Washington. Donald Trump ist mit dem Coronavirus infiziert. Wo hat sich der US-Präsident angesteckt – und hat er sich fahrlässig verhalten?

  • Nachdem sich Präsident Trump mit dem Coronavirus infiziert hat, stellt sich die Frage, wer ihn angesteckt hat
  • Eine Möglichkeit wäre seine enge Beraterin Hope Hicks, bei der das Coronavirus bereits am Mittwochabend festgestellt wurde; allerdings könnte Trump auch Hicks angesteckt haben
  • Doch inzwischen werden immer mehr Infektionen bei Mitarbeitern und Politikern aus Trumps Umfeld bekannt

Es ist die größte Nachricht vom Ende dieser Woche: US-Präsident Donald Trump sich hat einen Monat vor der US-Wahl 2020 mit dem Coronavirus infiziert. Zunächst war nach offiziellen Angaben von nur leichten Covid-19-Symptomen die Rede. Dennoch wird er inzwischen im Militärkrankenhaus Walter Reed bei Washington behandelt.

Lesen Sie auch: Ärzte-Bulletin zu Trumps Gesundheitszustand wirft Fragen auf

Eine Frage, über die sich viele den Kopf zerbrechen: Wo hat Donald Trump sich angesteckt – und wen hat er möglicherweise infiziert?

Kayleigh McEnany – auch Trumps Sprecherin positiv getestet

Der jüngste Corona-Fall in Trumps Umfeld betrifft Kayleigh McEnany, die Sprecherin des Weißen Hauses. Sie wurde am Montag positiv getestet. Seit Donnerstag sei sie jeden Tag durchgehend negativ getestet worden, schrieb McEnany auf Twitter. Sie habe keine Symptome. Am Donnerstag hatte McEnany zuletzt eine Pressekonferenz im Weißen Haus vor Reportern gehalten. Dabei trug sie wie üblich keine Maske.

Schon am Donnerstag war bekannt geworden, dass Präsident Trumps enge Beraterin Hope Hicks positiv auf das Virus getestet worden war. Der Präsident selbst bestätigte die Infektion seiner Mitarbeiter in einem Interview mit dem amerikanischen TV-Sender Fox News.

Lesen Sie hier: Alle News zu Corona im Ticker.

Hicks war in den Tagen zuvor mit dem Präsidenten zu dessen TV-Duell mit Herausforderer Joe Biden in Cleveland und einem weiteren Wahlkampfauftritt gereist. Auch am Mittwoch war sie mit dem Präsidenten in Minnesota unterwegs. Inwieweit dabei Hygieneregeln und Mindestabstände eingehalten wurden, ist unklar. Hat also Hope Hicks ihren Chef mit dem Virus infiziert – oder hatte der Präsident sich bereits angesteckt und gab das Virus an Hicks weiter?

US-Wahl 2020 - Alles zum Duell Trump vs. Biden

Schwiegersohn von Trump und Beraterin Hicks in engem Kontakt

Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es bislang nicht. Fest steht aber: Auf Fotos von Mittwoch ist Hicks mit Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner zu sehen – ohne Abstand und ohne Maske.

Hope Hicks (r.) mit den Präsidenten-Beratern Stephen Miller (Mitte) und Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump.
Hope Hicks (r.) mit den Präsidenten-Beratern Stephen Miller (Mitte) und Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump. © AFP | Andrew Caballero-Reynolds

Donald Trump selbst spekulierte in einem Interview mit dem Fernsehsender „Fox News“, dass sich Hicks bei dem persönlichen Kontakt mit Polizisten und Soldaten angesteckt haben könnte. Hicks sei eine sehr herzliche Person, der es schwer falle, Soldaten und Polizisten von sich fern zu halten, sagte Trump. „Sie kommen zu dir und sie wollen dich umarmen. Und sie wollen dich küssen, weil wir wirklich gute Arbeit für sie geleitet haben. Man kommt sich näher und Dinge passieren.“

Trumps engster Kreis soll Corona-Infektion für sich behalten haben

Fahrlässig scheint der Umgang von Trumps engstem Kreis mit der Infektion von Hicks gewesen zu sein. Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, soll Hicks Infektion am Donnerstagmorgen nur wenigen im Weißen Haus bekannt gewesen sein.

Trump besuchte am gleichen Tag trotz des Wissens um die Infektion noch eine Spendenaktion in New Jersey. „Es wurde befunden, dass es sicher für den Präsidenten ist, dorthin zu reisen“, sagte Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany am Freitag vor Journalisten. Die Frage, ob Trump nicht eine Gefahr für die Anwesenden dargestellt habe, beantwortete sie nicht.

Trump wird wegen Corona-Infektion in Militärklinik behandelt

weitere Videos

    Das Event habe im Freien stattgefunden, sagte McEnany. Die Nachrichtenwebsite „Politico“ will jedoch erfahren haben, dass es auch ein Treffen mit besonders großzügigen Spendern im engeren Kreis gegeben haben soll. Im Freien habe sich Trump auf Abstand zu den Teilnehmern befunden.

    Trump informiert erst Stunden nach bekannt werden der Infektion

    Erst als das Nachrichtenunternehmen Bloomberg über Hicks Corona-Infektion berichtete, bestätigte Trump diese am Donnerstagabend im Interview bei „Fox News“.

    Wie die „New York Times“ und andere Medien berichten, könnte die Vorstellung von Richterin Amy Coney Barrett im Weißen Haus eine Art „Superspreader“-Ereignis gewesen sein. Trump stellte die Juristin, die er für einen Sitz am Obersten Gerichtshof nominiert hat, am vergangenen Samstag im Rosengarten des Regierungssitzes vor. Auch interessant: Supreme Court: Abtreibungsgegnerin Coney Barrett nominiert

    Bei der Veranstaltung hatten wenige Menschen Abstand gehalten oder Masken getragen. Inzwischen sind mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer positiv auf das Coronavirus getestet worden, die bei dem Anlass nebeneinander saßen, darunter Kellyanne Conway, bis vor kurzem eine von Trumps engsten Beraterinnen, ein republikanischer Senator, der Dekan der Universität, an der Barrett bislang lehrte, und First Lady Melania Trump.

    Im Weißen Haus werden nach Angaben von Insidern selten Masken getragen – weil Präsident Trump sie bislang für nicht nötig hielt.

    Trump selbst kritisierte immer wieder Corona-Schutzmaßnahmen wie allgemeine Maskenpflichten. Zuletzt hatte er den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden für das Tragen einer Maske gar verspottet.

    (dpa/fmg/nfz)