Neckarwestheim/Stuttgart. Bei der Sicherheitsprüfung des Atomkraftwerks Neckarwestheim in Baden-Württemberg sind Risse gefunden worden. So reagiert die Politik.

In Deutschland sind aktuell noch sechs Atomkraftwerke aktiv. Im Block II des Atomkraftwerks Neckarwestheim in Baden-Württemberg sind jetzt bei der jährlichen Sicherheitsüberprüfung 17 neue Risse an Rohren entdeckt worden.

"Die Anzahl der sicherheitstechnisch relevanten Befunde ist damit rund 0,6 Promille höher als im Vorjahr und erneut deutlich unter dem Niveau von 2018 und 2019", ordnete das baden-württembergische Umweltministerium am Donnerstag (8. Juli) ein. Auch seien die neuen Risse deutlich kürzer und weniger tief. Aus Sicht des Ministeriums greifen die eingeführten Sicherheitsmaßnahmen. Atomkraftgegner sind dennoch empört, dass das Kraftwerk wieder ans Netz geht.

Atomkraftwerk: Bereits vor drei Jahren Risse entdeckt

2018 waren erstmals Risse in manchen der rund 16.400 Heizrohre der vier Dampferzeuger entdeckt worden. Lecks habe es deswegen aber noch nie gegeben, teilte das Ministerium mit. Und selbst in einem zu unterstellenden Störfall hätten die Rohre den Belastungen standgehalten. Der Betreiber EnBW habe die betroffenen Rohre nach einem bewährten Sanierungskonzept verschlossen.

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Am 11. Juni 2021 war Block II des Atomkraftwerkes Neckarwestheim für die sogennante jährliche Revision vom Netz genommen worden. Laut Aussage des Energieversorgungsunternehmens umfasst das Revisionsprogramm für den letzten noch laufenden EnBW-Atommeiler in diesem Jahr rund 2.500 einzelne Tätigkeiten. "Diese Tätigkeiten sind überwiegend nur bei abgeschalteter Anlage möglich", so Andre Knapp, Leiter der Anlage GKN II.

Der Druckwasserreaktor hat laut des Unternehmens eine elektrische Leistung von 1.400 Megawatt. Die Anlage ging 1989 in Betrieb und hat im Jahr 2020 über elf Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das entspricht rund einem Sechstel des gesamten Stromverbrauchs in Baden-Württemberg. Maximal bis Ende 2022 wird der Block II Strom erzeugen, dann ist infolge des Atomausstiegs Schluss. Ein schneller Rückbau ist geplant.

Atomkraftgegner gehen von Gefahr durch gefundene Risse aus

Atomkraftgegner fordern, dass der Meiler schneller stillgelegt wird. Dazu haben die Initiative .ausgestrahlt und der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN) einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg eingereicht. Sie haben ein Gutachten erstellen lassen, wonach Rohrbrüche drohen könnten. Außerdem werfen sie dem baden-württembergischen Umweltministerium vor, die Gefahr durch das AKW zu leugnen.

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    Die BBMN warf dem Umweltministerium am Donnerstag (8. Juli) "das Komplettversagen der Atomaufsicht" vor. "Nicht etwa eine genaue Anzahl gefundener Risse und anderer Korrosionsstellen legt fest, ob der Reaktor in zulässigem Zustand ist, sondern ob wieder ein ordnungsgemäßer Zustand der Dampferzeuger hergestellt ist. Flicken und Verstopfen hilft nicht, so lange die dicken Rostbeläge, die Spannungsprobleme, die Kondensatorlecks und die angegriffenen Heizrohre vorhanden sind und damit jederzeit weiteres unkontrolliertes Risswachstum bis zum Bersten von Rohren möglich ist." Die Karlsruher EnBW hat die Vorwürfe stets bestritten.

    Zuletzt hatten Berichte über Probleme im südchinesischen Atomkraftwerk Taishan für Nervosität bei vielen Menschen gesorgt. Der Atom-Meiler liegt südlich der Millionenmetropole Hongkong. Auch ein anderes AKW war 2021 wieder in den Schlagzeilen. Anfang des Jahres war ein Jahrzehnt seit der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima vergangen.

    (msb/dpa)