschaftlichen Gehirn passte", zitiert der MDR die Australierin.

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29 Jahre später und nach jahrelanger, teils durch Crowdfunding finanzierter Forschung scheint es ihr und ihrem Team nun gelungen zu sein, das Rätsel zu lösen. Ihren Erkenntnissen nach, ist bei Kindern, die am "Plötzlichen Kindstod" sterben, das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE) in seiner Aktivität gehemmt. Es ist für die Kommunikation im Hirn verantwortlich und sorgt – so die Annahme der Forschenden – dafür, dass Kinder aus dem Schlaf aufschrecken, wenn ihre Atmung aussetzt.

Solche Atemaussetzer sind normal und durch das Aufschrecken auch nicht gefährlich. Durch die geringe Aktivität des Enzyms kann dieser "Weckmechanismus" aber nicht normal funktionieren – und betroffene Kinder ersticken, ohne es zu merken.

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"Plötzlicher Kindstod": Neue Erkenntnisse könnten "Risiko-Screening" ermöglichen

Durch die Ergebnisse könnte in der Zukunft ein Risiko-Screening entwickelt werden, dass eine zu geringe Enzym-Aktivität frühzeitig entdeckt. Dadurch wäre es möglich, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und so den "Plötzlichen Kindstod" zu verhindern.

Diesen Ansätzen will sich das Forschungsteam um Carmel Harrington in Zukunft widmen. Doch auch für Eltern, die ihr Kind in der Vergangenheit durch den "Plötzlichen Kindstod" verloren hätten, seien ihre Erkenntnisse wichtig, betonte Harrington in einem Interview mit der "Australian Broadcasting Corporation". "Diese Familien können jetzt mit dem Wissen leben, dass es nicht ihre Schuld war", so die Forscherin. (nfz)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.