Berlin. In der Serie „Treadstone“ spielt Schüle die Hauptrolle. Im Interview spricht sie über ihre Karriere, Heimat und Social-Media-Detox.

Nach „Berlin Station“ ist Emilia Schüle in „Treadstone“ zu sehen, einer Action-Serie beim Streaming-Dienst Amazon Prime um manipulierte Killer-Agenten. Die 27-Jährige spricht im Interview über die Rolle.

„Treadstone“ ist Ihre zweite internationale Serienproduktion. Diesmal spielen Sie sogar eine Hauptrolle. Wie kam der Zuschlag?

Emilia Schüle: Ich werde seit ein paar Jahren auch von einer internationalen Schauspielagentur vertreten. Im Vorfeld hatte ich ein Selftape – das ist ein Casting, bei dem ich eine kurze Szene spiele und mich dabei selbst mit dem Handy oder Laptop aufnehme – an das Casting-Team verschickt und wurde nach einer etwas längeren Wartezeit dann direkt besetzt.

Gleich in der ersten Folge haben Sie eine ebenso beeindruckende wie heftige Fightszene. Wie hart mussten Sie dafür trainieren?

Schüle: Drei Wochen lang habe ich in Budapest Stunt-Training absolviert. Das ist eine heftig lange Zeit, wenn ich bedenke, dass ich in der Serie nur zwei Kämpfe habe, die insgesamt nicht mal vier Minuten dauern.

In den USA läuft „Treadstone“ erfolgreich. Haben Sie jetzt Blut geleckt und wollen international richtig durchstarten?

Schüle: Ich bin mir da ehrlich gesagt noch nicht wirklich sicher. Natürlich wäre jetzt ein sehr guter Zeitpunkt, auch mal in Los Angeles anzuklopfen und auszutesten, was vielleicht noch alles geht. Aber ich trage wegen dieser Frage gerade einen inneren Konflikt aus. Denn ich weiß auch, was es für ein Opfer für mich bedeuten würde, wenn ich diesen Weg einschlage.

Was für ein Opfer meinen Sie?

Schüle: Ich müsste mich aus meiner Komfortzone herausbewegen. Ich liebe meine Heimatstadt: In Berlin bin ich groß geworden, hier lebt meine Familie und habe ich meine engen Freunde. Hier hängt mein Herz. Das alles dafür aufzugeben, damit ich für ein halbes Jahr in den USA zu Castings gehen kann… Ich weiß nicht, ob ich das wirklich will.

Stichwort Heimat: Sie sind in Russland geboren worden. Wie sehr schlägt Ihr Herz für dieses Land?

Schüle: Vor zwei Jahren habe ich eine Reise an meinen Geburtsort gemacht, die für mich nicht schöner hätte sein können. Sie begann am Baikalsee und ging dann weiter mit der transsibirischen Eisenbahn durch faszinierend weite Landschaften bis hin zu meinem Geburtsort. Es war alles sehr entschleunigend – hat als Eindruck aber auch erst einmal gereicht. Ich habe mich damals viel mit dem Begriff Heimat beschäftigt und mir die Frage gestellt, ob ich Russland so nennen kann und wer ich eigentlich bin.

Dabei habe ich für mich festgestellt, dass ich mich zu hundert Prozent als Deutsche fühle. Es war für mich zwar sehr wichtig, an meinen Geburtsort zurückzukehren und mich dort umzuschauen. Aber nun hat sich der Kreis für mich erst mal geschlossen. Vielleicht gehe ich noch mal für paar Monate nach Russland, um die Sprache noch besser zu lernen und das Land weiter zu bereisen. Die Frage ist nur wann. (lacht)

Wenn Sie auf Reisen sind, lassen Sie Ihre Fans per Instagram oft daran teilhaben. Wie wichtig ist Ihnen dieses digitale Werkzeug?

Schüle: Ich liebe es sehr, zu fotografieren, wenn ich unterwegs bin. Bereits als Teenager habe ich mir von der Gage für meine ersten Drehtage eine gute Kamera gekauft. Ich mag es, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen; Menschen und Momente festzuhalten. Insofern ist Instagram für mich ein weiteres gutes Ausdrucksmittel. Andererseits habe ich festgestellt, dass ich zu viel Zeit mit dieser App verbringe und deshalb mal was anderes ausprobiert: Detox.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Inwiefern?

Schüle: Seit Januar 2019 lege ich in regelmäßigen Abständen Social-Media-Detox-Wochen ein. Dann bin ich bei Instagram, Facebook & Co offline; poste nichts und schaue mir auch nichts an.

Sind Sie dann komplett offline?

Schüle: Nein, ich nutze weiterhin Whats­App oder Google und lese News. Ehrlich gesagt ginge das doch heute gar nicht mehr, komplett offline zu sein. Manche Leute würden sich sofort Sorgen machen und am Ende gar denken, dass ich umgekommen bin, wenn ich eine Woche lang nicht auf eine Message antworten würde. (lacht) Wobei es auch mal einen Versuch wert wäre. Es ist schon so heftig, wie sehr das digitale Leben uns alle im Griff hat.

Wie gefährlich ist zu viel Online-Zeit in Ihren Augen generell – vor allem für Kinder?

Schüle: Ich sehe das alles sehr skeptisch und kritisch. Die Spätfolgen werden sich ja erst zeigen. Wir wissen nicht, was das ständige Onlinesein mit unserer Psyche anstellt. Die omnipräsenten Möglichkeiten der digitalen Kommunikation haben uns doch alle überrannt – nicht nur Kids, sondern auch wir Erwachsene sind zunehmend süchtig. Es fehlen Vorbildfunktionen und Erfahrungswerte.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich das analoge Leben noch kennengelernt und mein erstes Smartphone erst im Alter von 16 Jahren bekommen habe. Ich frage mich, wie sich die Kinder und Jugendlichen entwickeln, die es gar nicht mehr anders kennen…