Berlin. In diesen Wochen tauchen in den USA und Europa in mehreren Ländern rätselhafte Metall-Monolithe auf. Was das soll, weiß bisher keiner.

  • Auf der ganzen Welt sorgen derzeit mysteriöse Metall-Monolithe für Aufsehen
  • In mehreren Ländern wurden die Metallsäulen entdeckt – woher sie kommen, weiß niemand
  • In Deutschland wurden zwei der mysteriösen Stelen in Hessen und in Bayern, ganz in der Nähe von Schloss Neuschwanstein, entdeckt
  • Wir fassen zusammen, was über die Monolithe bekannt ist

Sie tauchen plötzlich auf, zum Teil verschwinden sie auch genauso überraschend, und was das alles überhaupt soll, weiß auch niemand so richtig. In den USA und in Europa sind in vergangenen Wochen in mehreren Ländern mysteriöse Metallsäulen entdeckt worden. Und je mehr Funde es gibt, desto wilder werden die Spekulationen um Herkunft und Sinn der meterhohen Monolithe.

Angefangen hatte alles Mitte November mitten im Nirgendwo der Wüste von Utah. Mitarbeiter der Behörde für öffentliche Sicherheit des Bundesstaats im Südwesten der USA wollten eigentlich Tiere zählen. Statt wildlebender Dickhornschafe fanden sie allerdings eine etwa vier Meter hohe Metallsäule. Keiner da, der sie dahin gestellt oder eine Erklärung parat hatte, keine Inschriften, einfach nur die Säule. Rätselhaft.

Noch rätselhafter wurde es, als die Säule wenige Tage später wieder verschwunden war. Und nun, keine zwei Wochen später, rätselt die halbe Welt, weil ähnliche Metall-Monolithe auch an anderen abgelegenen Orten in den USA, in Rumänien, Großbritannien, in den Niederlanden und in Deutschland gefunden wurden. Ein Überblick über die bekannten Funde:

  • Utah, USA: Mitte November wird etwa vier Meter hohe Metallsäule von Biologen aus einem Helikopter heraus entdeckt. Am 27. November ist sie verschwunden.
Utahs Umweltbehörde veröffentlichte dieses Bild des zuerst entdeckten Monolithen in der Wüste am 15. November.
Utahs Umweltbehörde veröffentlichte dieses Bild des zuerst entdeckten Monolithen in der Wüste am 15. November. © dpa | Utah Department Of Public Safety
  • Atascadero, Kalifornien, USA: Eine der in Utah sehr ähnliche Säule wird am Pine Mountain in Atascadero entdeckt. Auch sie verschwindet, allerdings weniger mysteriös. Im Internet kursieren Aufnahmen einer Gruppe junger Männer, die sich als Trump-Anhänger zu erkennen geben und das Gebilde demontieren.
  • Neamt, Rumänien: Auf einem kleinen Berg am See Bâtca Doamnei im nordrumänischen Kreis Neamt wird eine ebenfalls etwa vier Meter hohe Metallsäule mit eingravierten Spiralen an den Seiten entdeckt und später als verschwunden gemeldet. Laut angeblicher Augenzeugen ist der Monolith ziemlich stümperhaft zusammengeschweißt worden. Laut Nachrichtenagentur AFP kommentiert ein Facebook-Nutzer die Berichterstattung eines Lokalsenders mit den Worten: „Wir sind nicht einmal in der Lage, etwas richtig nachzumachen.“
Der Metall-Monolith auf dem Batca-Doamnei-Hügel außerhalb der Stadt Piatra Neamt im Norden Rumäniens.
Der Metall-Monolith auf dem Batca-Doamnei-Hügel außerhalb der Stadt Piatra Neamt im Norden Rumäniens. © dpa | ROBERT IOSUB
  • Joshua Tree National Park, Kalifornien, USA: Das US-Künstlerkollektiv The Most Famous Artist postet bei Instagram ein Foto eines weiteren Monolithen, der im Joshua Tree National Park im Süden Kaliforniens steht. Die Gruppe reklamiert für sich, Schöpfer der Skulptur zu sein – und auch hinter der Aktion in Utah zu stecken.
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  • Isle of Wight, Großbritannien: Eine etwas mehr als zwei Meter hohe, spiegelnde Metallsäule wird am Compton Beach auf der Isle of Wight entdeckt. Der Eigentümer des Strands, die Denkmalpflege- und Naturschutzorganisation The National Trust, will sie erst einmal stehen lassen, berichtet die BBC.
Das undatierte Handout-Bild zeigt den Monolithen am Compton Beach auf der Isle of Wight.
Das undatierte Handout-Bild zeigt den Monolithen am Compton Beach auf der Isle of Wight. © dpa | Lee Peckham
  • Oudehorne, Niederlande: Wanderer entdecken eine matt-silberfarbene Metallsäule am Kiekenberg nahe des Dorfes Oudehorne in der niederländischen Provinz Friesland. „Wir wissen, dass sie wahrscheinlich am Wochenende aufgestellt wurde“, sagte Imke Boerma von der niederländischen Forstverwaltung am Montag der AFP. „Aber wir wissen nicht, wie sie dahin gekommen ist.“
Der Monolith am Kiekenberg nahe des Dorfes Oudehorne in der niederländischen Provinz Friesland.
Der Monolith am Kiekenberg nahe des Dorfes Oudehorne in der niederländischen Provinz Friesland. © dpa | Anton Kappers - Thomasson
  • Sulzbach, Deutschland: Spaziergänger sehen eine Säule an einem Acker in Sulzbach, berichtet der Hessische Rundfunk. Unbekannte zerstörten die über drei Meter große Säule am Dienstagabend, wie ein Sprecher der Gemeinde am Mittwoch berichtete. „Die Mitarbeiter des Bauhofs haben die Trümmer abgeholt, so dass keine Gefahr für Fußgänger ausgeht“, sagte er am Mittwoch. Auch in diesem Fall: Wo das Teil herkam, weiß noch keiner.
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  • Schwangau, Deutschland: Nahe dem weltbekannten Schloss Neuschwanstein entdeckte eine Spaziergängerin eine etwa zwei Meter hohe Säule in einem Feld. „Wir sind auch am Staunen“, sagte die Schwangauer Tourismusdirektorin Sylvia Einsle. „Wir hoffen jetzt nur, dass an der nahe gelegenen Straße nicht das Wildparken im großen Stil beginnt.“ Parkplätze gebe es in Zeiten des Corona-Lockdowns an den nahe gelegenen Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau genug. Eine weitere Sehenswürdigkeit habe Schwangau deshalb eigentlich auch nicht gebraucht, sagte Einsle. „Attraktionen haben wir genug, aber im Moment leider keine Gäste.“

