Washington. Ein Mann hat vor dem Kapitol in Washington mit seinem Auto einen Polizisten getötet. Der Angreifer selbst wurde erschossen.

Wenige Monate nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols Anfang Januar durch einen wütenden Mob hat am Freitag ein Angreifer vor dem schwer bewachten Parlamentsgebäude einen Polizisten getötet und einen weiteren schwer verletzt.

Der Mann war mit einem Auto an einer Zufahrt zum Sitz des Kongresses in der Hauptstadt Washington in die zwei Polizisten gerast und hatte dann eine Absperrung gerammt. Dann ging der Angreifer mit einem Messer auf weitere Beamte los und ignorierte Warnungen: Die Sicherheitskräfte schossen auf den Mann und verletzten ihn tödlich.

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Tödlicher Angriff am US-Kapitol - offenbar kein Terrorismus

Der Washingtoner Polizeichef Robert Contee sagte, ersten Erkenntnissen zufolge scheine die Tat keinen terroristischen Hintergrund gehabt zu haben. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass von einer weiteren Bedrohung für den Kongress oder Anwohner auszugehen sei.

Das Kapitol, der Sitz der beiden Kammern des US-Kongresses, wurde wegen des Zwischenfalls zeitweise abgeriegelt. Erst vor wenigen Tagen waren die Sicherheitsvorkehrungen, die nach dem Sturm aufs Kapitol eingerichtet worden waren, gelockert worden. Der Kongress hatte am Freitag allerdings keinen Sitzungstag, deswegen dürften kaum Senatoren oder Abgeordnete in dem Komplex gewesen sein.

Sicherheitskräfte stehen vor dem US-Kapitol. Eine rechte Miliz soll womöglich einen weiteren Angriff auf den Sitz des Kongresses geplant haben. (Archivbild)
Sicherheitskräfte stehen vor dem US-Kapitol. Eine rechte Miliz soll womöglich einen weiteren Angriff auf den Sitz des Kongresses geplant haben. (Archivbild) © J. Scott Applewhite/AP/dpa

„Es ist wirklich traurig, denn ich hatte geglaubt, dass wir nach der Beseitigung der Barrieren wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren würden. Aber das zeigt nur, wie hoch das Risiko noch immer ist“, sagte der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna dem Nachrichtensender CNN. Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, schrieb auf Twitter, dass er für den verletzten Polizisten bete.

US-Präsident Biden lässt nach Tötung eines Polizisten auf halbmast flaggen

Der Vorfall weckt Erinnerungen an den 6. Januar, als radikale Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump das Kongressgebäude gewaltsam stürmten. Im Zuge der Ausschreitungen in der US-Hauptstadt kamen insgesamt fünf Menschen zu Tode. Gegen Trump wurde ein Amtsenthebungsverfahren wegen „Anstiftung zum Aufruhr“ eingeleitet, das jedoch im US-Senat scheiterte.

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Die Flaggen in den USA wurden auf Anordnung von Präsident Joe Biden als Zeichen des Respekts für den Einsatz und die Opfer der Kapitol-Polizei bis Dienstag auf halbmast gesetzt. Biden sprach von einem erschütternden Vorfall und erklärte, er werde laufend über den Stand der Ermittlungen informiert. Er sprach der Familie des Opfers sein Beileid aus. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, bezeichnete den getöteten Beamten als „Märtyrer für unsere Demokratie“.

Der Polizist, William Evans, war seinen Verletzungen kurz nach dem Angriff erlegen. Er stand seit 18 Jahren im Dienst der Kapitol-Polizei, wie deren geschäftsführende Chefin erklärte.

(dpa/afp/les)