Tübingen. Forscher haben in mehreren Schweinefleischprodukten Hepatitis-E-Viren gefunden. Eine Infektion kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.

In Schweinefleischprodukten wie Leberwurst und Leberpastete haben Tübinger Wissenschaftler Hepatitis-E-Viren (HEV) nachgewiesen. Zehn Prozent aller getesteten Produkte seien kontaminiert gewesen, so das Ergebnis der Studie von Thirumalaisamy Velavan vom Institut für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen.

Die Forscher um Velavan untersuchten Produkte aus Supermärkten und Metzgereien in Tübingen, Reutlingen, Stuttgart und Dortmund. Zwischen Oktober und Februar entnahmen die Wissenschaftler folgende Produkte genauer unter die Lupe:

  • 41 Proben von Schweinelebern
  • 40 Proben von streichfähigen Leberwürsten
  • 40 Proben von Leberpasteten
  • 10 Proben von Rohwürsten ohne Leber

Hepatitis-E-Viren in Schweinefleisch: Infektiosität nicht geklärt

Die Proben stammten vor allem aus West- und Südwestdeutschland, einige aus europäischen Ländern wie Polen, Österreich, Belgien und den Niederlanden. Auch interessant: Lebensmittel: Warum wir mehr Fairness im Handel brauchen

Die Untersuchung habe gezeigt, dass Schweinefleischprodukte deutlich stärker betroffen seien als Schweineleber, sagte Velavan weiter. Die Proben der Schweinelebern wiesen einen Anteil von fünf Prozent auf, bei Leberwürsten waren es 13 Prozent. Der Vergleich mit früheren Studien habe zudem ergeben, dass das Vorkommen von Hepatitis-E-Viren in Lebensmitteln mit Schweineleber seit zehn Jahren relativ unverändert und sehr hoch sei.

Nicht untersucht wurde nach Angaben der Wissenschaftler jedoch, wie infektiös die Viren sind – sie könnten daher bereits inaktiv sein, wenn die Lebensmittel bei ihrer Herstellung entsprechend erhitzt wurden. Lesen Sie außerdem hier: Corona-Ausbruch bei Tönnies: Übertragung durch Fleisch möglich?

Hepatitis E: Das sind die Symptome bei einer Infektion

Die Studienergebnisse veröffentlichte der Wissenschaftler im „Journal of Viral Hepatitis“. An der Untersuchung waren auch Forscher des Robert Koch-Instituts, des Bundesinstituts für Risikobewertung und der Medizinischen Hochschule Hannover beteiligt.

Hepatitis E wird hierzulande hauptsächlich über unzureichend gegartes, infiziertes Schweinefleisch und Wild übertragen. Nur in Einzelfällen wird sie als Reisekrankheit importiert. Mit Hepatitis A, B, C, D und E sind insgesamt fünf Arten der Leberentzündung bekannt.

Hepatitis A und E können der Behörde zufolge unbemerkt verlaufen oder für einige Wochen zu Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchbeschwerden führen. Hepatitis B, C und D können dagegen schwere Leberschäden verursachen, die auch zum Tode führen können.

2019 wurden nach Angaben des Tübinger Instituts in Deutschland 3727 Fälle gemeldet. Im August 2020 lag die Zahl für das laufende Jahr bereits bei 2280 bekannten Fällen. (jkali/dpa)