Den Haag. Europol ist ein großer Schlag gegen die organisierte Kriminalität gelungen. Die Ermittler lockten die Kriminellen mit einer App in die Falle.

Ein Zusammenschluss internationaler Ermittler von Europol und anderen Behörden haben in einer wohl einzigartigen Aktion dem organisierten Verbrechen einen schweren Schlag versetzt. Bei einem internationalen Einsatz konnten mehr als 800 Verdächtige in über 100 Ländern festgenommen werden. Laut Europol handelte es sich dabei um eine der größten Polizei-Aktionen jemals.

Die Einsatzkräfte durchsuchten allein in Deutschland mehr als 100 Wohnungen, Geschäftsräume und Lagerhallen. Die Federführung hierzulande lag beim hessischen Landeskriminalamt (LKA). Von dort wurden Festnahmen bestätigt, allerdings keine Details genannt.

FBI lockte Kriminelle mit eigener Krypto-App in die Falle

Die Basis des Ermittlungserfolgs bildete eine App namens ANoM, mit der Europol, die amerikanische (FBI) und die australische (AFP) Bundespolizei die Kriminellen seit 2018 in die Falle lockten, wie aus einer Mitteilung der AFP hervorgeht. Für die "Operation Trojanerschild" hatte das FBI zunächst unbemerkt die Kontrolle über ANoM übernommen. Dort planten die Verbrecher ihre Taten, in dem Glauben ihre Nachrichten seien verschlüsselt und sicher. Denn ANoM funktionierte laut AFP nur auf technisch manipulierten Smartphones, die weder telefonieren noch E-Mails versenden konnten. Es konnten nur ANoM-Nachrichten von einem dieser Kryptohandys auf ein weiteres Kryptohandy geschickt werden.

Bei den Entwicklern der Kryptohandys handelte es sich aber ebenfalls um das FBI, das sogar half die Geräte bei Verdächtigen in Umlauf zu bringen. Danach habe die Beliebtheit der App und der Geräte laut AFP quasi von selbst zugenommen. Denn wer ein solches Kryptohandy wollte, konnte nur über einen weiteren Kriminellen an eines herankommen. "Die Kriminellen waren dadurch überzeugt von der Legitimität der App, da hohe Mitglieder der organisierten Kriminalität für deren Integrität bürgten", heißt es von Seiten der AFP.

Verbrecher fühlten sich sicher – Mord zum Mitlesen

Die Verbrecher hätten sich derart sicher gefühlt, dass sie nicht einmal Codes oder Synonyme für ihre Kommunikation genutzt hätten, sagte AFP-Kommissar Reece Kershaw. Mordpläne, Drogenschmuggel und Waffenhandel in großem Stil – Die Ermittler konnten alles mitlesen. Allein in Australien seien so Mitglieder der italienischen und albanischen Mafia, asiatischer Verbrechersyndikate und krimineller Bikergangs aufgeflogen, meldet die AFP. Nach ihren Angaben gab es in dem Land bisher mehr als 200 Festnahmen. Rund 3,7 Tonnen Drogen, mehr als 100 Waffen und 45 Millionen australische Dollar (etwa 22 Millionen Euro) in bar seien beschlagnahmt worden.

Die Ermittlungsergebnisse für Deutschland sollen laut LKA nicht auf einer Pressekonferenz, sondern schriftlich mitgeteilt werden.

(dpa/fmg)