Berlin . Ein Cyberangriff legte zeitweise das Internet in Nordkorea lahm. Der Urheber der Attacke überrascht – was ist an der Geschichte dran?

Über zwei Wochen lang war das Internet in Nordkorea im Januar gestört. Von vornherein hatten Beobachter auf eine Vergeltungsaktion getippt. Es war auch wohl ein Fall von sogenanntem Hackback. Allerdings nicht von staatlichen Geheimdiensten – sondern von einem einzigen Hacker, der sich genervt fühlte.

Die Geschichte klingt unglaublich, aber das Tech-Magazin "Wired" hat den Hacker – sein Pseudonym: P4x – kontaktiert. Und es verfügt nach eigenen Angaben über eindeutige Beweise für den Urheber der Attacken.

Cyber-Angriff: Der Hacker wollte Rache nehmen

Alles begann vor gut einem Jahr damit, dass der in den USA lebende IT-Sicherheitsexperte selbst Opfer eines Cyberangriffs aus Nordkorea wurde. Warum ich? Er arbeite nicht einmal für die US-Regierung. P4x ist "zutiefst genervt". Und schwört Rache. Für ihn fühlt es sich gut an, etwas zu tun. Wenn das Regime von Diktator Kim Jong-un nicht erlebe, "dass wir Zähne haben", würden die Nordkoreaner weiter machen, argumentiert er bei "Wired".

In der Folgezeit verlegt er sich darauf, in der nordkoreanischen IT-Infrastruktur nach Schwachstellen zu suchen. Tatsächlich will er auch Sicherheitslücken gefunden haben. Wie, verrät er nicht, bis auf ein Detail: Er nutzte einen Fehler in der Webserver-Software Nginxc, um diese zu überlasten. Und: Er ist noch nicht fertig mit den Nordkoreanern. Er will weiter machen. Um Verbündete zu finden, habe er eine Darknetseite ins Leben gerufen.

Hacker: Es trifft nicht die Menschen, sondern das Regime

Schon mit den vorläufigen Schadensmeldungen kann P4x zufrieden sein: Verbindungsprobleme, Ausfall eines zentralen Routers, zahlreiche Internetseiten offline, darunter das Buchungsportal für die Airline Air Koryo und das Regierungsportal Naenara.

Skrupel hat P4x nicht. Denn: Der normale Nordkoreaner habe ohnehin kaum Zugang zum Internet. "Ich wollte die Menschen definitiv so wenig wie möglich und die Regierung so viel wie möglich beeinträchtigen", sagt er zu "Wired".

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    Welche Konsequenten drohen dem Hacker P4x?

    Ob es sich wirklich so zugetragen hat? Die Probleme der Nordkoreaner sind Fakt. Auffällig ist aber, dass sie zeitgleich mit einem Raketentest auftraten. Weshalb es weiterhin vorstellbar ist, dass Geheimdienste eine Attacke gestartet haben. Und der Angriff von P4x? Wäre dann eine Legende, eine Geschichte, die ablenken soll. Auch spannend: "Squid Game" –Warum Nordkorea die südkoreanischen Serie lobt

    Falls nicht, falls ein einzelner Hacker tatsächlich auf eigene Faust gegen einen Staat vorging, sollte er sich wappnen. Er geht ein gefährliches Spiel ein. Auch die Nordkoreaner verfügen über beträchtliche Cyber-Fähigkeiten – und über einen weltweit agierenden Geheimdienst. (fmg)