Essen. Im sehenswerten siebten Kroatien-Krimi „Tote Mädchen“ heißt es Abschied nehmen von Darstellerin Neda Rahmanian. Darum lohnt er sich.

Niemand würde ernstlich bezweifeln, dass Neda Rahmanian die Hauptdarstellerin der „Kroatien-Krimis“ ist. In der siebten Episode „Tote Mädchen“ könnte man aber auch meinen, dass Lenn Kudrjawizki diese Rolle einnimmt. Es gehört sich zwar nicht, den Knüller eines Films zu verraten, aber in diesem Fall lässt sich das kaum vermeiden, weil die gesamte Handlung darauf basiert.

Der Film beginnt buchstäblich mit einem Knalleffekt: Als sich Kommissarin Branka Marić, Leiterin der Mordkommission Split, zum abendlichen Rendezvous auf der Jacht ihres Zweitfreunds Lado (Aleksandar Jovanovic) einfindet, gibt es eine Explosion, bei der beide ums Leben kommen; Christoph Darnstädt (Buch) und Michael Kreindl (Regie), die bislang gemeinsam für alle „Kroatien-Krimis“ verantwortlich waren, haben ihren Star (auf dessen Wunsch) tatsächlich sterben lassen. Davon muss man sich erst mal erholen.

Publikum bekommt Zeit, sich zu verabschieden

Der Film gewährt den Hinterbliebenen und dem Publikum einige Szenen der Trauer, und die unnötig angriffige Rechtsmedizinerin (Sarah Bauerett) macht ihre Kratzbürstigkeit wieder gut, indem sie dem Leichnam zu früherer Schönheit verhilft.

Danach wird Spannung auf gleich mehreren Ebenen erzeugt. Natürlich wollen Marićs Mitarbeiter Perica (Kudrjawizki) und Vucevic (Kasem Hoxha) wissen, wer ihre Chefin umgebracht hat, stehen aber erst mal vor der Frage, wem der Anschlag überhaupt gegolten habe: ihr oder dem Bootsbesitzer?

Branka Marić (Neda Rahmanian) und Pathologin Brigitta Stevic (Sarah Bauerett, re.) untersuchen eine Mädchenleiche.
Branka Marić (Neda Rahmanian) und Pathologin Brigitta Stevic (Sarah Bauerett, re.) untersuchen eine Mädchenleiche. © ARD Degeto/Conny Klein | Handout

Da die beiden keine Ahnung haben, dass der Mann Brankas Geliebter war, gehen sie davon aus, dass sie beruflich auf der Jacht war. Kurz zuvor ist im Wasser die Leiche eines zwölfjährigen Mädchens gefunden worden, womöglich ein Fall von Menschenhandel, und Lado Trifunovic ist bekanntermaßen in zwielichtige Geschäfte verwickelt; vielleicht hat ein alter Widersacher eine Rechnung beglichen. Natürlich finden Perica und Vucevic irgendwann heraus, dass die Kommissarin in einer Menage à trois lebte; also Mord aus Eifersucht?

Kriminalistische Ebene der Geschichte ist spannend

Daneben gibt es aber noch einen zweiten Handlungsstrang – und der macht den Film erst richtig interessant: Die beiden Polizisten bekommen Unterstützung durch eine Kollegin aus der Hauptstadt Zagreb: Stascha Novak (Jasmin Gerat), der der Ruf einer „männerhassenden Zicke“ vorauseilt. Weil Polizeichef Kovacic (Max Herbrechter) Perica gern als Brankas Nachfolger sähe, sollen die beiden Beamten der Kommissarin das Leben so schwer wie möglich machen.

Dummerweise entpuppt sich Stascha Novak als ausgezeichnete Ermittlerin, die sich hartnäckig in den Fall verbeißt und prompt ist Perica hin und her gerissen: hier die Loyalität zur toten Chefin, dort die Anweisung des Vorgesetzten, schließlich die Karriereaussichten; aber über allem die Suche nach dem Mörder.

Die kriminalistische Ebene der Geschichte ist spannend, doch die Einführung der neuen Figur setzt den Reizpunkt des Films. Es spricht für die Verantwortlichen der Reihe, dass sie Neda Rahmanian nicht einfach sang- und klanglos durch eine andere Darstellerin ersetzt haben. Neben der Art der Einführung ist Jasmin Gerat auch schauspielerisch eine vortreffliche Wahl.