Kunst? Eine PR-Aktion? Oder doch Aliens? In den sozialen Netzwerken kursieren zahlreiche Theorien über die Herkunft der Monolithe. So richtig überzeugend klingt kaum eine, zumindest nicht, wenn man eine Erklärung für alle Funde haben will.

In Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania löste sich das Auftauchen eines kleinen Monolithen im Strip District sogar recht schnell auf. Der Inhaber von „Grandpa Joe’s Candy Shop“ hatte eine kleine Metallsäule vor seinen Laden gestellt, weil ja gerade so viel über Metallsäulen geredet wird. Dass sie letztlich gestohlen wurde, stört Inhaber Christopher Beers nicht, die Säule hatte bis dahin schon genug Kunden angelockt. Beers baut jetzt einfach eine neue, berichtet das Nachrichtenportal pennlive.com.

Ein PR-Monolith in Pittsburgh: Der Inhaber von „Grandpa Joe’s Candy Shop“ hatte die Säule vor seinen Süßigkeitenladen gestellt, um Aufmerksamkeit für sein Geschäft zu erzeugen – mit Erfolg.
Ein PR-Monolith in Pittsburgh: Der Inhaber von „Grandpa Joe’s Candy Shop“ hatte die Säule vor seinen Süßigkeitenladen gestellt, um Aufmerksamkeit für sein Geschäft zu erzeugen – mit Erfolg. © AFP | MARANIE R. STAAB

In dem kleinen spanischen Örtchen Ayllón etwa 90 Kilometer nordwestlich von Madrid fanden Anwohner ebenfalls eine der Metall-Säulen. Bürgermeisterin María Jesús Sanz vermutet jedoch den Scherz eines Nachbarn hinter dem Fund, wie die Zeitung „El Periodico“ berichtete. Das in den Ruinen einer Kirche aufgestellte Blechgebilde sei recht dürftig und schon mehrmals vom Wind umgeweht worden.

Auch eine angeblich von der Gemeinde stammende Mitteilung, es seien bereits „Hunderte Schaulustige“ gekommen und man solle der Säule wegen ihres „mysteriösen Ursprungs“ besser fernbleiben, sei gefälscht. Bisher seien nur fünf Nachbarn vorbeigekommen und in Gelächter ausgebrochen.

Monolithe erinnern Kunstexperten an Werke von John McCracken

Viele Kunst-Experten fühlten sich schon nach dem Auftauchen des Monolithen in Utah an die Objekte des Bildhauers John McCracken erinnert. Der 2011 gestorbene US-Amerikaner hatte lange nicht allzu weit entfernt in New Mexico gelebt und gearbeitet und sehr ähnliche frei stehende Objekte in Form von Pyramiden, Würfeln oder Polyedern angefertigt.

McCrackens Sohn Patrick beteiligte sich dann auch sofort am – von der Sehnsucht vieler Menschen nach Ablenkung angesichts der Coronavirus-Pandemie angefachten – Rätselraten um die Stele. Sein Vater habe ihm 2002 gesagt, „er würde gerne Kunstwerke an abgelegenen Orten aufstellen, damit sie später entdeckt werden“. Ihn habe das damals nicht gewundert, sagte Patrick McCracken. „Die Entdeckung eines Monolithen – das passt sehr zu seiner künstlerischen Vision.“

So oder so – die mysteriösen Metall-Monolithen bleiben ein Rätsel. Immerhin: Die Biologen aus Utah, die das Rätselraten mit ihrer Entdeckung losgetreten haben, sind einigermaßen beruhigt: Es sei alles okay mit den Dickhornschafen in der Wüste, erklärte ein Sprecher von Utahs Umweltbehörde der „New York Times“. „Es ist eine robuste Population.“ (mit dpa/afp)