Berlin. Sandra Ciesek hat im neuen Podcast des „Coronavirus-Update“ Trumps Corona-Medikamente analysiert. Diese hält sie für nicht sinnvoll.

Viele Informationen zu Donald Trumps Corona-Infektionen sind weiterhin unklar. Dazu gehört zum Beispiel der Zeitpunkt, an dem sich der US-Präsident infizierte. In der neuesten Folge des Coronavirus-Update zeigte sich Virologin Sandra Ciesek daher wohl umso erstaunter, dass Trumps Corona-Medikamente öffentlich gemacht wurden. Ciesek analysierte Trumps Behandlung als sehr umfangreich „und auch nicht unbedingt als den Standard in den Krankenhäusern.“

Trump erhält besonderes Medikament – gewöhnliche Patienten nicht

Auf der Behandlungsliste Trumps taucht nämlich auch ein Antikörper-Cocktail der Biotech-Firma Regeneron auf. Das Unternehmen hatte das experimentelle Mittel auf Wunsch der Präsidentenärzte zur Verfügung gestellt. Der US-Immunologe Anthony Fauci hatte dem Nachrichtensender CNN gesagt: „„Ich habe einen starken Verdacht, dass ihm das geholfen hat.“ Für gewöhnliche Patienten sei das Mittel aber noch lange nicht verfügbar.

Darum ging es in den vergangenen Folgen „Coronavirus-Update“

Dieser Meinung zeigte sich auch Ciesek. Solche Antikörper-Therapien seien sehr teuer und könnten auch nur in begrenzten Mengen hergestellt werden. Trump käme in diesem Fall sein Sonderstatus zu Gute.

Antikörper-Mix: Ciesek hält Regeneron für gute Idee

Bei dem Regeneron-Mittel handele es sich um einen Antikörper Mix eines Menschen und einer Maus. Bei einer Veränderung des Coronavirus könnte so eine der Antikörperarten seine Wirksamkeit behandeln, wenn die andere Art sie verliere.

Laut Ciesek sei es deshalb „wahrscheinlich eine gute Idee, zwei dieser Antikörper zu kombinieren.“

Die Virologing Sandra Ciesek hat in der neuesten Folge des „Coronavirus-Update“Podcasts Trumps Corona-Medikamente analysiert.
Die Virologing Sandra Ciesek hat in der neuesten Folge des „Coronavirus-Update“Podcasts Trumps Corona-Medikamente analysiert. © dpa | Frank Rumpenhorst

Trump erhält Remdesivir – Mittel könnte Nierenschäden verursachen

Trump hat laut den offiziellen Angaben auch das umstrittene Mittel Remdesivir verabreicht bekommen. Das Mittel war ursprünglich für die Behandlung von Hepatitis-C- und Ebola-Patienten entwickelt worden. Es wurde im Eilverfahren und unter Auflagen in der EU-zugelassen. Chinesische Wissenschaftler bezweifeln dessen Wirkung gegen das Coronavirus und die Europäische Arzneimittelbehörde überprüft Berichte wonach das Medikament Nierenschäden hervorgerufen haben soll.

Auch Virologing Ciesek gab zu Bedenken, dass Remdesivir eben nicht perfekt auf Sars-Cov-2 ausgerichtet sei. „Wenn man sich das wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip vorstellt, würde ich sagen: Der Schlüssel passt, aber wenn man ihn umdrehen will, hakelt es ganz schön“, sagte Ciesek. Sie verwies aber auch auf eine Studie, laut der Remdesivir die Genesungszeit eines schwer an Covid-19 Erkranktem im Schnitt von 15 auf elf Tage reduzieren kann.

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Corona-Medikament für Trump sorgt für Verwirrung über Entlassung

Fragwürdig hält Ciesek die Verabreichung des Mittel Dexamethason an Trump. Der Entzündungshemmer „gilt heute als erste Wahl bei schweren Fällen mit Covid-19 - genauer gesagt bei Patienten, die beatmet werden müssen.“ Dexamethason käme deshalb eigentlich in der Spätphase bei Patienten auf der Intensivstation zum Einsatz.

Es habe keine Wirkung auf Patienten die nicht beatmet werden müssen. In diesem Falle könne das Medikament laut der Virologien sogar konträr wirken. „Wenn man den Wirkstoff in der Frühphase einer Erkrankung einsetzt und das Immunsystem blockt, könnte man sogar provozieren, dass die Erkrankung schwerer verläuft als ohne das Medikament.“ Trumps Einnahme von Dexamethason einen Tag vor seiner Entlassung irritiere daher viele Menschen.

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Trumps Vitamin-Cocktail – Ciesek bezweifelt Wirkung

Trump bekam nach offiziellen Angaben zudem Vitamin D, Zink, Aspirin und die Medikamente Melatonin sowie Famotidin verabreicht. Bis auf Famotidin bezweifelt Ciesek eine Wirkung dieser Mittel auf Trumps Corona-Erkrankung. Famotidin ist ein sogenannter Säureblocker, der zur Behandlung von Magensäure-bedingten Erkrankungen eingesetzt wird.

Zu Beginn der Pandemie hatten Wissenschaftler in China Hinweise darauf gefunden, dass Menschen, die das Mittel nehmen, ein geringes Risiko haben, an Covid-19 zu sterben. Die Wirksamkeit wird derzeit in mehreren klinischen Studien geprüft. Ciesek hält bisherige Fallbeispiele für wenig aussagekräftig und verwies auf die Notwendigkeit der laufenden klinischen Studien.

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(mit dpa/jas)