Berlin. Die Corona-Lage in Tschechien scheint entspannt, die Inzidenz ist niederig. Vor allem für die Einreise gelten dennoch strenge Regeln.

Tschechien scheint auf Erfolgskurs: Nachdem die Corona-Inzidenz in dem Land in den vergangenen Monaten mehrfach Werte von über 800 erreicht hatte, liegen die Zahlen seit rund einem Monate konstant unter 20. Aktuell infizieren sich zwar wieder etwas mehr Menschen als noch vor zwei Wochen mit dem Coronavirus – mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 14,7 (Stand: 14. Juli) schneidet Tschechien im europäischen Vergleich aber noch immer gut ab.

Das dürfte unter anderem daran liegen, dass die tschechische Regierung trotz niedriger Zahlen auf anhaltend strenge Corona-Regeln setzt. Während Länder wie Großbritannien bei stark steigenden Infektionszahlen öffnen, bleibt man in Tschechien seinem Kurs treu.

Tschechien: Entspannte Corona-Lage nach hartem Winter

Der geht vor allem auf die schlechten Erfahrungen der vergangenen Monate zurück, als die Corona-Zahlen nach Öffnungen im Sommer 2020 explodiert waren. "Vergangenes Jahr im Juni schien uns, dass wir über die Pandemie gesiegt hätten. Einige haben das sogar vorzeitig gefeiert", sagte Ministerpräsident Andrej Babis an die Bevölkerung gerichtet. "Wir dürfen die Fehler des vorigen Sommers nicht wiederholen. Besonders, was die neuen Mutationen angeht, müssen wir vorsichtig sein."

Für Ausländer zeigt sich diese Vorsicht schon bei der Einreise: Zwar werden diverse Länder, darunter auch Deutschland, aktuell als "grün", also als Staaten mit geringem Infektionsrisiko, eingestuft. Wer aus diesen Ländern nach Tschechien reisen will, benötigt seit vergangener Woche dennoch einen negativen Test und muss sich online anmelden. Lediglich Geimpfte können auf den Test verzichten.

Auch im Land selbst gelten weiterhin strikte Regeln: Privat dürfen sich maximal zehn Personen treffen, für Besuche in Restaurants oder Hotelübernachtungen wird ein negativer Test oder ein Impfnachweis benötigt. In Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln muss eine FFP2-Maske getragen werden, im Freien – sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann – eine OP-Maske.

Wegen Corona: Tschechien fürchtet erneute Einbußen im Tourismus

Der Kurs der Regierung stößt im Land durchaus auf Kritik. Besonders wegen der strengen Einreiseregeln fürchtet die tschechische Tourismusbranche erneute Einbrüche bei den Besucherzahlen. "Jede derartige Barriere ist ein Hindernis für Urlauber", sagte der Präsident des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Vaclav Starek, der Deutschen Presse-Agentur. Aktuell liege die Auslastung der Hotels in Prag nur bei 11 Prozent.

Die tschechische Regierung hält trotz dieser und ähnlicher Befürchtungen an ihrem Kurs fest und begründet die zuletzt sogar wieder verschärften Regeln mit Sorgen vor der Delta-Variante. Um deren Ausbreitung einzudämmen, versucht Tschechien seine Bürgerinnen und Bürger zudem mit verschiedenen Anreizen zu einer Corona-Impfung zu bewegen. So werden an Geimpfte einmal wöchentlich Smartphones oder Sneaker verlost. Aktuell sind in dem Land rund 36 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner vollständig geimpft. (nfz/dpa)