Viersen. Kollegah ist vom Vorwurf des unerlaubten Waffenbesitzes freigesprochen worden. Jemand habe ihm „ans Bein pinkeln“ wollen, sagte er.

Gangster-Rapper Kollegah ist vom Vorwurf des unerlaubten Waffenbesitzes freigesprochen worden. „Heute habe ich wieder etwas Vertrauen in die deutsche Justiz bekommen“, sagte der 36-Jährige am Dienstag. Vor dem Amtsgericht Viersen reckte er die Faust nach oben. „Am Ende hat die Gerechtigkeit gesiegt“, so der Musiker, der bürgerlich Felix Blume heißt.

„Jemand wollte ihnen eins auswischen“, sagte Amtsrichterin Kristina Jakobs in der Urteilsbegründung. Ein Foto, das von Unbekannten im Internet verbreitet wurde, spreche dafür. Zumindest sei dem 36-Jährigen diese Version nicht zu widerlegen und daher gelte: „In dubio pro reo“ (Im Zweifel für den Angeklagten). „Hin und wieder kommt einer und will dem Boss ans Bein pinkeln“, erklärte Kollegah.

Polizei fand Schreckschusspistole in Auto von Kollegah

Polizisten hatten im Auto des Rappers, abgestellt auf einem öffentlichen Parkplatz, im August vergangenen Jahres im niederrheinischen Viersen eine Waffe erspäht. Den Hinweis hatte ein anonymer Anrufer der Polizei gegeben. Etwa zur gleichen Zeit kursierte ein Foto im Internet, auf dem der Wagen des Rappers mit der Schreckschusspistole auf der Mittelkonsole zu sehen war. „Da hat aber jemand Paranoia“, hieß der Text dazu.

Zuvor habe es Auseinandersetzungen in einem „bestimmten Milieu“ gegeben, erklärte Kollegahs Verteidiger Christof Miseré. Der Wagen habe eine Woche lang defekt auf einem öffentlichen Parkplatz gestanden – mit dem Schlüssel auf einem der Reifen der 160.000 Euro teuren und 600 PS starken Limousine. Weil es Ärger mit der Versicherung gab, habe er länger als geplant auf dem Parkplatz gestanden.

Der Schlüssel sei genauso verschwunden gewesen wie die Waffe, als ein Werkstatt-Mitarbeiter den Wagen schließlich holen wollte. Er selbst sei zu der Zeit auf Reisen gewesen, erklärte der Musiker. „Ich war gar nicht da.“ Er habe lediglich jemanden zum Wagen geschickt, um zu sehen, „was da los ist“, als er das Foto im Internet gesehen habe.

Eine Hausdurchsuchung beim Rapper einige Monate später brachte die Waffe nicht ans Licht. „Die einzige Waffe, die er hat, sind seine Texte und Lieder“, sagte der Verteidiger. „Das reicht auch“, sagte Blume.

Kollegah vermutet „Rap-Beef“ als Ursache für Waffenfund

Zwischendurch habe ein Unbekannter die Waffe im Wagen fotografiert und das Bild im Internet hochgeladen. Dann habe ein anonymer Anrufer den Wagen mit der Waffe der Polizei gemeldet. „Was genau da abgelaufen ist, weiß ich auch nicht“, sagte Blume.

„Es geht bei Rap-Beefs darum, den anderen zu schädigen“, erklärte der Rapper der Richterin die Gepflogenheiten seines Geschäfts. „Reifen zerstechen ist üblich.“

Weil Kollegah alias Felix Blume diese Version nicht zu widerlegen war, beantragte die Staatsanwältin schließlich Freispruch. Verteidiger Miseré brauchte gar nicht zu plädieren und konnte sich ihr „vollumfänglich“ anschließen.

Das Amtsgericht hatte zunächst einen Strafbefehl in Höhe von 12.000 Euro gegen den Musiker verhängt. Da Kollegah Einspruch eingelegt hatte, musste der Fall am Dienstag vor Gericht verhandelt werden. Der Freispruch ist noch nicht rechtskräftig.

Kollegah folgen auf Facebook und Instagram derzeit jeweils mehr als 1,6 Millionen Menschen. Mit dem Song „0815“ und der Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ hatte er 2018 für einen Skandal gesorgt, der schließlich zum Aus für den renommierten Musikpreis „Echo“ geführt hatte. Kollegah hatte danach die KZ-Gedenkstätte in Auschwitz besucht und sich beim Thema Holocaust Zurückhaltung auferlegt. (dpa)