Berlin. Vor zehn Jahren starb  die Sängerin Amy Winehouse. Ihr bester Freund berichtet nun, wie hart die junge Frau gegen die  Drogen kämpfte.

Amy Winehouse ist unsterblich. Vor zehn Jahren, am 23. Juli 2011, fand ihr Bodyguard sie tot in ihrem Apartment im Norden Londons. Sie hatte 4,16 Promille im Blut. Für ihre Fans aber lebt sie in ihrem musikalischen Vermächtnis weiter.

Vater Mitch Winehouse (70) spürt ihre Anwesenheit sogar weiterhin physisch, einmal besonders intensiv, wie er dem „Mirror“ schildert: „Vor drei Jahren war ich in ihrem Apartment, als ich merkte, wie etwas durch das Fenster kam und mich am Rücken berührte. Es fühlte sich wunderbar und dramatisch an.“

Das klingt nach Winehouse – dramatisch und wunderbar war das ganze Leben der Tochter einer Apothekerin und eines Taxifahrers aus London. „Bloß nicht in die Entzugsklinik, nein, nein, nein…“, sang sie herrlich selbstironisch in ihrem Hit, „Rehab“. 2006 war das, Winehouse wurde mit ihrem Old-School-Soul zum Weltstar.

Eine geniale Songwriterin und Sängerin, die mit nur zwei Alben Legendenstatus erreichte. Sie war die Janis Joplin des Millenniums, der sie in den Club 27 folgte, jenem tragisch-idealisierten Kreis von Stars, die mit 27 verglühten und damit ewige Jugend erlangten.

Amy: Opfer der eigenen Selbstzerstörung?

In zehn Jahren hat sich viel geändert im Showbusiness. Die #Metoo-Bewegung wirft auch ein neues Licht auf die Frage, wie die Branche und das Umfeld mit weiblichen Talenten umgehen. War Winehouse nun Opfer der Leute um sie oder ihrer eigenen Selbstzerstörungswut?

In der Doku „Amy“ von 2015 werden Vater Mitch und seine zerrüttete Ehe als Grund für ihre Drogenabhängigkeit ausgemacht. „Es ist natürlich leicht, jetzt zu sagen, wenn ich ein besserer Vater gewesen wäre, wäre das nicht passiert“, sagt Mitch Winehouse nun. Zumindest machte er sich Sorgen.

Schon 2008 berichtete er von einem Drogenkrampf seiner Tochter. Sollte sich eine solche Attacke wiederholen, sei dies lebensgefährlich: „Sie könnte auf ganz schreckliche Weise sterben. Das wird nicht passieren – es darf nicht passieren.“

Winehouse: Mutter Janis nimmt den Vater in Schutz

Winehouse’ Mutter Janis nimmt ihren Ex-Mann in einer neuen BBC-Doku in Schutz. „Es war nicht seine Schuld.“ Eine Parallele zum Fall Britney Spears sieht sie nicht: Die Sängerin will sich unbedingt von ihrem Vater befreien, der sie früh drillte und bis heute finanziell von ihr profitiert. „Es war überhaupt nicht so. Wir haben alle Fehler gemacht, und Mitch war ein leichtes Ziel. Wir haben uns jedoch alle so sehr angestrengt.“ Aber: „Man konnte Amy nicht sagen, was sie zu tun hat. Niemand konnte das!“

Auch Blake Fielder-Civil, mit dem sie von 2007 bis 2009 verheiratet war und der damit prahlte, ihr den ersten Schuss Heroin verpasst zu haben, sei nicht schuld, sagt Janis Winehouse: „Es war explosiv, aber es war Liebe. Amy ist damals ihren eigenen Weg gegangen.“

Amy Winehouse’ letzten betrunkenen Auftritt am 18. Juni 2011 in Belgrad aber verhinderte niemand. „Die Buhrufe waren lauter als die Musik“, erinnert sich der Musiker Moby, der dabei war. Jeder Patzer, jeder Absturz wurde hämisch begleitet.

Amy Winehouse mit ihrem Vater Mitch und ihrer Mutter Janis.
Amy Winehouse mit ihrem Vater Mitch und ihrer Mutter Janis. © Getty Images | Gareth Davies

Amys bester Freund und langjähriger Mitbewohner Tyler James versuchte ihr zu helfen. Er versichert in seinem Buch „Meine Amy“, er habe sie noch zwei Tage vor ihrem Tod besucht und sie an die Aussagen ihrer Ärzte erinnert, dass der exzessive Alkoholkonsum in Kombination mit ihrer Bulimie sie töten würde. „Mir gingen die Ideen aus“, sagt er. War sie also selbst schuld?

James verwahrt sich gegen diese Sichtweise. Er beschreibt, dass Winehouse leben wollte, dass sie kämpfte, seit drei Jahren keine Drogen mehr anrührte. „Ich möchte, dass die Leute bitte, bitte sehen, wie hart sie dafür gearbeitet hat und wie kurz davor sie war, auch für immer vom Alkohol wegzukommen, ein gesundes Leben zu führen.“

Er glaubt, dass Winehouse letztlich an der Dauerbeobachtung zugrunde ging. „Wenn du einen Entzug machst, musst du am stärksten sein, gerade dann, wenn du am schwächsten bist. Und Amy musste das vor aller Öffentlichkeit sein.“ Sie sei nicht die dem Untergang geweihte Person gewesen. „Ich lieb sie einfach“, sagt James. „Und ich bin dankbar, so dermaßen dankbar, diese kleine Verrückte gekannt zu haben.“