Berlin. Viele Länder kämpfen momentan mit steigenden Corona-Infektionen. Dazu gehört zum Beispiel Spanien. Ein Überblick über die Hotspots.

  • Wo auf der Welt sorgen Ausbrüche für steigende Corona-Zahlen?
  • Millionen Menschen haben sich bereits mit dem Coronavirus angesteckt – einige Länder sind stärker betroffen
  • Welche Länder könnten die neuen Pandemie-Risikogebiete und Hotspots werden? Wir geben einen Überblick

Seit rund einem halben Jahr hält das Coronavirus die Welt in Atem. Mehr als 16 Millionen Menschen haben sich inzwischen angesteckt, mehr als 640.000 sind gestorben.

Die USA, Brasilien, Indien und Russland führen die Liste an. Aber auch in anderen Ländern werden mehr und mehr Infizierte registriert. Wo entstehen die neuen Hotspots der Pandemie?

1. Corona in Spanien: Britische Urlauber müssen in Quarantäne

Im bei Deutschen besonders beliebten Urlaubsland Spanien steigen die Infektionszahlen wieder rapide an. Erst am 21. Juni hatte die Regierung in Madrid den landesweiten Alarmzustand aufgehoben. Zuvor hatten in Spanien monatelang drastische Bestimmungen gegolten. Dann schien Sars-CoV-2 mit nur noch rund 2400 Neuinfektionen pro Woche beherrschbar. Lesen Sie hier: Auswärtiges Amt warnt – Diese Länder sind Corona-Risikogebiete.

Doch seit der Aufhebung der Maßnahmen schnellt die Zahl der positiven Tests wieder nach oben: Zuerst rund 3300, dann etwa 6300 und zuletzt rund 12.100 neue Fälle hat das staatliche Gesundheitsinstitut Carlos III in den vergangenen drei Juli-Wochen vermeldet.

Deshalb warnen einige Länder nun vor dem Spanien-Urlaub. Briten, die aus Spanien zurückkehren müssen gar in eine zweiwöchige Quarantäne. Das Auswärtige Amt hat dagegen bisher noch keine Reisewarnung für Spanien erlassen.

Auch Deutschland warnt vor Reisen in bestimmte spanische Regionen. Wegen des starken Anstiegs der Corona-Infektionen in Spanien rät das Auswärtige Amt nun von touristischen Reisen in mehrere Regionen ab. Betroffen sind

  • Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona und den
  • Stränden der Costa Brava sowie die westlich davon im Landesinneren liegenden Regionen
  • Aragón und
  • Navarra.

2. Corona in Österreich: Corona-Ausbrüche in Touristenorten

In Deutschlands Nachbarland Österreich gilt wieder eine verschärfte Maskenpflicht. Sie wurde wegen der zuletzt deutlich gestiegenen Infektionszahlen eingeführt, nachdem das Land sie eigentlich bereits abgeschafft hatte. Unter anderem in Supermärkten sowie in Bank- und Postfilialen muss nun wieder ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Außerdem entsteht in Österreich möglicherweise ein neuer Hotspot: In St. Wolfgang am Wolfgangsee stieg die Zahl der bestätigten Corona-Fälle am Sonntag (26. Juli) auf 53 an, wie die Landesbehörden in Linz mitteilten. Die Corona-Fälle in St. Wolfgang wecken Erinnerungen an den Ausbruch im österreichischen Wintersportort Ischgl im März. Viele Touristen aus Deutschland hatten sich dort angesteckt. Auch der Wolfgangsee ist für viele deutsche Touristen ein beliebtes Reiseziel.

3. Corona in Deutschland: Robert-Koch-Institut warnt wegen Zahlen

Auch in Deutschland ist die Lage wieder angespannter. Für das Robert Koch-Institut sei die Entwicklung derzeit generell „sehr beunruhigend“. „Eine weitere Verschärfung der Situation muss unbedingt vermieden werden“, sagte eine RKI-Sprecherin. Lesen Sie hier: RKI warnt wegen steigenden Corona-Zahlen in Deutschland

Bundesweit gebe es viele kleinere „Geschehen“ in verschiedenen Landkreisen: So hätten sich Menschen bei größeren Feiern im Familien- und im Freundeskreis, bei Freizeitaktivitäten, an Arbeitsplätzen, aber auch in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen angesteckt. Hinzu kämen zunehmende Fälle unter Reiserückkehrern. Aus diesem Grund bringen Politiker auch eine Corona-Testpflicht für Reisende in die Diskussion.

