Washington. US-Stars wie Caitlyn Jenner, Matthew McConaughey oder Dwayne Johnson wollen Gouverneur oder Präsident werden. Das steckt dahinter.

Ronald Reagan war Hollywood-Schauspieler, bevor er ins Weiße Haus einzog. Jesse Ventura verdingte sich als Wrestler, bevor er Gouverneur von Minnesota wurde. Arnold Schwarzenegger war Bodybuilder und Schauspieler, bevor er zum Gouverneur von Kalifornien aufstieg. Die Liste der Quereinsteiger und Exoten aus dem Show-Business, die es in Amerika in die Politik zog, ist lang.

Wobei: Nach den wilden vier Jahren mit dem ehemaligen Reality-TV-Star Donald Trump hatte man den Eindruck, die USA seien kuriert von dem Spleen, möglichst politikfernen Gestalten eine Chance in höchsten Ämtern zu geben. Trugschluss?

Lesen Sie auch: Oscar 2021: Hier können Sie die Verleihung sehen

US-Stars zieht es in die Politik

Caitlyn Jenner, bis zu ihrer Geschlechtsumwandlung der Zehnkampf-Goldmedaillen-Gewinner von Olympia 1976, Bruce Jenner, und als Mitglied des Kardashian-Clans zu notorischer Berühmtheit gekommen, hat gerade ihre Bewerbungsunterlagen für die mögliche Gouverneurs-Neuwahl in Kalifornien eingereicht.

In Texas erwärmt sich Oscar-Preisträger Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club”) für das 2022 zur Wahl stehende Amt des Gouverneurs im „Lone Star State”. Und um die Runde komplett zu machen, hat just „The Rock”, mit bürgerlichem Namen Dwayne Johnson, wieder einmal seine Interesse am Präsident-Posten durchblicken lassen.

Der kahlgeschorene Muskelmann, der vom Wrestling den Sprung ins Kino-Geschäft geschafft hat („Jumanji”, „Fast & Furios” etc.) und dort Abermillionen verdient, sagte, er würde alles dafür tun, das polarisierte Land zu einen. Wenn „die Leute” das wollten, so der 48-Jährige, dem auf Instagram rund 230 Millionen Menschen folgen, würde er antreten.

Dwayne Johnson einer der bestbezahltesten Schauspieler weltweit. Nun will er Politiker werden.
Dwayne Johnson einer der bestbezahltesten Schauspieler weltweit. Nun will er Politiker werden. © dpa | Richard Shotwell

Dwayne „The Rock” Johnson will US-Präsident werden

Und wollen die Leute? Eine aktuelle Umfrage von „Piplsay” brachte einen erstaunlichen Wert zutage: 46 Prozent befürworten seine Kandidatur. Ähnlich positiv fielen die Reaktionen in Texas aus. Eine Befragung der „Dallas Morning News” sieht den dreifachen Familienvater bei 45 Prozent. Greg Abbott, der amtierende Quasi-Ministerpräsident, kommt auf 33 Prozent.

McConaughey und Johnson, das fällt auf, haben ihre Gedankenspiele parteipolitisch noch nirgendwo angedockt. Ob sie unter republikanischer oder demokratischer Flagge antreten würden, ist unbekannt. Von beiden weiß man, dass sie sich integrative Fähigkeiten zuschreiben und die etablierte Politik für ein - Zitat McConaughey - „kaputtes Geschäft” halten.

Caitlyn Jenner will für die Demokraten antreten

Bei Caitlyn Jenner sind die Pläne am weitesten gediehen. Die 71-Jährige tritt an für den Fall, dass Amtsinhaber Gavin Newsom fällt. Die Republikaner wollen den Demokraten wegen dessen Corona-Politik in eine vorgezogene Neuwahl zwingen. Auf diesem Weg war 2003 Schwarzenegger in den Gouverneurs-Palast in Sacramento eingezogen.

Dass Jenner, die zuletzt mit der Ober-Mutter des Kardashian-Clans verheiratet war, auf konservativem Ticket ins Rennen geht, finden in der LGBT-Gemeinde der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender viele befremdlich. Die Republikaner machen Trans-Menschen gesetzgeberisch das Leben schwer.

Jenner hat sich auch darum von Donald Trump distanziert. Was sie nicht davon abhielt, dessen übel beleumundeten ehemaligen Wahlkampf-Strategen Brad Parscale für ihre Kampagne anzuheuern.

Kardashians: Jenner ist „unqualifizierte Novizin”

Was hat sie überhaupt zu bieten? Bislang (außer ihrem Promi-Status) wenig. Auf ihrer Webseite sind Spenden-Aufrufe zu finden. Ansonsten gibt es die üblichen Plattitüden: dass es eine „Jetzt-oder-Nie”-Situation sei, „um unseren Bundesstaat grundlegend zu reparieren, bevor es zu spät ist”, dass nur eine „bewährte Siegerin” diese Aufgabe gegen die „eingefahrenen Politiker” meistern könne. Lesen Sie hier: Oscars 2021 - Der Filmpreis wird weiblicher und diverser

Wie Kalifornien, die mit 40 Millionen Einwohnern sechstgrößte Wirtschaft der Welt, mit den großen Fragen von Post-Corona-Wiederaufbau bis Klimaschutz umgehen soll - Fehlanzeige. Die größte Zeitung im „Golden State”, die Los Angeles Times, urteilte scharf über die Personalie Jenner: „Offenkundig unqualifizierte Novizin” - bitte nicht.

Mehr zu US-Politik: Warum Biden das Massaker an Armeniern nun Völkermord nennt