Heidelberg. Ein Amokläufer schießt in der Uni Heidelberg um sich. Eine junge Frau stirbt nach einem Schuss in den Kopf. Auch der Angreifer ist tot.

Das Entsetzen steht den jungen Menschen ins Gesicht geschrieben. Ratlos, fassungslos zeigen sie sich am Montagnachmittag nach dem Amoklauf auf dem Gelände der Universität Heidelberg. „Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht“, sagte Peter Abelmann, Vorsitzender der Verfassten Studierendenschaft.

Ein Mann soll während einer Vorlesung in einem Hörsaal auf dem Campus um sich geschossen haben – mit einer Langarmwaffe, berichtet Polizeisprecher Stefan Wilhelm. Sofort gehen Notrufe bei der Polizei ein. Der flüchtende Täter kommt ihnen beinahe entgegen. Kurz darauf soll er sich selbst erschossen haben. Über sein Motiv ist zunächst nichts bekannt.

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Nach Amoklauf in Heidelberg: Sichtlich unter Schock

Im alten Chirurgiegebäude an der Einfahrt zum Campusgelände haben Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes schnell einen Notfallstützpunkt eingerichtet. Auch Notfallseelsorger sind hier im Einsatz. Ein junger Mann kommt, begleitet von einem Polizeibeamten, zum rot-weiß gestreiften Absperrband.

Seine Hand zittert, er steht sichtlich unter Schock, hat möglicherweise das Geschehen miterlebt. Der erfahrene Notfallseelsorger versteht sofort, hakt den Studenten unter und führt ihn in einen ruhigen Bereich, wo er versorgt wird und geschützt ist.

Großeinsatz an der Universität Heidelberg: Ein junger Mann hatte während der Vorlesung um sich geschossen.
Großeinsatz an der Universität Heidelberg: Ein junger Mann hatte während der Vorlesung um sich geschossen. © dpa | R.Priebe

Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr

Ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr hat die Stadt den ganzen Nachmittag in Atem gehalten. Auch ein Hubschrauber kreiste am Himmel über dem Gebiet im Westen der Stadt, rund um den alten Botanischen Garten der Universität. Hier liegen mehrere Forschungsgebäude mit Hörsälen, um die Ecke das belebte Zentrum des Campus: die sonst so quirlige Zentralmensa.

Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum hat hier in zwei großen Blocks und mehreren weiteren Gebäuden seinen Sitz. Eine Mitarbeiterin dirigierte Einsatzfahrzeuge über das Areal. Die Angestellten, erzählt sie, seien sofort nach Bekanntwerden des Angriffs informiert und gebeten worden, „nur in ganz dringenden Fällen“ das Gebäude zu verlassen.

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Zwei Stunden nach der Tat ist die Gefahr vorbei

Oberbürgermeister Eckart Würzner bleibt lange bei den Einsatzkräften, macht sich in der Nähe des Tatorts ein Bild. Auch er, selbst Vater von vier Kindern, ist sichtlich schockiert. Man werde alles tun, um den Betroffenen zur Seite zu stehen, verspricht er.

Über Messengerdienste verbreitet sich derweil die Nachricht unter den Studierenden. Rund zwei Stunden nach dem Amoklauf ist die Gefahr vorbei. Einsatzkräfte suchen routinehalber den Campus ab. „Wir gehen von einem Einzeltäter aus“, betont Wilhelm. Ein Vater läuft eilig, mit ernstem Gesicht vorbei.

An der Hand hat er seine zwei kleinen Töchter, die er aus der Kita abgeholt hat, und eine Leine mit dem wuscheligen Familienhund. „Heim, nur heim“, flüstert er.

Polizisten untersuchen eine gefundene Waffe am Campus.
Polizisten untersuchen eine gefundene Waffe am Campus. © dpa | Sebastian Gollnow

Politiker senden ihre Anteilnahme

„Die Nachricht erfüllt mich mit großem Entsetzen und tiefer Bestürzung. Wir stehen fassungslos und schockiert vor diesem tragischen Ereignis. Ich bin in Gedanken bei den Verletzten, deren Familien und Freunden“, twittert die baden-württembergische Wissenschaftsministerin und Heidelbergerin Theresia Bauer (Grüne).

„Meine Gedanken sind in #Heidelberg bei den Verletzten und Angehörigen. Spekulationen verbieten sich. Mein Dank gilt allen Einsatzkräften vor Ort“, schickt Christian Lindner (FDP) aus Berlin über Twitter.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich tief erschüttert gezeigt. „Es zerreißt mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren“, sagte der SPD-Politiker am Montag nach einer Konferenz mit den Ministerpräsidenten in Berlin. Er sprach den Angehörigen, den Opfern und den Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg sein Beileid aus.