Wasbüttel. Ein 38-Jähriger ist am Sonntag in Niedersachsen tödlich mit einem Ferrari verunglückt. Es gibt Hinweise auf ein illegales Autorennen.

Steckt ein illegales Autorennen hinter einem tödlichen Unfall mit einem Sportwagen? Ein Verdacht, dem die Polizei nach einem Verkehrsunfall im Landkreis Gifhorn nachgeht. Bei der Unfallaufnahme hätten Zeugen Hinweise auf ein zweites Auto gegeben, das dem Sportwagen dicht gefolgt sei, teilte die Polizei am Montag mit. Ein 24-jähriger Fahrer sei ausfindig gemacht worden. Gegen ihn werde nun ermittelt.

Ein 38-Jähriger war am frühen Sonntagabend mit seinem Sportwagen von der Kreisstraße 67 zwischen Isenbüttel und Wasbüttel abgekommen und gegen einen Baum geprallt, woraufhin der rote Ferrari in drei Teile gerissen worden sei. Der Fahrer sei durch den Aufprall aus dem Wagen geschleudert worden. Den Angaben zufolge starb er noch an der Unfallstelle. Er war vermutlich mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs.

Sechsjähriger bei illegalem Rennen in Dresden getötet

Ähnliche Nachrichten gibt es immer wieder. Erst am Samstagabend hatte ein Unfall in Dresden Aufsehen erregt: Nach einem mutmaßlichen illegalen Autorennen ist dort ein Sechsjähriger gestorben. Der Junge war von einem Auto angefahren worden, als er über die Straße gehen wollte. Er erlag im Krankenhaus wenig später seinen Verletzungen. Zwei Autofahrer im Alter von 31 und 23 Jahren werden beschuldigt.

In Niedersachsen fallen der Polizei ebenfalls immer wieder illegale Rennen auf. Im Juli wurden in Hannover gleich drei Sportwagen beschlagnahmt, die Fahrer zwischen 19 und 22 Jahren mussten ihre Führerscheine abgeben. Im Mai wurde in Braunschweig ein 19-Jähriger unter Drogeneinfluss gestoppt, der sich ein Rennen mit zwei anderen Autos lieferte.

Zum Osterfest Mitte April, als die Straßen wegen der Coronapandemie leer waren, lieferten Blitzgeräte in Hannover eine Masse an Belegen für Geschwindigkeitsüberschreitungen. In der Tuningszene ist der „Car Friday“ ein beliebter Tag für illegale Rennen auf der Straße.

Illegale Autorennen: Meist in Großstädten

Die Schwerpunkte der Szene liegen aber in Metropolen wie Berlin oder Köln – davon sehen die Behörden das ländlich geprägte Niedersachsen weit entfernt. „Es liegen keine Erkenntnisse zu einem Schwerpunkt in Niedersachsen vor“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover. In Berlin wurde ein Raser, der bei einem Rennen 2016 einen Mann tötete, wegen Mordes verurteilt. Die Fall ging durch mehrere Instanzen, bis der Bundesgerichtshof im Juni befand: Es war Mord.

„Straßenrennen kommen vor“, heißt es bei der niedersächsischen Polizei. Die örtlichen Polizeiinspektionen wüssten, wo sich in ihrem Beritt die Autotuning-Szene treffe. Es handelt sich zumeist um junge Männer, die ihre Autos aufmotzen und mit röhrenden Motoren zu schnell über die Straßen jagen.

Ein Sprecher des Innenministeriums betonte, dass dagegen gezielt vorgegangen werde. Einen solchen Einsatz gab es im Juni in Nordenham im Kreis Wesermarsch. 14 Fahrzeuge wurden in eine Halle gelotst und begutachtet. Neun von ihnen waren illegal technisch verändert, sie wurden aus dem Verkehr gezogen. Auch mehrere Raser gingen ins Netz.

Hintergrund: Was sind illegale Autorennen?

Wie der ADAC schreibt, gelten illegale Autorennen seit 2017 als Straftat und nicht mehr wie zuvor als Ordnungswidrigkeit. Was als Rennen definiert wird, ist unterschiedlich: Es könne sich um Fahrten gegeneinander auf langer Strecke handeln, um Beschleunigungsrennen von Ampel zu Ampel oder um Rennen allein auf Zeit.

Bei einer Verurteilung werde grundsätzlich der Führerschein entzogen. Wesentlich höher fallen die Strafen aus, wenn andere Menschen gefährdet werden: Wenn beim illegalen Rennen Menschen sterben oder schwer verletzt werden, sei mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren zu rechnen. (dpa/raer)