Berlin. In mehreren Ländern häufen sich Hepatitis-Fälle bei Kindern. Die Ursache ist unklar. Es wird ein Zusammenhang mit Corona untersucht.

Ungewöhnlich viele Kinder sind in Großbritannien an Hepatitis erkrankt. Die Ursache für das gehäufte Auftreten der Leberentzündungen ist bislang unbekannt. Jetzt scheinen sich die Fälle auch auf dem europäischen Festland und sogar darüber hinaus auszubreiten. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC teilte am Dienstag mit, Fälle von Hepatitis seien mittlerweile auch bei Kindern in Dänemark, Irland, den Niederlanden und Spanien festgestellt worden. In den USA, im Bundesstaat Alabama, gebe es ebenfalls neun Verdachtsfälle.

Die Fälle werden zur Zeit in allen betroffenen Ländern geprüft, gab die ECDC an. "Derzeit ist der genaue Grund für die Hepatitis dieser Kinder unbekannt". Tests auf die bekannten Erreger der verschiedenen Hepatitis-Varianten blieben ohne Ergebnis. Deshalb testen die britischen Gesundheitsbehörden Zusammenhänge mit anderen Erregern, früheren Infektionen und Umweltfaktoren. Auch auf einen Zusammenhang mit dem Coronavirus werden die Hepatitis-Fälle untersucht.

Hepatitis: Mindestens 84 Fälle in Großbritannien

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist auf die ungewöhnlichen Hepatitis-Fälle aufmerksam geworden. Derzeit prüfe man 84 Fälle bei Kindern, teilte die Organisation am vergangenen Freitag mit. Alle untersuchten Fälle seien seit dem 5. April in Großbritannien gemeldet worden. In den nächsten Tagen sei demnach mit weiteren, ähnlichen Fällen zu rechnen – vor allem Kinder unter zehn Jahren seien betroffen.

Fieber sei in den meisten Fällen nicht aufgetreten – dafür aber andere Symptome. Viele der Kinder hätten Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen oder Gelbsucht bekommen. Einige der Leberentzündungen in Großbritannien waren so schwerwiegend, dass die Kinder auf spezielle Leber-Stationen verlegt werden mussten. Sechs Kindern musste laut WHO und ECDC eine neue Leber transplantiert werden.

Fragebogen soll Ursache für Hepatitis-Erkrankung aufklären

Ein Fragebogen soll der ECDC helfen, die Ursache der Hepatitis-Fälle herauszufinden. Betroffene wurden gefragt, welche Lebensmittel sie vor dem Beginn der Krankheit konsumierten oder welche persönlichen Gewohnheiten sie im Alltag nachgingen. Bei der Befragung sei kein gemeinsamer äußerer Faktor festgestellt worden – ebensowenig wie ein Zusammenhang zwischen Hepatits-Fällen und Corona-Impfung, teilte die Behörde mit.

Die Leiterin für klinische und neu auftretende Infektionen der britischen Behörde für gesundheitliche Sicherheit, Meera Chand, riet am Freitag als Vorsichtsmaßnahme zu "normalen Hygienemaßnahmen". Vorkehrungen wie regelmäßiges Händewaschen könnten dazu beitragen, "die Ausbreitung vieler Infektionen, die wir untersuchen, zu verringern", erklärte sie. (mit AFP)

Dieser Text erschien zuerst bei morgenpost.de.