Bonn. Ein Fuchs, der die Ostereier bringt? Für unsere Vorfahren gar nicht so absurd. Im 19. Jahrhundert hatte der Hase noch Konkurrenz.

Ein bekleideter Hase mit menschlichen Zügen und aufrechtem Gang, der Kindern zu Ostern Eier schenkt: Eigentlich müsste uns diese Vorstellung reichlich absurd vorgekommen. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert – und hat sich bis heute erstaunlich gut gehalten.

Als Überbringer der Ostereier taucht der Hase erstmals in Kinderbüchern, Illustrationen, auf Postkarten und als Schokoladenfigur auf, wie das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn berichtet. Das niedliche Tier mit den langen Ohren wurde optisch vermenschlicht: mit aufrechtem Gang und mit Tätigkeiten wie im Bilderbuch-Klassiker „Häschenschule“.

Der Osterhase setzt sich durch gegen Fuchs und Kuckuck

„Es war ein ideales Bild für eine Neubelegung des Osterfestes, das sich im 19. Jahrhundert von einem rein kirchlichen Fest zu einem säkularen Familienfest entwickelte“, sagt die Leiterin des Instituts, Dagmar Hänel. In das bürgerliche Familienbild hätten auch Rituale wie Verstecken und Suchen der Eier, der Familienspaziergang und der Osterhase gepasst.

So wird Ostern in anderen Ländern gefeiert

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    In manchen Regionen galten auch Fuchs und Kuckuck als Überbringer der Ostereier, aber der flauschige Hase setzte sich durch. Eine andere These, dass der Hase das Begleittier der germanischen Göttin Ostera sei, sei „eine historische fake-Nachricht“, sagt Hänel.

    Eine solche Göttin sei Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden worden. In dieser Zeit traf die Vorstellung aber einen Nerv, berichtete die Volkskundlerin. Ostera wurde als blonde Frühjahrsbringerin auf einem von Hasen gezogen Wagen dargestellt. Eine weitere Anekdote über die Verbindung vom Hasen zu Ostern stammt aus den Alltag: Demnach missriet einem Bäcker die Form der Osterlämmer, und die gebackenen Tiere ähnelten Hasen. (küp/dpa)