Berlin. Experten haben das merkwürdige Verhalten von Lachsen in einer Anlage im Sauerland untersucht. Die Vermutung: Es waren Drogen im Spiel.

Auf den ersten Blick wirkte das Bild aus einer Fischaufzuchtanlage im Sauerland kurios: Lachse sprangen in Scharen aus einem Wasserbecken hoch. Allerdings taten die Tiere das nicht aus Freude, sondern weil sie sich nicht wohlfühlten. Der Grund für ihr Unwohlsein ist womöglich noch kurioser. Experten vermuten, dass hier Drogen im Spiel waren.

Denn in einem der zulaufenden Bäche konnten Experten des Landesumweltamtes NRW (Lanuv) bei einer Wasseranalyse das Rauschgift Kokain und ein Kokain-Abbauprodukt nachweisen. Das rätselhafte Verhalten, dass die Fische im Sommer 2020 an den Tag legten, könnte an dieser Verunreinigung gelegen haben, heißt es jetzt in einem Forschungsbericht.

Möglicher Drogentrip: Lachse sprangen panikartig umher

Das atypische Verhalten hatte ein Fischwirtschaftsmeister bei den für ein Artenschutzprojekt gehaltenen Junglachsen in Kirchhundem-Albaum beobachtet: "Die Lachse versuchten panikartig aus dem Wasser zu springen", berichtet Daniel Fey, Fachbereichsleiter Fischereiökologie und Aquakultur.

Der Fall ereignete sich bereits im Sommer 2020. Damals wurden Wasserproben aus dem Zulaufwasser und dem Becken entnommen und mit Hilfe eines hochgenauen Analysegeräts untersucht. Wenige Tage später lag das Ergebnis vor: Gefunden wurden Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft und Arzneimittel aus Abwässern, alles in geringen Mengen. Zwei ebenfalls entdeckte Stoffe ließen die Fischexperten jedoch aufmerken: Kokain und sein Abbauprodukt Benzoylecgonin.

Die Untersuchungen waren angestellt worden, da das Verhalten der Fische auf eine Kontamination des Zulaufwassers hingedeutet hätte – der die Fische intuitiv entgehen wollten. "Es war eine Reaktion auf ein Unwohlsein."

Reaktion auf Kokain? Lachsverhalten nicht eindeutig geklärt

Im Fischbecken selber fanden die Analytiker die Stoffe nicht, was jedoch an einer hohen Verdünnung im Becken gelegen haben könnte. "Eine eindeutige Ursache für das Verhalten der Fische ließ sich nicht finden.

Allerdings kann auch eine Reaktion auf das im Bachwasser nachgewiesene Kokain nicht ausgeschlossen werden", schreibt das Landesumweltamt in seinem nun vorgelegten Jahresbericht unter der Überschrift "Lachse auf Koks".

Kokain im Bach: Polizei ermittelte wegen Abwasser

Doch woher könnte das Kokain gekommen sein? Lanuv-Mitarbeiter fanden wenig später am Bachlauf eine direkte, illegale Abwasser-Einleitung und meldeten dies den Behörden. Die Polizei nahm sich der Sache an – allerdings ohne Ermittlungserfolg. Es seien keine konkreten Anhaltspunkte dafür gefunden worden, dass die Einleitung aus einem bestimmten Bereich kam, sagte ein Polizeisprecher der Kreispolizei Olpe.

Und die Lachse? "Sie haben am nächsten Tag wieder arttypisches Verhalten gezeigt", sagt Fischexperte Fey. Auch hätten die Tiere von ihrem Drogentrip keine bleibenden Schäden davongetragen. Zuvor hatte die "Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung" (NRZ) über den Sachverhalt berichtet. (dpa/fmg)