Baiersbronn. Das bekannte Drei-Sterne-Restaurant „Schwarzwaldstube“ im „Traube Tonbach“ ist nach einem Feuer zerstört. Die Ursache ist unklar.

Einen Tag nach dem verheerenden Brand in dem Sternerestaurant Schwarzwaldstube im Hotel „Traube Tonbach“ herrscht weiter Fassungslosigkeit bei den Besitzern und Gourmet-Fans aus aller Welt. Eine Erklärung für das Unglück gibt es weiterhin noch nicht – die Ursachenforschung konnte noch nicht aufgenommen werden.

Denn: Nach dem heftigen Feuer – das Lokal ist vollständig ausgebrannt – kann die Ruine noch nicht betreten werden. Erst, wenn die Überreste ausreichend gesichert sind, können Spezialisten den Ort untersuchen. Ob sich dann eindeutig von den Brandermitttlern ergründen lässt, wie das Feuer ausbrechen konnte, ist unklar.

Grundsätzlich ist es den Experten meist möglich, zu erkennen, an welcher Stelle ein Feuer ausbrach, was Rückschlüsse auf die Ursache zuließe. Auch Brandstiftung lässt sich häufig nachweisen. Aber nicht immer.

Ob Ermittler und Brandsachverständige am Montag schon in das Gebäude hineingehen können, war am Sonntagabend noch nicht gesichert. Das Dach war eingestürzt, die Außenwände blieben stehen. Feuerwehr-Einsatzleiter Martin Frey schickte wegen der Einsturzgefahr keine Einsatzkräfte zum Löschen in das Haus.

„Traube Tonbach“: Schwarzwaldstuben-Chef aufgewühlt – aber rational

Mit dem Brand ist eines der bekanntesten Gourmet-Restaurants Deutschlands den Flammen zum Opfer gefallen. Das Drei-Sterne-Restaurant unter Küchenchef Torsten Michel hat im Restaurantführer „Gault & Millau“ 19,5 von 20 Punkten. Damit gehörte es zur absoluten Gastronomie-Elite in Deutschland.

„Schwarzwaldstube“ abgebrannt: Küchenchef Torsten Michel.
„Schwarzwaldstube“ abgebrannt: Küchenchef Torsten Michel. © dpa | Christoph Schmidt

Michel sagte laut „Schwarzwälder Bote“, er sei sehr aufgewühlt von den Ereignissen. „Doch so tragisch der ideelle und materielle Verlust durch das Feuer sind – am Ende ist es nur ein Gebäude.“ Die drei Sterne führte die Schwarzwaldstube seit 1992. Erkocht und bis zur Übergabe gehalten hatte sie Gastro-Legende Harald Wohlfahrt.

„Es fühlt sich an, als ob mein Wohnzimmer abgebrannt ist“, sagte der Spitzenkoch der „Stuttgarter Zeitung“. Wohlfahrt war mehr als 40 Jahre bei den Inhabern des Hotels „Traube Tonbach“ angestellt und hatte für das Gourmetrestaurant drei Michelin-Sterne erkocht.

„Als ich vorhin am Hotel war, musste ich mit der Fassung ringen“, sagte Wohlfahrt, der in Baiersbronn wohnt. Er sei in den frühen Morgenstunden von den Sirenen der Feuerwehren geweckt worden, die zum Hotel rasten. Wohlfahrt und die Inhaber hatten sich 2017 entgegen aller guten Absichten zur Überraschung der Branche im Streit getrennt.

„Schwarzwaldstube“ im „Traube Tonbach“ – Schaden im siebenstelligen Bereich

Im Hotel lässt man sich von dem Unglück offenbar nicht entmutigen: „Im Moment ist es unfassbar und ein großes Unglück, doch wir werden es als Chance betrachten“, heißt es auf der Facebook-Seite.

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Laut Polizei sei das Feuer bemerkt worden, als der Brandmelder im Küchenbereich angeschlagen hatte. Beim Eintreffen der Feuerwehr seien bereits offene Flammen zu sehen gewesen.

Menschen seien laut Polizei deshalb nicht zu Schaden gekommen, da in diesem Teil des Hotels keine Gäste untergebracht sind. 63 Gäste haben jedoch das Haupthaus verlassen müssen, da der Rauch dort hinein gezogen sei. Der Schaden belaufe sich laut Polizeiangaben auf eine siebenstellige Summe.

Die Besitzer äußern sich auf Facebook „überglücklich, dass weder Gäste noch Mitarbeiter zu Schaden gekommen sind. Wir als Inhaberfamilie und das gesamte Team danken den vielen Kräften vor Ort von Herzen für ihren schnellen Einsatz!“

Torsten Michel führt das Restaurant seit Juli 2017, er hatte von Harald Wohlfahrt übernommen, der im Herbst 1980 Küchenchef geworden war. Dass es 25 Jahre lang konstant mit drei Michelinsternen ausgezeichnet war, machte es einzigartig; kein anderes Haus in der Bundesrepublik hielt konstant ein derartiges Niveau.

International gefeiert: Harald Wohlfahrt machte das Restaurant groß

1994 wurde Wohlfahrt sogar von der „New York Times“ zu einem der zehn besten Köche der Welt gewählt – ein Gastronom, der sich auch vor Experimenten nie versteckte. 2010 entwickelte Wohlfahrt zum Beispiel Feinkost aus der Dose. Zielgruppe: Astronauten der Europäische Raumfahrtbehörde ESA.

Online heißt es im aktuellen „Guide Michelin“ zur „Schwarzwaldstube“: „Definitiv eine Institution! Hier bleibt man ganz klar der klassisch-französischen Küche treu, bringt aber auch immer wieder einen modernen Twist mit ein.“

Beachtlich sei die handwerkliche Präzision, der Aufwand, der geschmackliche Tiefgang, die Klarheit der Aromen. Auch zelebriere man höchste Servicekultur – „spannend, wenn direkt am Tisch filetiert wird!“

Auf der Website des Restaurants ist zu lesen, dass eigentlich am 6. Januar die Betriebsferien beginnen hätten sollen. 2018 hatte das Haus einen berühmten Praktikanten aus der TV-Welt: Joko Winterscheidt kochte für einen Beitrag für sein Magazin „JWD“ mit.

(lhel/ses)