4. Corona in Kroatien:Infektionszahlen steigen wieder an

Auch in Kroatien steigen die täglichen Infektionszahlen wieder an. Dabei galt die Pandemie dort zwischenzeitlich bereits als eingedämmt. Doch dann gab es allein in einem Kloster in Đakovo an einem Tag 36 neue Corona-Fälle. Allerdings sind steigende Infektionszahlen vor allem in der Region Slawonien und in Zagreb konzentriert. Die Urlaubsregionen Istrien und die dalmatinische Küste sind weit weniger betroffen.

Die Niederlande raten bereits von Reisen nach Kroatien ab. Die Regierung setzte das Risiko von „Gelb“ auf „Orange“, was heißt, das Bürger dazu aufgerufen werden, nur noch mit dringenden Gründen nach Kroatien zu reisen. Auch das Auswärtige Amt weist auf die steigenden Corona-Zahlen hin, verzichtet jedoch auf eine Reisewarnung.

„Das Covid-19-Infektionsaufkommen war in Kroatien über mehrere Wochen niedrig, nimmt zuletzt allerdings stark zu. Regionale Schwerpunkte sind bisher die Hauptstadt und das Umland von Zagreb, Slawonien sowie die Gespanschaft Split-Dalmatien”, heißt es auf der Internetseite.

Kroatien warb bereits wieder um Touristen. Nun steigen die Corona-Fallzahlen in dem Land wieder deutlich an.
Kroatien warb bereits wieder um Touristen. Nun steigen die Corona-Fallzahlen in dem Land wieder deutlich an. © PIXSELL | dpa Picture-Alliance / Dino Stanin

5. Südafrika: Kapstadt von Corona-Pandemie besonders betroffen

Die Südspitze von Europas Nachbarkontinent hat die Corona-Pandemie besonders stark erwischt. Bisher wurden mehr als 434.000 Corona-Infektionen und über 6600 Todesfälle (Stand 26. Juli) registriert. Damit belegt Südafrika Platz 5 der vom Virus am meisten betroffenen Länder.

Am heftigsten von Corona gebeutelt ist die bei Touristen beliebte Region Westkap mit der Provinzhauptstadt Kapstadt. Mit einem der weltweit strengsten Lockdowns versuchte Südafrika seit Ende März die Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Aber auf Druck der Wirtschaft wurden die Ausgangssperren Anfang Juni trotz der steigenden Zahl an Corona-Infektionen teilweise gelockert.

Experten rechnen damit, dass der Höhepunkt der Infektionswelle im August oder September zum Ende des südafrikanischen Winters erreicht wird. Das Land mit rund 56 Millionen Einwohnern führt von allen afrikanischen Staaten am meisten Tests durch.

Bestatter in Südafrika arbeiten wegen Corona am Limit

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    6. Israel: Netanjahu wegen Corona-Politik in der Kritik

    Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel ist so hoch wie nie zuvor. Das israelische Gesundheitsministerium teilte mit, am 21. Juli seien mehr als 1970 Fälle gemeldet worden. Ein Wert von 2000 Neuinfektionen pro Tag gilt in dem Land als Marke für noch schärfere Einschränkungen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte bereits, es werde alles unternommen, um einen generellen Lockdown zu verhindern. Aber: „Es bleiben nicht viele Möglichkeiten, es ist keine normale Situation.“

    Ausgangsbeschränkungen soll es vorerst nicht geben, dafür müssen aber Geschäfte, Einkaufszentren, Freiluftmärkte, Büchereien, Museen und Touristenattraktionen an Wochenenden geschlossen bleiben. Ausgenommen sind Lebensmittelläden und Apotheken. Seit dem 18. Juli dürfen am Wochenende auch Strände nicht mehr betreten werden.

    Anders als zunächst beschlossen, dürfen Restaurants in Israel weiter Gäste bewirten. Auch Schwimmbäder und Fitnessstudios dürfen geöffnet bleiben.

    In Jerusalem versammeln sich seit Wochen immer wieder zahlreiche Menschen, um gegen den Umgang der Regierung mit der Corona-Krise zu demonstrieren. In der Nacht zum 26. Juli ist die israelische Polizei gewaltsam gegen Teilnehmer einer Demonstration gegen den rechtskonservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu vorgegangen. Zwölf Menschen seien wegen Teilnahme an Unruhen festgenommen worden, teilte Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Sonntag mit.

    Die Polizei setzte unter anderem Wasserwerfer ein, um die Kundgebung aufzulösen. Insgesamt hatten sich nach Medienberichten am Samstagabend rund 6000 Menschen in der Nähe von Netanjahus Amtssitz versammelt. Sie protestierten gegen Arbeitslosigkeit, Korruption und Netanjahus Umgang mit der Corona-Krise. Die Protestierenden schlugen Trommeln, bliesen in Hörner und riefen Netanjahu zum Rücktritt auf. Es seien auch Teilnehmer einer Gegendemonstration festgenommen worden, die Netanjahu unterstützten, berichtete die Nachrichtenseite „ynet“.Auch an vielen anderen Orten in Israel demonstrierten Menschen, darunter vor der privaten Villa des Regierungschefs in der Küstenstadt Caesarea und in einem Park in Tel Aviv.

