Hollywood. Ab Mitte Februar ist der Hollywood-Schauspieler wieder auf der Leinwand zu sehen. Im Interview spricht er über seine größte Angst.

Es gab Zeiten, da war Antonio Banderas auf die Rolle des Latin Lover festgelegt, doch mit zunehmendem Alter schien sich die Karriere des Spaniers, der einstmals als Zorro Hollywood eroberte, zu beruhigen. Seit 2019 ist er dank des Triumphs mit Pedro Almodóvars „Leid und Herrlichkeit“ wieder auf dem Weg nach oben, dreht einerseits europäisches Kunstkino wie „Der beste Film aller Zeiten“ (der letztes Jahr Premiere hatte und im Juli in die deutschen Kinos kommt) oder amerikanische Großproduktionen wie die Videospielverfilmung „Uncharted“ (ab 17. Februar im Kino).

Doch bei all dem scheint der 61jährige sich selbst treu geblieben und wirkt auch im Interview emotional offen und authentisch. Was wohl mit daran liegt, dass er durch Armut und gesundheitliche Notfälle die wahren Maßstäbe des Lebens lernte.

Vor drei Jahren gewannen Sie für „Leid und Herrlichkeit“ in Cannes, danach wurden Sie für einen Oscar nominiert. Haben diese Auszeichnungen Ihnen einen solchen Schub gegeben, dass Sie jetzt wieder in Blockbustern wie „Uncharted“ oder später im neuen „Indiana Jones“ auftreten?

Antonio Banderas: Als ich in Cannes gewann, hat mich das sehr glücklich gemacht, weil ich schon oft bei diesem Festival dabei war. Aber ich denke nicht darüber nach, ob Preise einen Einfluss auf meine Karriere haben. Ich bin einfach froh, dass ich in allen möglichen Stilrichtungen und Genres spielen kann. Ich breite mich sozusagen überall aus.

Damit dürften sich auch die Eingänge auf Ihrem Bankkonto ausbreiten. Sind Sie denn so an Besitztümern interessiert wie der gierige Bösewicht, den Sie in „Uncharted“ spielen?

Banderas: Ich weiß, wie es ist, arm zu sein. Erst als ich Anfang 30 nach Amerika ging, begann ich richtig Geld zu verdienen. Aber war ich deshalb glücklicher als früher, als ich kaum die Miete bezahlen konnte? – Nein. Ich hänge nicht an Dingen, ich hänge an Menschen. Und an meinem Beruf. Das habe ich auch nochmal in aller Deutlichkeit begriffen, als ich vor fünf Jahren einen Herzinfarkt hatte.

Das heißt, Sie könnten streng genommen auf Geld verzichten.

Banderas: Das nun auch wieder nicht. Denn ich habe mir ein Theater in meiner Heimatstadt Malaga geleistet. Das kostet Unsummen. Aber ich gebe hier jungen Schauspielern eine Plattform. Und das bereitet mir ein riesiges Vergnügen. Ich ruiniere mich zwar dabei, aber das auf eine höchst romantische Weise. Doch damit ich nicht ganz bankrott drehe, drehe ich einfach einen Haufen Filme.

Andere Schauspieler verstricken sich allerdings in den Fallen von Ruhm und Erfolg. Warum ist Ihnen das nicht passiert?

Banderas: Zunächst mal habe ich nie meine Wurzeln vergessen. Ein Mann ohne Wurzeln ist ein Niemand. Und mein Familienleben war sehr schlicht, mein Vater war nur Polizist, der hat nicht viel verdient. Trotzdem hat er mir immer ein bisschen Geld geschickt, als ich nach Madrid ging, um als Schauspieler zu arbeiten. Und ich weiß stets, woher ich komme. Alles andere, was in meinem Leben in puncto Erfolg passiert ist, ist nur eine Leihgabe. Ich kann es auch wieder verlieren.

Man kann aber auch das private Glück verlieren, wie Sie bei Ihrer Scheidung von Melanie Griffith erleben musste.

Banderas: Aber ich habe mein Glück nicht verloren. Wir sind enge Freunde geblieben, und dafür brauchen wir keine Ehe. Abgesehen davon ist sie die Mutter meiner Tochter. Wir telefonieren oft, und auch mit ihren Kindern aus anderen Beziehungen bin ich eng.

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    Welche Frauen haben Sie denn in Ihrem Leben geprägt?

    Banderas: Das fing mit meiner Mutter an. Sie war und ist mein großes Vorbild. Sie war eine sehr, sehr starke Frau. Mein Bruder und ich wurden nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, aber sie hat für uns gekämpft wie eine Löwin. Sie war eine unglaublich bedeutende Person in meinem Leben. Ich werde jetzt noch ganz emotional, wenn ich von ihr spreche.

    Und natürlich spielte Melanie eine entscheidende Rolle. Sie mag vielleicht nach außen verletzlich wirken, aber sie ist auch eine enorm starke Persönlichkeit. Gerade weil ich das schätze, habe ich unsere Tochter entsprechend erzogen. Für mich war es fundamental wichtig, dass sie unabhängig und frei ist. Und das wiederum gibt ihr die Stärke, für sich selbst zu kämpfen. Nur so kann sie das tun, was sie im Leben will.

    Haben Sie die Stärke Ihrer Mutter abbekommen?

    Banderas: Früher war ich ein extrem unsicherer Mensch. Als ich zum ersten Mal an einer Pressekonferenz teilnehmen musste, war ich in Panik. Es hat mich vor Angst geschüttelt, als ich aufs Podium stieg. Jetzt bin ich immer noch so darauf, aber ich kann das viel besser verstecken. Ich habe es gelernt, eine Schutzhülle um mich aufzubauen.

    Doch was ist, wenn Sie mal in eine Situation geraten, die wirklich gefährlich ist?

    Banderas: Wenn ich in eine Lage gerate, die gefährlich werden könnte, dann lasse ich mich von meinen Gefühlen leiten. Ich bin kein Gehirnmensch. Das heißt aber nicht, dass ich mich nie gefürchtet hätte. Ich erinnere mich, als ich 15 war, da stand ich auf einer Klippe und schaute den anderen Leuten zu, wie sie ins Meer sprangen. Ich hatte totalen Bammel, aber dann sah ich, wie ein Freund von mir sprang, und so habe ich es ihm nachgemacht.

    Denn letzten Endes kann ich nicht den Rest meines Lebens mit dem Gedanken verbringen: ‚Ich will dies nicht tun, ich will das nicht tun.’ Dann gehst du eines Tages die Straße hinunter, ein Blumentopf fällt dir auf den Kopf und tötet dich. Da hast du dein ganzes Leben aufgepasst – und wozu? Das Leben ist ein Puzzle aus Umständen. Und die kann ich nicht kontrollieren. Also denke ich lieber nicht drüber nach.