Berlin. Zwischen Lockdown und Anorexie bei jungen Frauen gibt es offenbar einen Zusammenhang. Das ist die Geschichte von Lilly und Hannah.

  • Während des Corona-Lockdowns ist die Zahl psychischer Erkrankungen in Deutschland deutlich angestiegen
  • Die Betroffenen müssen gleichzeitig gegen die Folgen der Pandemie und ihre Krankheit kämpfen
  • Wir erzählen die Geschichten von Lilly und Hannah

Lilly hat zum Essen eingeladen. Sie steht in der großen Berliner Altbauküche und rührt in einem kleinen Topf. Ihre Eltern und ihre drei Geschwister sind nicht da. Sie ist schon 17 Jahre alt und will lieber allein von sich erzählen. Von dem, was jetzt gerade passiert und von dem, was sie hinter sich hat. Sie steht aufrecht. Sie ist Eiskunstläuferin, vor einem Jahr wollte sie noch in die Meisterklasse wechseln, in die höchste Stufe bei den Frauen.

Es gibt Tagliatelle mit Tomatensoße und etwas Käse. Es ist 11.45 Uhr, das Essen ist fertig. Dass sie regelmäßig isst, zu gleichen Uhrzeiten und sechs Mal am Tag, ist für sie eine große Aufgabe und doch macht sie es. Sie trägt die zwei Teller eilig durch das Wohnzimmer, vorbei am Klavier, auf den Balkon. Dort will sie essen, weil die Sonne scheint.

Ihre Schritte sind kraftvoll und dynamisch. Früher, noch vor ein paar Monaten, hat sie oft gefroren. Stand sie zwar voller Willen, aber ohne Kraft auf dem Eis. Da wog sie zwölf Kilogramm weniger als heute. Lilly setzt sich an den Holztisch, sie isst, ein bisschen Salz fehlt. „Ich muss ja essen, weil ich Leistungssportlerin bin“, sagt sie. Dass sie Sportlerin ist, erwähnt sie noch öfter. Leistungswillen ist vielleicht ein Grund, warum sie aufhörte, genug zu essen und keinen Appetit mehr hatte. Aber der Sport ist nicht er einzige Grund.