Berlin. Beamte des Bundeskriminalamts ermitteln im Fall „Maddie“ McCann. Mit Bagger und Spaten wurde ein Kleingarten in Hannover durchsucht.

Im Fall der verschwundenen „Maddie“ McCann hat die Polizei am Mittwochabend die Durchsuchung einer Kleingarten-Parzelle am Stadtrand von Hannover beendet. Ob etwas gefunden wurde, blieb zunächst unklar.

Der Einsatz stand im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen Mordes gegen den verdächtigen 43-jährigen Deutschen Christian B., sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig bereits am Dienstag. Derzeit wollen die Ermittler aber keine weiteren Details nennen.

Fall „Maddie“: Ermittler setzen Mini-Bagger in Region Hannover ein

Über den Polizeieinsatz hatte zuerst die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtet. Mit einem Bagger ließen die Ermittler am Mittwochmorgen weiteres Erdreich auf dem Grundstück wegschaufeln, das Beamte im Anschluss mit Spaten und Harke genauer durchsuchten. An der Aktion war neben der Polizei aus Hannover und Braunschweig auch das Bundeskriminalamt (BKA) beteiligt.

Durchsuchung der Kleingarten-Parzelle in Hannover.
Durchsuchung der Kleingarten-Parzelle in Hannover. © dpa | Peter Steffen

Zu sehen war, dass die Polizei neben Erdreich auch Fundamente hat wegbaggern lassen. Ein Spürhund kam laut „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ in einem Hohlraum unter einer alten Bodenplatte zum Einsatz. Gibt es einen „geheimen Keller“, wie die „Bild“-Zeitung schreibt? Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig sagte der dpa: „Wir kommentieren die laufenden Maßnahmen zum Schutz der Ermittlungen nicht.“

Fernsehteams und Fotografen von Medien aus unterschiedlichen Ländern drängten sich an der Absperrung am Rande der Grabungsarbeiten. Neben der britischen Presse waren TV-Teams unter anderem aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden vor Ort.

Wie der Pächter der unmittelbar angrenzenden Nachbarparzelle der Deutschen Presse-Agentur sagte, war das Gartengrundstück zuletzt unbenutzt. Es befand sich kein Gartenhaus mehr darauf, auf dem Gelände wuchsen Brombeerbüsche und ein Kirschbaum. In den zwei Jahren, in denen er seine Parzelle nutze, habe er auf dem Nachbargrundstück niemanden gesehen, sagte der Pächter.

Fall „Maddie“: Christian B. soll überstürzt die Kündigung eingereicht haben

Der Vorsitzende des Kleingartenvereins, Jürgen Krumstroh, sagte über Christian B.: „Eigentlich war er unauffällig, er war immer freundlich und hat seine Gartenarbeit gemacht. Ich war geschockt, als ich bei der neuen Fahndung nach Maddie im Frühjahr auf einmal sein Bild gesehen habe.“

Seltsam sei nur sein Abschied aus der Gartenkolonie gewesen. „Er hat mir nachmittags die Kündigung gebracht, ist in seinen vollgepackten, randvollen Kleinwagen gestiegen, und danach habe ich nie wieder was von ihm gehört.“ Über den Kleingarten hatte zunächst die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht dazu, ob Durchsuchungen auch in anderen Kleingärten geplant seien.

Fall Madeleine- So kamen die Ermittler dem Verdächtigen auf die Spur

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    Der in Kiel inhaftierte B. steht im Verdacht, 2007 die dreijährige Britin Maddie aus einer Ferienanlage in Praia da Luz in Portugal entführt zu haben. Anfang Juni hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mitgeteilt, dass sie den Deutschen als Verdächtigen betrachtet.

    Sie ermittelt gegen den unter anderem wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestraften Mann deshalb wegen Mordes. B. sitzt derzeit in Schleswig-Holstein noch wegen eines Drogendelikts im Gefängnis. Die Ermittlungen laufen.

    Verdächtiger wegen Missbrauchs an Frau verurteilt

    Der Verdächtige zog derweil nach Angaben seines Rechtsanwalts seinen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung wegen der aktuellen Haftstrafe zurück. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den Landgerichten im schleswig-holsteinischen Kiel und niedersächsischen Braunschweig über die Zuständigkeit dafür hatte in der vorigen Woche der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entscheiden müssen. Demnach sind die Braunschweiger Richter für den Antrag zuständig.

    B. habe das Vertrauen in die Braunschweiger Justiz verloren, wie sein Kieler Verteidiger Friedrich Fülscher am Dienstag erklärte. Er sehe sich von dem dort ansässigen Landgericht zu Unrecht für die Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Bürgerin in Portugal im Jahr 2005 verurteilt. Er schließe aber nicht aus, dass sein Mandant später einen neuerlichen Antrag stelle, ergänzte Fülscher.

    Das Braunschweiger Landgericht hatte B. im September wegen des Missbrauchs der Frau zu sieben Jahren Haft verurteilt, die Strafe ist aber noch nicht rechtskräftig. Derzeit liegt der Fall beim BGH. B. hielt sich nach Angaben deutscher Ermittler zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve im Süden Portugals auf.

    Demnach soll er seinen Lebensunterhalt dort unter anderem durch Drogenhandel und Einbrüche in Ferienanlagen und Hotels bestritten haben. In diese Zeitspanne soll auch die mutmaßliche Ermordung von „Maddie“ fallen.

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    (dpa/les/mbr/ba)