Washington. Prinz Andrew will den Missbrauchsvorwürfen durch eine hohe Geldzahlung entkommen. Der Vergleich wird als Schuldeingeständnis gewertet.

Keine drei Wochen her, da tönten die US-Anwälte des tief gefallenen Queen-Sohnes Prinz Andrew selbstbewusst, dass sich der britische Royal in New York unbedingt einem Prozess stellen wolle, um die gegen ihn bestehenden Vorwürfe eines lange zurückliegenden Missbrauchs aus der Welt zu schaffen. Alles Nebelkerzen:

Wie der Anwalt der Klägerin Victoria Giuffre am Dienstag in einem gerichtlichen Schreiben in New York mitteilte, wird es voraussichtlich kein Gerichtsverfahren für Andrew geben. Wenn der zuständige Richter nicht noch in letzter Minute dazwischenfunken sollte, ist der Fall so gut wie vom Tisch.

Prinz Andrew von Großbritannien während eines Besuchs an der Georg-August-Universität in Göttingen.
Prinz Andrew von Großbritannien während eines Besuchs an der Georg-August-Universität in Göttingen. © Swen Pförtner/dpa

Prinz Andrew wurden im Vorfeld alle Titel aberkannt

Andrew und die heute 38-Jährige haben sich außergerichtlich gegen Zahlung einer bisher geheim gehaltenen Summe auf die Beilegung des Falles geeinigt, der die britische Monarchie seit Jahren erschüttert und Andrew, dem sämtliche Titel aberkannt wurden, zum Paria am Hof der Queen gemacht hat.

Giuffre war eines der Mädchen in den Fängen des verurteilten Jeffrey Epstein, der beste Beziehungen zu Prinz Andrew pflegte. Von Epstein, der sich einem weiteren Prozess 2019 durch Selbstmord im Gefängnis entzog, distanziert sich Prinz Andrew über seine Anwälte.

Andrew will "bedeutenden Spende" leisten

Sich an Giuffre, die damals 17 war, mehrfach vergangen zu haben, räumt er indes nicht ein. Er billigt ihr aber zu, als "Missbrauchsopfer und nach unfairen öffentlichen Attacken gelitten" zu haben.

Andrew will an eine Selbsthilfe-Organisation für Opfer von Gewalt, die von Giuffre gegründet wurde, eine "bedeutenden Spende" leisten, heißt es in den Unterlagen. Insider in US-Medien gehen von einem "hohen Millionenbetrag" aus.

Andrew – Zahlung kommt Schuldgeständnis gleich

Was bisher nicht bekannt ist: Darf Giuffre weiter über ihre intimen Begegnungen mit Andrew öffentlich reden? Oder ist mit der Einigung eine Art Schweigegelübde verbunden?

Für Prinz Andrew und das Königshaus ist das Ausbleiben eines Verfahrens, in dem unappetitliche Details (Stichwort: Schweiß) ausgebreitet worden wären, nach Ansicht von Chronisten des Falls eine "gute Nachricht". Die Kehrseite: Dass Andrew tief in die Tasche greift, um die Geschichte in letzter Minute beizulegen, komme einem Schuldeingeständnis gleich.