Essen. In der Arte-Dokumentation „Der große Rausch“ geht es um die Erfolgsgeschichte der Drogen. Wie der großflächige Drogenhandel begann.

Die Sucht nach dem Rausch zieht sich durch die gesamte bekannte Menschheitsgeschichte. Doch aus dem allzu menschlichen Grundbedürfnis nach Mitteln zur Flucht aus dem Alltag wurde durch die industrielle Herstellung von Drogen ein Geschäft, das neben Körper und Geist ganze Gesellschaften ruiniert. Der Themenabend bei Arte spürt heute der Erfolgsgeschichte der modernen Drogen nach, mit ernüchternden Diagnosen.

Unter dem Titel „Der große Rausch“ hat Arte Frankreich eine Reihe mit drei jeweils knapp einstündigen Folgen zur Geschichte des großflächigen Anbaus von Pflanzen zur Drogenherstellung und des globalen Handels damit produziert. Gemeinhin wird der Drogenhandel als kriminelles Phänomen und Problem gesehen – was er in seinen Ursprüngen gar nicht war. Besonders der erste Teil „Das Zeitalter der Imperien“ wirkt da bewusstseinserweiternd.

Drogen: Geschäft und Waffe

Die europäischen Kolonialmächte des 19. Jahrhunderts, allen voran das britische Empire, suchen Absatzmärkte für aus Mohn gewonnenes Opium. Die Briten finden diese in China. Das rückständige Kaiserreich kann sich gegen die Invasion nicht wehren, Millionen Menschen werden abhängig. Korruption zersetzt den Staat. In dem Machtvakuum machen sich Verbrecherbanden breit. Und mit Drogen lässt sich nicht nur ein riesiges Geschäft, sondern auch Machtpolitik machen.

Das Schema aus der Kolonialzeit wiederholt sich in Abwandlungen noch oft. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienen Drogen den Geheimdiensten als eine Waffe, nicht nur im Kalten Krieg – sondern auch Frankreich nutzt sie bei seinen Kriegen in Algerien und Indochina.

Akademisch und distanziert von den Betroffenen

Eine Waffe, die sich bald gegen die westlichen Länder selbst richtet. Millionen Menschen vor allem in den USA, aber auch in Europa, werden abhängig. Erst ihre Nachfrage schafft einen Multimilliarden-Markt für kriminelle Organisationen. „Der große Rausch“ Teil 2 und 3 zeichnen die Erfolgsgeschichte der großen Drogenkartelle nach, von der italienischen Mafia und der „French Connection“, den Bossen in Kolumbien und Mexiko bis zu den Drogen-finanzierten Warlords im Goldenen Dreieck von Burma und den chinesischen Triaden nach.

Kiffen gegen den Corona-Blues

weitere Videos

    Es ist dokumentarisch und filmisch sauber gemacht, jedoch überwiegend abgehoben von dem Leben der Betroffenen und akademisch in der Betrachtung der Auswirkungen auf die Gesellschaften. Doch das ändert sich grundlegend beim empfehlenswertesten Beitrag des Themenabends ab 22.55 Uhr, ebenfalls eine Erstausstrahlung.

    Drogenabhängige zum Abschuss freigegeben

    Unter dem Titel „Philippinen: Dutertes blutiger Drogenkrieg“ gelang es dem preisgekrönten Filmemacher James Jones, einer Polizeieinheit ganz nahe zu kommen, die für unzählige illegale Hinrichtungen von Drogensüchtigen verantwortlich gemacht wird – ein kleines, düsteres Meisterwerk.

    Bekanntlich hat der populistische Präsident Duterte drei Millionen Abhängige auf den Philippinen mit Drogendealern gleichgesetzt und sie im wahrsten Sinne des Wortes zum Abschuss freigegeben. Es ist wohl das aktuell erschreckendste Beispiel dafür, wie Drogen eine Gesellschaft von innen zerstören können.

    Drogen – Mehr zum Thema:

    In Deutschland wird immer wieder die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt setzt sich für eine Legalisierung von Cannabis ein. Auch FDP, Linke und die neue SPD-Führung um Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sind offen für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis-Produkte an Volljährige. Viele Experten sehen die Legalisierung von Cannabis skeptisch.

    wirkung von cannabis verzehnfacht- experten schlagen alarmAnfang des Jahres hatte der Anstieg von K.o.-Tropfen, die unter dem Namen „G“ als Party-Droge konsumiert werden, für Schlagzeilen gesorgt.

    • „Der große Rausch“, Arte, Dienstag 31. März, 20.15 Uhr.