London. Mit AC/DC bringt eine der erfolgreichsten Rockbands ein neues Album heraus. Auch Sänger Brian Johnson wirkt mit – dank eines Hörgeräts.

Das jahrelange Warten hat ein Ende: Die legendäre Rockband AC/DC bringt am Freitag ihr neues Album heraus. Darauf feiert Sänger Brian Johnson sein Comeback, nachdem er 2016 wegen schwerer Hörprobleme ausgestiegen war und eine Rückkehr auf die Bühne eigentlich ausgeschlossen hatte.

Die Songs auf dem neuerscheinenden und 17. Studioalbum „Power Up“ sind unter der Regie von Brendan O’Brien entstanden, der bereits „Black Ice“ (2008) und „Rock Or Bust“ (2014) produziert hatte. Auf der neuen Platte klingen die Rockveteranen wieder dynamischer und feuriger als zuletzt.

Explosionsartig läutet „Realize“ die neue Platte ein. Der „Thunder From Down Under“ ist zurück. „Shot In The Dark“ und „Money Shot“ sind typische AC/DC-Hymnen zum Mitgrölen. Ein Kracher ist „Demon Fire“. Die treibende, mitreißende Hardrock-Nummer ist der rasanteste AC/DC-Song seit der Single „Safe In New York City“ vor 20 Jahren.

Das letzte Studioalbum „Rock Or Bust“ war vor gut sechs Jahren präsentiert worden. Auf der neuen Platte geben die australischen Hardrocker um Johnson und Leadgitarrist Angus Young insgesamt zwölf Lieder zum Besten – mit altbekanntem Sound. Einen Vorgeschmack hatte bereits die Single „Shot In The Dark“ Anfang Oktober geliefert.

Brian Johnson kehrt auf die AC/DC-Bühne zurück.
Brian Johnson kehrt auf die AC/DC-Bühne zurück. © Getty Images for Coachella | Frazer Harrison

Coronavirus-Pandemie verhindert Comeback-Auftritt in 2020

Fast heimlich wurde zwischen 2018 und 2019 in Vancouver aufgenommen. „Als wir ins Studio gekommen sind, war sofort die Elektrizität da“, schwärmt Sänger Johnson. „Diese Verbindung ist nur durch die vielen gemeinsamen Jahre möglich.“ Der 73-Jährige, der stimmlich wieder voll auf der Höhe ist, kam vor 40 Jahren als Nachfolger des kurz vorher gestorbenen AC/DC-Frontmanns Bon Scott in die Band. Lesen Sie hier: AC/DC-Sänger Brian Johnson – niemand für Schöngeister

Ursprünglich wollten AC/DC schon in diesem Jahr auftreten. Die Pandemie verhinderte das. „Wir hatten schon zwei Wochen geprobt“, erzählte Johnson der Deutschen Presse-Agentur. „Dann ist jeder nach Hause geflogen, und drei Tage später kommt dieses Virus.“

AC/DC ist zurück – dank einer „wunderbaren Erfindung“

An sein zwischenzeitliches Karriere-Aus denkt der Sänger ungern zurück. „Wenn einem gesagt wird, dass man aufhören muss, fühlt sich das an, als ob man keine Beine hätte, es ist schrecklich“, erinnerte sich der 73-Jährige, der zuletzt durch Guns’N’Roses-Sänger Axl Rose ersetzt wurde. „Glücklicherweise habe ich mich nur mit einer Flasche Whiskey zugeschüttet. Ich hab keine Drogen genommen, ich brauchte keinen Psychiater. Ich habe mir gesagt, ich muss jetzt stark sein.“ Hintergrund: Axl Rose erobert AC/DC-Fans im Sturm

Weiter erzählt Johnson: „Für mich war es das Ende. Nichts mehr zu machen, wenn man nicht hören kann.“ Zu diesem Zeitpunkt sei er 36 Jahre in der Band gewesen. „Wenn man älter wird, passieren Dinge, mit denen man nie gerechnet hätte, zum Beispiel Taubheit.“ Sein Comeback hat er einem speziellen Hörgerät zu verdanken, das für ihn entwickelt wurde. Es sei eine „wundervolle Erfindung“, sagte Johnson und er hoffe, bald wieder mit der Band auf der Bühne zu stehen.

Das alte AC/DC-Quintett ist wieder vereint

Nun rockt Johnson also wieder an der Seite von Angus Young (Gitarre), Cliff Williams (Bass), Phil Rudd (Schlagzeug) und Stevie Young (Rhythmusgitarre). Und so wie 1980 das legendäre Album „Back In Black“ ein Tribut an Scott war, ist „Power Up“ dem vor drei Jahren gestorbenen Bandgründer und Rhythmusgitarristen Malcolm Young gewidmet, der als Rückgrat von AC/DC galt. Lesen Sie auch: So trauern Rockmusiker und AC/DC-Fans um Malcolm Young

AC/DC-Leadgitarrist Angus Young feiert die neuen Songs bereits ab.
AC/DC-Leadgitarrist Angus Young feiert die neuen Songs bereits ab. © dpa | Jan Woitas

Angus älterer Bruder Malcolm hatte sich krankheitsbedingt schon 2014 aus der Band zurückgezogen. Bassist Cliff Williams wollte in Rente gehen. Für Angus Young stand ein Ende von AC/DC allerdings nicht zur Debatte. „Nein, das ist mir nie in den Sinn gekommen“, versichert er.

Der Tod seines Bruders war auch ein Ansporn. Für „Power Up“ nutzte Young Songideen, die das Duo gemeinsam entwickelt hatte. „Viele Songs waren schon fertiggeschrieben“, erzählt der Kultgitarrist und wird melancholisch. „Malcolm meinte, die nehmen wir uns später vor. Aber so, wie sich die Dinge entwickelt haben, hatten wir nie die Chance dazu.“ Umso wichtiger sei es ihm, die Lieder nun zu veröffentlichen.

Young hört die neuen Songs bereits im Auto rauf und runter, wie er gestand. „Das Auto ist so ein kleines Teststudio, Musik klingt einfach besonders toll, während man fährt“, sagte der 65-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“. Allerdings fährt Young nie selbst: „Ich habe noch nicht einmal einen Führerschein – ich bin noch nie Auto gefahren.“ Seine Frau fahre. „Ich bringe nur die Musik mit“, sagte der schottisch-australische Rockmusiker.

AC/DC befeuerte Spekulationen um neues Album

Die 1973 gegründeten AC/DC gehören zu den wichtigsten Rockbands der Geschichte. Nach Label-Angaben verkauften sich ihre Alben weltweit mehr als 200 Millionen Mal. Ihre Platte „Back In Black“ (1980) sei mit 50 Millionen verkauften Exemplaren die dritterfolgreichste der Musikhistorie, hieß es weiter von Sony.

In den vergangenen Jahren war immer wieder über ein neues AC/DC-Album spekuliert worden. Zuletzt hatte die Band solche Hoffnungen mit einer neuen Website, kurzen Clips im Internet und einer Plakataktion befeuert. Neben dem Blitz-Symbol aus dem Bandlogo war häufig der Schriftzug „PWRUP“, kurz für „Power Up“ („Einschalten“), zu sehen – es war der neue Albumtitel, wie sich nun bestätigte.

(dpa/yah)