Berlin. Sie befallen ganze Bäume und breiten sich immer weiter aus. Wie Sie sich vor den Raupen des Eichenprozessionsspinners schützen.

Im Frühling ist es wieder soweit: Die Raupen der Eichenprozessionsspinner sind zurück – und mit ihnen der auffällige Baumbefall. Die großen, weißen Gespinste der Schädlinge kommen vor allem auf Eichen vor. Doch die Raupen der Schmetterlinge sind nicht nur für die Wirtsbäume gefährlich, sondern auch für den Menschen.

Wir erklären, was Sie über den Eichenprozessionsspinner wissen sollten.

Eichenprozessionsspinner: Woran erkennt man sie?

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners schlüpfen in den Frühlingstagen zwischen April und Mai. Kurz darauf schließen sie sich zu den typischen „Prozessionen“ zusammen, also größeren Gruppen von etwa 20 bis 30 Raupen, die auf Nahrungssuche gehen. In den Abendstunden halten sich die Eichenprozessionsspinner meist in den Kronen von Eichen auf, dort fressen sie die Blätter ihrer Wirtsbäume.

Die Larven haben feine, weiße Brennhaare, die ein Nesselgift enthalten: das Thaumetopoein. Als voll entwickelte Nachtfalter werden die Eichenprozessionsspinner je nach Geschlecht bis zu 36 Millimeter groß, die Flügel sind grau bis braun.

Eichenprozessionsspinner: Sind sie gefährlich?

Die Raupen der Eichenprozessionsspinner sind für Menschen und Tiere gefährlich: Der Kontakt mit ihnen kann allergische Reaktionen oder eine sogenannte Raupendermatitis auslösen. Die Brennhaare der Eichenprozessionsspinner-Raupen reizen die Oberhaut und die Schleimhäute – die Folgen können Knötchen, Quaddeln oder Hautentzündungen sein.

Als weitere Symptome können außerdem Schwindel, Fieber, Bronchitis und Asthma auftreten. Auch ein allergischer Schock kann nach dem Kontakt mit den Tieren auftreten. Die Symptome können mit kortisonhaltigen Medikamenten und Salben gelindert werden und verschwinden nach etwa zwei Wochen.

Baumpfleger entfernen die Neste des Eichenprozessionsspinners in Spezialanzügen.
Baumpfleger entfernen die Neste des Eichenprozessionsspinners in Spezialanzügen. © imago images | Benjamin Horn

Eichenprozessionsspinner bekämpfen: Diese Mittel helfen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt eine Kombination aus Absammeln, Absaugen und Pestiziden als Verfahren im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner.

Der Umweltverband hält den Biozid-Einsatz in der Schädlingsbekämpfung allerdings für unverantwortlich, weil damit auch alle anderen Schmetterlinge getötet werden. Auch Mittel mit angeblich schonenden Wirkstoffen können schädlich für die Gewässer und andere Insekten sein.

Eichenprozessionsspinner: Wann beginnt die Saison?

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners schlüpfen bis Anfang Mai. Mitte bis Ende Juni verpuppen sie sich. Sie spinnen sich in ockerfarbene Kokons ein und bilden an den Baumstämmen ein bis zu einem Meter großes Gespinst. Mit der Verpuppung werden die Eichenprozessionsspinner für Mensch und Tier ungefährlich. Nach drei bis fünf Wochen schlüpfen die Falter.

Darum ist der Eichenprozessionsspinner für Menschen gefährlich

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    In welchen Bundesländern gibt es besonders viele Eichenprozessionsspinner?

    In den vergangenen Jahren kam es wegen der anhaltenden Trockenheit zu einer Massenvermehrung der Eichenprozessionsspinner. Vor allem jüngere Bäume und große, geschlossene Waldgebiete werden von den Tieren befallen, obwohl der Schädling ältere Bäume bevorzugt.

    In Deutschland sind Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern besonders stark von dem Schädlingsbefall betroffen. Im vergangenen Jahr musste eine Duisburger Schule wegen der Eichenprozessionsspinner zeitweise schließen.

    Haben Eichenprozessionsspinner natürliche Feinde?

    Die natürlichen Feinde des Eichenprozessionsspinners sind Wanzen, Schlupfwespen, Raupenfliegen, der Kuckuck, der Pirol und einige Arten von Käfern.

    Eichenprozessionsspinner: Woher kommen sie?

    Die Eichenprozessionsspinner stammen aus Südeuropa. Ihre Verbreitung hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter nach Norden ausgedehnt. Grund dafür sind unter anderem der Handel mit lebenden Eichenpflanzen und die Klimaveränderung.

    Wer ein Nest entdeckt, sollte den Eichenprozessionsspinner-Befall bei den Behörden melden.
    Wer ein Nest entdeckt, sollte den Eichenprozessionsspinner-Befall bei den Behörden melden. © dpaDeutsche Presse-Agentur! Honorarfrei für FMG-Tageszeitungen! | Bodo Marks

    Was mache ich, wenn ich einen Eichenprozessionsspinner entdecke?

    Wer Nester des Eichenprozessionsspinners entdeckt, sollte sie dem zuständigen Gesundheits-, Gartenamt oder im Wald den Forstämtern melden und den Kontakt mit den Raupen vermeiden.

    Die Behörden können den Eigentümer des Anwesens zur Beseitigung der Nester durch eine Fachfirma verpflichten – zumindest dann, wenn eine Absperrung des betroffenen Baumes nicht möglich ist. Die Ausgaben dafür muss der Grundstücksbesitzer selbst tragen und kann sie nicht der öffentlichen Hand in Rechnung stellen.

    Welche Bäume bevorzugt der Eichenprozessionsspinner?

    Der Eichenprozessionsspinner kommt an allen Eichenarten vor. Neben der Stiel- und Traubeneiche beherbergt er auch die amerikanische Roteiche. Er bevorzugt einzeln stehende, ältere Eichen. In Trockenjahren kann es allerdings zu Massenvermehrungen kommen, dann werden auch jüngere Bäume und große geschlossene Waldgebiete befallen.

    Wie schütze ich mich vor Eichenprozessionsspinnern?

    Raupen und ihre Nester dürfen auf keinem Fall berührt werden. Bei Verdacht eines Kontaktes mit den Gifthaaren sollte die Kleidung so schnell wie möglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, wie die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) empfiehlt.

    Die Raupenhaare können mit einem Klebestreifen entfernt werden. Alle Gegenstände, die mit den Haaren in Kontakt gekommen sein könnten, sollten gereinigt werden. Bei Hautreaktionen sollte der Hausarzt aufgesucht werden, bei Atemnot sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.

    Gibt es 2020 mehr Eichenprozessionsspinner als sonst?

    Für 2020 wird mit einer großen Verbreitung des Eichenprozessionsspinners gerechnet, weil der Winter vergleichsweise mild war.

    (afp/dpa/msb)