    Gewaltsam ist die Polizei gegen Demonstranten in Jerusalem vorgegangen.
    Gewaltsam ist die Polizei gegen Demonstranten in Jerusalem vorgegangen. © Getty Images | AMIR LEVY

    Zunächst hatte die israelische Regierung eine großflächige Ausbreitung des Virus verhindert, indem sie Mitte März eine strikte Ausgangssperre verhängt hatte. Ende Mai wurden viele Corona-Regeln aber gelockert, in der Folge schnellten die Infektionszahlen in die Höhe.

    Netanjahu hat bereits eingeräumt, die Corona-Maßnahmen zu früh gelockert zu haben. Angesichts der Proteste kündigte er vor Kurzem finanzielle Soforthilfen für alle Bürger an. Experten kritisierten den Schritt und forderten stattdessen gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft. Die befindet sich derweil längst in der Krise. Die Arbeitslosenquote liegt mittlerweile bei 20 Prozent.

    WHO warnt vor weltweit neuen Corona-Hotspots.

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      7. Australien: Zahl der Infizierten und Corona-Toten steigt

      Australien hat am Sonntag, 26. Juli, innerhalb eines Tages so viele Corona-Tote gemeldet wie nie zuvor. Zehn Menschen zwischen 40 und 80 Jahren seien binnen 24 Stunden an den Folgen einer Coronavirus-Infektionen gestorben, gab der Regierungschef des stark betroffenen Bundesstaats Victoria, Daniel Andrews, bekannt. Das ist laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP die höchste Zahl von neu hinzugekommenen Todesfällen in Australien seit Beginn der Pandemie.

      Die Behörden in Victoria meldeten zudem 459 neue Ansteckungsfälle – am Samstag waren noch 357 Neuinfektionen verzeichnet worden. Der Bundesstaat mit der Millionenmetropole Melbourne ist weitgehend vom Rest des Landes abgeriegelt, in Melbourne wurden Ausgangsbeschränkunge n und eine Maskenpflicht verhängt. Die Bürger dürfen bis mindestens 19. August nicht das Haus verlassen, außer zum Einkaufen von Lebensmitteln, zu Arzt- und Pflegebesuchen, zur Ausübung körperlicher Fitness oder um zu arbeiten. Trotzdem seien die Infektionszahlen immer noch „viel zu hoch“, sagte Andrews.

      Australien hatte die Ausbreitung des Coronavirus zunächst erfolgreich eingedämmt. Bereits im April gab die Regierung Entwarnung, im ganzen Land wurden die Corona-Regeln wieder gelockert. Die Gesamtzahl der verzeichneten Coronavirus-Infektionen in Australien liegt inzwischen bei rund 14.000.

      Menschen mit Schutzanzügen in der australischen Stadt Melbourne.
      Menschen mit Schutzanzügen in der australischen Stadt Melbourne. © Getty Images | Daniel Pockett

      8. Peru: Lockerer Corona-Lockdown mit Folgen

      Der Andenstaat Peru hat sich zu einem Corona-Notfall entwickelt. Bisher haben sich in dem 32-Millionen-Land mehr als 375.000 Menschen infiziert. Mehr als 17.000 sind gestorben (Stand 26. Juli). Der frühe Lockdown der Regierung stieß an seine Grenzen, weil die Nöte der Menschen groß sind.

      Anstatt die Häuser nur für dringend notwendige Nahrungsmitteleinkäufe zu verlassen, arbeiteten die Menschen wieder. Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung sind im informellen Sektor, also der Schattenwirtschaft beschäftigt. Und so gingen die Menschen viel zu früh wieder Schuhe putzen, Autos waschen und an ihre Straßenverkaufsstände.

      Wenn man der Regierung um Präsident Martín Vizcarra etwas vorwerfen kann, dann, dass sie nicht konsequent genug die Einhaltung des Lockdowns durchgesetzt hat. In Chile, Kolumbien oder Kuba ist dies gelungen.

      Mediziner versorgen einen Covid-19-Patienten auf der Intensivstation eines Krankenhauses in der peruanischen Hauptstadt Lima.
      Mediziner versorgen einen Covid-19-Patienten auf der Intensivstation eines Krankenhauses in der peruanischen Hauptstadt Lima. © AFP | ERNESTO BENAVIDES

      (jas/amw/afp)