Berlin. In der neuen Folge des “Coronavirus-Update“ mit Christian Drosten geht es um die Mutationen des Virus und die Aussagekraft von Zahlen.

Vertraut man dem Virologen Christian Drosten und seinen Aussagen im Podcast, ist die Ausbreitung der Corona-Mutation, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde, in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten: "Wir müssen jetzt was machen, wenn wir speziell das Aufkeimen der Mutante in Deutschland noch beeinflussen wollen. Später kann man das nicht mehr gut machen, dann ist es zu spät."

Am Dienstag sprach der Virologe zusammen mit Wissenschaftsjournalistin Korinna Hennig im NDR-Info-Podcast "Coronavirus-Update" über die Mutationen des Coronavirus und welche Gefahr sie für Deutschland darstellen.

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Drosten: Mutation ist in Deutschland kaum verbreitet

Grundsätzlich seien die Mutationen vor allem dann für ein Land und dessen Anti-Corona-Strategie gefährlich, wenn die Zahlen sinken: "Wenn man die Bremse schon ein paar Wochen gehalten hat, ist tatsächlich entscheidend, was von außen reingetragen wird", erklärte der Virologe.

Für Deutschland geht Drosten allerdings noch von einer geringen Verbreitung der britischen und südafrikanischen Mutationen aus. Er ist der Ansicht, dass die meisten bekannten Fälle über Weihnachten aus England eingeschleppt worden seien. Grund zur Panik gäbe es allerdings nicht: "Die Mutante macht ungefähr ein Prozent oder weniger der Fälle in Deutschland aus."

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Die Mutation aus England ist nicht so ansteckend wie gedacht

Generell spreche derzeit alles dafür, dass anfängliche Schätzungen, wonach die Ansteckungsrate der neuen Mutante etwa 70 Prozent höher liege als bei der Wildvariante, zu hoch gegriffen waren. "Wir gehen von etwa 35 Prozent aus. Die Zahl ist dafür aber wasserdicht", so Drosten.

Und auch die Corona-Variante, deren Entdeckung in Garmisch-Partenkirchen am Dienstag durch die nationalen Medien ging, bezeichnete Drosten als harmlos. Zwar habe bei Tests ein Hinweis dafür gesprochen, dass es sich bei dem Erreger um die englische Variante des Coronavirus handeln könne, allerdings sei der zweite Test negativ gewesen.

Nicht jede Mutation ist relevant

Bei der Mutation in Garmisch handele es sich Drosten zufolge um eine Variante, die häufig in Deutschland zu finden sei: "Das ist ein Virus, von dem man nicht sagen kann, es habe eine erhöhte Relevanz, etwa durch eine erhöhte Übertragbarkeit."

Generell betonte der Virologe, dass Virusmutationen völlig normal seien. Auch wenn er natürlich nicht alle Mutationen kennen würde, könne er sagen, dass sie nicht zwangsläufig mit relevanten Veränderungen einhergingen.

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Drosten: Zahlen sind langsam wieder belastbar

Auch die aktuellen Zahlen, die in Deutschland leicht zurückgehen, kommentierte der Virologe. Der aktuelle Trend sei nach den Feiertagen "jetzt so langsam echt", erklärte Drosten. Über die Feiertage war deutlich weniger getestet worden, außerdem meldeten einige Behörden die von ihnen erhobenen Daten erst mit deutlichem Verzug ans Robert Koch-Institut.

Die Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung des Virus könnten großen Einfluss auf die Ausbreitung des Coronavirus haben, erklärte Drosten weiterhin. Denn Fallzahlen könnten nicht nur exponentiell steigen, sondern auch sinken - auch wenn die Veränderungen an der Reproduktionszahl nur minimal erscheinen.

So dauere es bei einem R-Wert von 0,9 ungefähr einen Monat, bis sich die Zahl der Infizierten halbiere. Bei einem R-Wert von 0,7 sei es hingegen nur eine Woche. Laut RKI-Angaben liegt er für Deutschland aktuell bei 0,87 (Stand: 19. Januar).

Die aktuelle Folge des NDR-Podcasts finden Sie hier.