Berlin. Bei Vodafone wurden offenbar Verträge ohne Kunden-Einwilligung abgeschlossen. Möglich wurde das durch Sicherheitslücken der Software.

Vor wenigen Wochen hatte Vodafone die Kündigung von drei Partneragenturen mit 13 Ladenlokalen bekannt gegeben. Seitdem ist im Zusammenhang mit Vodafone von Betrugsvorwürfen, Strafanzeigen und Unregelmäßigkeiten bei Vertragsabschlüssen mit Kundinnen und Kunden die Rede. Laut Informationen der WAZ hat Vodafone nun auch weitere Schließungen in NRW eingeräumt.

Zuvor war in einer Mail, die an diverse Pressevertreter bundesweit geschickt wurde, von kriminellen, erpresserischen und korrupten Netzwerken geschrieben worden. Diese hätten sich seit Jahren in einigen Niederlassungen gebildet und immer weiter ausgedehnt, erklärt ein ehemaliger Vodafone-Mitarbeiter.

Vodafone-Betrug: Möglich durch Sicherheitslücken im System

So sollen Kundinnen und Kunden zusätzliche Mobilfunk-Verträge untergeschoben worden sein, ohne diese zu benötigen oder zu nutzen und Smartphones illegal an Dritte verkauft worden sein. Unter den Opfern: Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Schwerbehinderung. So berichtet der Spiegel von einem 1933 geborenen Kunden, auf den offenbar zwölf SIM-Karten gebucht wurden.

Ermöglicht wurden die Betrugsfälle offenbar durch Sicherheitslücken in der Software. Dadurch konnten Betrügerinnen und Betrügern Zugang zu Kundeninformationen erhalten – darunter Kontaktinformationen, Bankverbindungen und Kennwörter. So war es den Franchisepartnern in den Mobilfunkshops bis 2020 sogar möglich, auch ohne Passworteingabe auf die Kundendaten zuzugreifen.

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Vodafone distanziert sich von Partnernagenten

Noch dazu gab es offenbar ein betrugsförderndes Anreizsystem. Laut Recherche des Spiegels durften Franchise-Unternehmer ihre Provisionen teilweise auch dann behalten, wenn der Vertrag später storniert wurde. So wurden auch gefälschte Verträge lukrativ.

Auf Anfrage des Spiegels teilte Vodafone mit, das Unternehmen dulde „weder Betrug noch sonstiges Fehlverhalten“ und gehe „mit aller Konsequenz dagegen vor“. Allerdings betont Vodafone laut Artikel auch, man übernehme keine „Verantwortung für kriminelle Machenschaften möglicher Partneragenten“. Das Unternehmen habe infolgedessen 53 Filialen geschlossen. Durch Verstöße der Datenschutz-Grundverordnung droht dem Unternehmen jetzt ein Bußgeld von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes. (fmg)